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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Dieses Mal war niemand da, um mich aufzuhalten, als ich wieder und wieder mit dem Haken auf Georges Gesicht eindrosch.
    Durch das Brüllen und Knacken des Feuers hörte ich ihre Stimmen. Es war, als hätte Georges Tod ihre Geister befreit. Anne würde dort sein, wo das fadenscheinige Stück Stoff ihres Schuhs gewesen war. Wenn ich es nur finden könnte, würde ich für immer mit ihnen zusammen sein. Doch meine Lungen schienen aus Feuer zu bestehen, und vom Rauch war ich halbblind. Ihre Stimmen, ihre wogenden Schemen waren wie die Irrlichter meiner Kindheit, die die Menschen ins Moor lockten, auf dass sie niemals wieder gesehen wurden.

28. Kapitel
    Luftholen war, als atmete ich Dornen ein, also atmete ich so wenig wie möglich. Was bedeutete, dass ich mich so wenig wie möglich bewegte. Ich wusste nicht, wo ich war. Ich wollte es nicht wissen. Meine Seele war von meinem Körper getrennt und befand sich noch bei Anne und Luke im Inferno. Warum ließ man mich nicht in Ruhe, um mit denen zu verbrennen, die ich liebte? Nur, wenn ich auf einen Nachttopf gesetzt wurde oder die Verbände vom rohen, verbrannten Fleisch meiner Hand entfernt wurden, wurde ich wieder zu einem schreienden Leib, und meine Lungen wurden von Dornen zerfetzt.
    Allmählich zwangen sie mich zurück in diesen Körper, doch ich wollte immer noch nichts hören oder sehen. Vor allem wollte ich nicht denken. Der beste Weg, es zu verhindern, bestand darin, die Stiche auf der Stickerei an der Wand zu zählen. Doch aus den Stichen wurden Buchstaben und aus den Buchstaben Wörter: Zwei Dinge gibt es, die niemals wiederkommen .
    Ungestüm wandte ich den Blick ab. Die Worte schienen sich von selbst geformt zu haben, als ich hinsah, in die Wand eingebrannt wie die geisterhafte Schrift des Belsazar. Ich stand auf und versuchte sie wegzuwischen. Erst da begriff ich, dass es sich um einen puritanischen Aphorismus handelte. Zwei Dinge gibt es, die niemals wiederkommen: die angesetzte Stunde, die nicht warten kann, und das hilfreiche Wort, das zu spät ausgesprochen wird . Sorgfältig, und vermutlich dankbar nach der monatelangen Stickarbeit, war es unterzeichnet mit Elizabeth Bourchier, 1608 .
    Ich ließ mich auf das Bett zurückfallen und stieß dabei gegen den danebenstehenden Tisch. Etwas fiel mit einem metallischen Klirren zu Boden. Ich hob das kleine, verdrehte Stück Metall auf und starrte es einen Moment lang verständnislos an, ehe ich begriff, dass es das Zaumzeug von Lukes Holzpferd war. Der Schweiß meiner Finger wischte einen winzigen Rußfleck fort. Ich konnte ihn hören. Ich kann reiten! Ich kann reiten! Seht nur, Sir . Aber wo war der Schuh? Wo war Anne? Die Tür wurde geöffnet, aber ich blickte nicht auf, bis ich Janes Stimme hörte.
    »Ihr seid wach, Sir.«
    »Scheint so.« Die einzige Frage, die ich stellen wollte, konnte ich nicht stellen. Stattdessen kam nichts als hohles Geschwätz über meine Lippen. »Wer ist Elizabeth Bourchier?«
    »Warum … Mrs Cromwell, Sir. Bourchier ist ihr Mädchenname.«
    »Cromwell hat vor, mich wieder ins Gefängnis zu stecken, nicht wahr?«
    Sie starrte mich verständnislos an. »Mr Cromwell ist bei der Armee. Seine Gemahlin ist auf dem Land. Wir haben Euch durch den Rauch rufen hören …«
    »Wir?«
    Sie beschrieb Scogman, der, wie sie sagte, das Feuer von den Ställen aus bekämpft hatte. Sie hatten meine Schreie gehört, meine verzweifelten Rufe nach Anne und Luke. Scogman hatte die Küchentür aufgetreten. Die Luft hatte den Flammen neue Nahrung gegeben, aber der Rauch hatte sich ein wenig verzogen. Sie sahen mich auf dem Fußboden, wo ich das Stückchen Zaumzeug umklammert hielt, und schafften es, mich nach draußen zu ziehen.
    »Wo ist Scogman?«
    Er war verschwunden. Wohin, wusste sie nicht. »Er hat dies hier für Euch dagelassen.« Sie reichte mir ein Blatt. Ein trockenes, zerbröselndes Lorbeerblatt, das er während des Marsches mit dem König an seinem Hut getragen hatte. Jane schien sich nur widerstrebend davon zu trennen, und als ich ihr in die Augen blickte, errötete sie. Das Leben ging also ganz normal weiter. Ich wollte hinausschreien: Warum tut es das? Wie kann das sein? Ich ließ das Blatt fallen, hob das verdrehte Stück vom Zaumzeug auf und presste die Worte hervor.
    »Wo sind Anne und Luke?«
    »Ich … ich weiß es nicht, Sir«, stammelte sie.
    »Was? Ist denn nichts von ihnen geblieben … gar nichts?« Sie starrte mich an, als sei ich toll geworden, irr und genauso missgestaltet wie

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