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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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kreiste und davonflog. Er bemerkte nicht das heraustropfende Blut an seiner Hand - dort, wo Rihscha seine Krallen tief in die Haut eingegraben hatte.
    »Rihscha! Wo willst du denn hin? Willst du, dass ich dir folge?«
    Bardelph rannte hinunter zum Wasser, doch der Falke war bereits außer Sicht.
    »Sei kein Narr«, murmelte der Raide bei sich. »Alduin geht es offensichtlich gut. Er braucht keine Hilfe.«
    Er schlenderte zum Gemüsebeet, kratzte sich nachdenklich den Kopf und nahm seine Arbeit wieder auf.
    »Und was mache ich jetzt? Hier warten oder Aranthia die gute Nachricht überbringen?«
    Unvermittelt lachte er über sich selbst.
    »Keine Frage - natürlich.«
     
    Auch Alduin musste herzlich lachen, als er die Verbindung mit Rihscha abbrach.
    »Du hättest Bardelphs Gesicht sehen sollen. Als er Rihscha sah, wurde er leichenblass, als hätte er ein Gespenst vor sich. Und dann, als er die Nachricht gelesen hatte, sprang er herum wie ein wild gewordenes Huhn. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Es war so gut, ihn wiederzusehen. Mit etwas Glück können wir morgen gegen Ende des Tages dort sein.«
    »Dann sollten wir uns jetzt besser auf den Weg machen«, schlug Erilea vor und hob den hölzernen Riegel an.
    Die beiden vergewisserten sich, dass sie das Tor hinter sich wieder sorgsam verriegelt hatten. Dann führten sie Fea Lome im Schritt zwischen den grasenden Pferden hindurch, die - wie ihnen auf den ersten Blick auffiel - von besonders edler Abstammung waren. Als sie weitergingen, erreichten sie eine malerische Stelle. Dort beschrieb der Mangipohr nach einer Kehre eine scharfe Biegung durch die Schlucht und wurde in die entgegengesetzte Richtung gelenkt. Zwischen den Flussläufen hatte sich eine Halbinsel gebildet, die zu drei Seiten von Wasser umgeben war. Hier hatte man mit Baumstämmen eine natürliche Absperrung geschaffen. Etwas weiter, im Wald hinter dem Fluss, erkannten die beiden eine große Lichtung und in der Mitte ein beeindruckendes Holzgebäude. Der Hauptteil bestand aus zwei Stockwerken. Das Satteldach war mit dicken, aber sauber gestutzten Grassoden gedeckt. Von beiden Seiten des Mitteltrakts öffneten sich wie ausgebreitete Arme weitläufige Stallungen. Sie sahen Menschen, die emsig ihrer Arbeit nachgingen, und das Ganze erweckte den Eindruck eines rundum blühenden Gutshofes.
    »Nie hätte ich damit gerechnet, hier im Wald etwas so Beeindruckendes zu sehen«, stieß Erilea überrascht hervor. »Hast du schon einmal so etwas gesehen?«
    »Nein, wirklich nicht«, antwortete Alduin. »Kenne zwar ein paar gemütliche Katauren-Siedlungen, aber nicht damit vergleichbar.«
    Sie saßen wieder auf. Alduin trieb Fea Lome an, und sie ritten unter einem kunstvoll geschnitzten Torbogen hindurch auf das Gebäude zu. Die Arbeiter rings um die Ställe nickten ihnen ganz beiläufig zu, ließen sich aber nicht von der Arbeit ablenken.
    Im Eingang zum Hauptgebäude sahen sie eine hochgewachsene Frau. Offenbar war sie auf die beiden Reiter aufmerksam geworden und blickte ihnen erwartungsvoll entgegen. Sie war unverkennbar eine Kataurin, auch wenn sie - was ungewöhnlich war - ihr dickes Haar kurz geschnitten trug und wie ein Mann gekleidet war. Sie verneigte sich, als Alduin und Erilea abstiegen:
    »Schön, dich zu sehen, Schwester. Willkommen auf Mastrill Hall. Ich bin Wendle«, stellte sie sich vor und richtete den Blick auf Erilea. »Besuche unserer Wunand-Schwestern sind viel zu selten. Daher sei doppelt herzlich willkommen. Bitte folge mir. Ich will dir etwas Erfrischendes anbieten. Der Mann kann derweil die Stute zu den Ställen bringen.«
    Bevor Erilea irgendetwas erwidern oder gar hätte klarstellen können, kündigte ein schriller Ruf Rihschas Rückkehr an. Alduin schlüpfte in seinen Falknerhandschuh und hob ihm die Faust zur Landung entgegen.
    »Der Falkner und ich reisen gemeinsam«, stellte Erilea schnell klar, nachdem Rihscha sanft gelandet war. »Das ist Alduin, im Bund mit dem Falken Rihscha, und ich bin Erilea.«
    »Ungewöhnlich für eine Wunand-Amazone, nicht wahr?«, sagte Wendle. »Ich muss sagen, ich war überrascht, dich mit ihm reiten zu sehen, mit einem, der nicht reinen Blutes ist.«
    »Meine Mutter ist eine Wunand und mein Vater Raide«, unterbrach Alduin mit Stolz in seiner Stimme und zugleich verärgert über den nicht achtenden Ton der Frau.
    »Mag es sein, wie es sein soll«, fuhr Wendle fort, wobei sie nach wie vor nur Erilea ansah. »Kein Mann darf die Haupthalle des Gebäudes

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