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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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immer noch sehr schlammig, aber nach einer Weile folgte ein Abschnitt, auf dem man ein wenig Schotter ausgebracht hatte. So kamen sie schneller voran. Zu Alduins großer Freude verstanden sich Bardelph und seine Mutter immer besser und gingen nicht mehr so förmlich miteinander um. Und Bardelph überließ ihm sogar wieder die Zügel.
    »Du wirst sehen, die Straße wird immer besser, je mehr wir uns der Stadt nähern«, erklärte Bardelph. »Am Ende verläuft sie auch ziemlich gerade, wenn wir durch die Tiefebene kommen. Halte einfach die Zügel ganz locker, dann dürftest du keine Probleme haben.«
    Aranthia stieg ab, um eine Weile neben dem Wagen herzulaufen. Sie hatte den langen Rock und die Bluse abgelegt und trug stattdessen eine rotbraune Hose und ein grünes Leinenhemd mit Dreiviertelärmeln. Alduin hatte sie nur ganz selten in dieser Kleidung gesehen. Stolz bemerkte er, wie schlank und jugendlich sie aussah und wie leicht es ihr fiel, mit dem gleichmäßigen Trott des Maultiers Schritt zu halten. Der Morgen schien so voller Hoffnung und Erwartung! Entspannt und schweigend zogen sie dahin, aber die Luft war voller Geräusche: das gleichmäßige Stampfen der Hufe; das Klirren des Zaumzeugs, wenn das Tier den Kopf schüttelte, um die Fliegen zu verjagen; das Knarren und Ächzen des alten Wagens und der andersartige Klang der Räder, als sie über eine Holzbrücke fuhren oder als sie nicht mehr auf Schotter, sondern über festgestampfte Erde rollten; das Zwitschern der Vögel, das allmählich verstummte, als die Sonne höher stieg. Um die Mittagszeit kamen sie an einem Bauernhof vorbei und kurz danach an einer Abzweigung, die zu einer kleinen Ansammlung von Gebäuden führte. Ein paar Männer, die auf einem Feld arbeiteten, winkten ihnen zu.
    Die Erinnerung an Rihschas Verschwinden und die Verfolgung von Carto verblasste immer mehr, das Erlebnis war fast schon wieder vergessen. Alduin schaute sich unablässig um und dachte, dass diese Welt vielleicht doch ein ganz annehmbarer Ort war.
    »Siehst du dort, am Horizont?«, unterbrach Bardelph das lange Schweigen.
    Alduin reckte den Hals; Aranthia stieg auf den Kutschbock, um weiter blicken zu können.
    »Sanforan«, sagte sie. Auf ihrem Gesicht lag ein nachdenklicher Ausdruck.
    »Ich sehe nichts«, sagte Alduin enttäuscht.
    »Gib mir die Zügel«, sagte Bardelph, »dann kannst du auch aufstehen.«
    Alduin erhob sich vorsichtig und stützte sich auf die Schultern der beiden Erwachsenen. Jetzt endlich sah er etwas: schwache Umrisse, die sich über eine anscheinend riesige Entfernung am Horizont erstreckten. Sosehr er seine Augen auch anstrengte, es war noch zu weit, um schon Einzelheiten erkennen zu können.
    »Wie lange brauchen wir noch bis dorthin?«
    »Wir kommen bald an einen Bach. Ich denke, dort sollten wir erst einmal rasten und überlegen, was wir tun wollen, wenn wir angekommen sind«, antwortete Bardelph. »Früher Nachmittag wäre eine gute Zeit für die Ankunft. Die Straßen sind dann nicht so überfüllt und wir hätten genug Zeit, einen Gasthof zu suchen.«
    »Gehen wir dann auch gleich zum Falkenhaus?«
    »Eins nach dem anderen. Sobald wir ein Zimmer für uns gefunden haben, mache ich mich auf den Weg, um herauszufinden, wie es in der Falknerei steht. Wenn Calborth noch lebt, dürfte das nicht so schwierig sein. Wenn nicht, könnte es ein wenig komplizierter werden.«
    »Aber ...«, begann Alduin, doch der Raide unterbrach ihn sofort.
    »Ich weiß, dass du es kaum noch erwarten kannst, aber zuerst solltest du mal eine Nacht richtig durchschlafen. Vertraue mir!«
     

     
    Aranthia war wieder sehr still geworden und offenbar tief in Gedanken versunken. Die bevorstehende Rückkehr in die Stadt, die sie vor so langer Zeit verlassen hatte, drängte ihr viele Fragen auf und erfüllte sie mit Sorge: Waren ihre Eltern noch am Leben? Sollte sie sie besuchen? Und was war aus ihren Geschwistern geworden? Als sie damals weggegangen war, hatte sie ums Überleben kämpfen müssen. Da blieb ihr kaum Zeit für Gedanken an ihre Familie. Schon als sie Cal kennen lernte und als dann Alduin geboren wurde, konnte sie sich kaum noch an ihre älteren Schwestern erinnern, schon gar nicht an das ihres jüngeren Bruders. Aber jetzt fragte sie sich, wie ihr Leben verlaufen war und ob sich ihre Geschwister noch an sie erinnerten. Hatten sie damals verstanden, warum sie weggegangen war?
    Aranthia hatte für die Reise nach Sanforan zunächst nur ein Ziel gehabt: Alduin zu einer

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