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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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hinwegzuducken und meinen Arm zu packen. Der Streitkolben traf seinen Schädel, der knackte wie verrottetes Holz, und schwang weiter, um den Schenkel eines anderen Mannes zu zertrümmern. Er ging schreiend zu Boden. Die Übrigen stoben auseinander.
    »Mr Pyms Durchlass«, sagte Mr Ink. »Mr Scogman besorgt ein Boot.«
    Auf diese Weise war Mr Ink mit Mr Pym und den anderen Abgeordneten nach dem Eindringen des Königs ins Parlament entkommen. Es hieß, seit der Schießpulver-Verschwörung seien die Keller des Parlaments besser gesichert, aber sie glichen immer noch einem Kaninchenbau mit einem Zugang zum Fluss.
    Ich taumelte, in meinem Kopf drehte sich alles vom Schwingen des Streitkolbens. Mr Ink fand den Speaker und führte uns beide zur Flussseite des Sitzungssaals. Eine Gestalt wie aus einem Albtraum versperrte uns den Weg. Sein Gestank erstickte uns beinahe. Sir Lewis hätte fast komisch ausgesehen, wenn da nicht seine Augen gewesen wären, die bösartig aus seinem geschwärzten Gesicht starrten. Und das Messer in seiner Hand. In beengten Räumen war der Streitkolben nutzlos. Das Messer schoss auf mich zu, doch ehe die Klinge ihr Ziel erreichte, ließ Bill Stroud einen schweren Band mit Parlamentsprotokollen auf Sir Lewis’ Kopf niedersausen. Die Abgeordneten schlugen zurück.
    Wie Mr Pym vor fünf Jahren, bahnten wir uns einen Weg durch die Keller, voll von vermodernden Papieren und aufgestapelten Möbeln. Der Speaker protestierte, es sei sinnlos; die Abgeordneten hätten während des Bürgerkriegs angeordnet, den Durchlass zu versperren. Zunächst sah es aus, als hätte er recht, doch dann, geleitet von einem Luftzug, der den Geruch des Flusses mit sich trug, schob Mr Ink ein paar Kisten zur Seite, und da war er. Ich wickelte den Streitkolben in ein Stück altes Sackleinen und folgte den anderen durch den Gang. Er war eng und niedrig, so dass wir gezwungen waren, die Köpfe einzuziehen und uns den Rücken aufschrammten, als der feuchte, verschimmelte Gang sich dem Fluss näherte. Am oberen Ende einer Treppe befand sich eine schwere Tür, verriegelt und abgesperrt. Die Verzweiflung des Speakers wurde von der düsteren Befriedigung gemildert, dass er am Ende doch recht behalten hatte: Die Sicherheit des House war nicht in Gefahr.
    Schweigend tastete Mr Ink die Wand ab, bis er einen Stein fand, der lockerer saß als seine Nachbarn. Der Aushöhlung dahinter entnahm er einen Schlüssel, der viel über das Herausschmuggeln von verbotenen Reden verriet, auf Wegen, die nur den Schreibern und Laufburschen bekannt waren. Der Speaker sagte nichts mehr.
    Scogman stand an der Westminster-Treppe, ein Schemen, der in der hellen Sonne zu schwanken schien. Es war Flut, und eine starke Strömung drückte das Wasser flussaufwärts. Der Speaker bestieg das Boot, gefolgt von Mr Ink, der einräumte, dass er das Parlament, von London ganz zu schweigen, nur selten verlassen habe, doch er müsse folgen und die Reden protokollieren, wo immer sie gehalten würden. Er starrte auf das alte Gebäude, in dem der Aufruhr sich allmählich legte, und ich begriff, dass es für ihn war, als müsste er seine Heimstatt verlassen.
    Das Wasser umspülte meine Füße, als ich vorsichtig den in Sackleinen eingewickelten Streitkolben hinunterreichte.
    »Was habt Ihr da?«, fragte der Fährmann. »Für Leichen muss extra bezahlt werden.«
    In der Hoffnung, er werde größte Sorgfalt walten lassen, sagte ich: »Das ist der Streitkolben, mit dem Richard III. gekämpft hat.«
    »Und ich bin Oliver Cromwell«, sagte er. »Wohin, die Herren?«
    »Zum Parlament«, sagte der Speaker.
    Der Fährmann schloss einen Moment lang ungläubig die Augen, ehe er mit dem Finger auf das Gebäude vor uns zeigte. »Ihr seid bereits da. Das hier ist das Parlament.«
    »Nach Reading«, sagte Speaker Lenthall.
    Der Fährmann legte ab. Die Wellen, die vom Boot erzeugt wurden, glitzerten in der Sonne. Als das Sackleinen verrutschte, blitzte der silberne Streitkolben auf.

27. Kapitel
    Es war Abend. Auf den Pflastersteinen hätte man Brot backen können. Die Massen lichteten sich, und die Menschen strömten in die nächstgelegenen Bierschenken.
    Ich ging so schnell, so tief in Gedanken an Anne und Luke, dass ich, als ich in die St Martin’s Lane abbog, einen Moment brauchte, ehe mir bewusst wurde, dass Scogman den The Strand weiter geradeaus ging.
    »Wo willst du hin?«
    »Nach Hause.«
    »Wo ist das?«
    Er lächelte und machte eine vage Handbewegung in Richtung

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