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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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und ihn Jan nannte. Der Kerzenhalter, den ich eingesteckt hatte, begann langsam in meinem Wams nach unten zu rutschen, wie eine Schlange schien er sich am Leder entlangzuschlängeln. Ich ließ los, griff nach der Säule auf der anderen Seite des Fensters, verfehlte sie, bekam sie ein Stück weiter unten zu fassen, schwang meinen rechten Fuß auf den Sims und drückte damit den Kerzenhalter knirschend und scheppernd gegen die Wand. Jan hörte auf zu pfeifen. Mein Atem war so laut, dass ich sicher war, er müsste ihn hören. Der Mann sah sich um und kratzte sich am flachsblonden Schopf. Endlich ging er auf das Haus zu und zog eine versiegelte Nachricht aus der Tasche.
    Ich wartete, bis ich hörte, wie er die Halle betrat. Ich wickelte mein Taschentuch um den Kerzenhalter und schlug das Fenster ein. Ich ertastete den Riegel, zog den Fensterflügel vorsichtig zurück und schob mich hinein, bis ich schwitzend und würgend auf dem Fußboden landete. Ich musste alles erbrochen haben, was von dem verdorbenen Zeug, das Challoner mir gegeben hatte, noch in mir gewesen war, denn mein Kopf wurde klarer und der Verstand schärfer. Dieser Raum ähnelte dem anderen sehr, nur dass die Wandteppiche diesmal grün waren und Jagdszenen darstellten. Vom Korridor kam ein vertrautes Geräusch: ein rasselnder, erstickter Atem, ab und zu durch Schnarchen unterbrochen.
    Der Mann lümmelte auf dem Sessel zwischen mir und dem Treppenabsatz. Er seufzte pfeifend und veränderte seine Position. Ich packte den Kerzenhalter, bereit, zuzuschlagen, doch seine Augen blieben geschlossen, als ich über ihn stieg und auf die Treppe zueilte.
    Ich schlich eine Treppenflucht hinab. Auf dem nächsten Absatz prallte ich fast mit einer Magd zusammen, die einen Stapel Betttücher trug. Erschrocken starrte sie mich an. Ich hob ein Laken auf, das sie fallen gelassen hatte, lächelte mitfühlend und sagte: »Ich fürchte, wir machen euch einen Haufen Arbeit.«
    Sie nahm das Laken und machte einen kleinen Knicks. Auf dem nächsten Absatz frischte eine sanfte Brise die muffige, abgestandene Luft auf. Die Eingangstür stand verführerisch weit offen. Aus Sir Lewis’ Studierzimmer drang Stimmengemurmel. Ich schlich die letzten Stufen hinab. Noch eine Sekunde, und ich wäre aus dem Haus, aber mein Vater hatte eine hypnotisierende, kraftvolle Stimme, die weit trug.
    »Gefährlich? Mein Sohn?«
    »Ihr erkennt ihn an? Nennt ihn Euren Sohn?«, sagte Sir Lewis.
    »Mein Vater tut es. Er benutzt ihn. Er benutzt ihn gegen mich, seit er ihn aus diesem Rattenloch geholt hat.«
    Ein Diener näherte sich. Ich duckte mich auf der Treppe. Der Bedienstete klopfte an Challoners Tür und trug ein Tablett mit Dünnbier hinein. Challoner wies ihn an, die Tür offen stehen zu lassen, damit etwas frische Luft hereinkam. Er saß mit dem Gesicht direkt zur Halle. Ich wagte nicht, mich zu rühren. Sobald er aufblickte, würde er mich entdecken.
    »Ich werde mich um meinen Sohn kümmern, sobald wir unsere Geschäfte erledigt haben«, sagte mein Vater.
    »Nein, Sir«, erwiderte Challoner. »Er gehört mir . Und ein beträchtlich erhöhtes Angebot von Lord Stonehouse, damit ich mit ihm zusammenarbeite.«
    »Ihr könnt Euch darauf verlassen, dass ich Euch ein ebensolches Angebot unterbreiten werde, sobald wir den König haben und ich den Platz meines Vater eingenommen habe. In drei Tagen werden sich unsere Truppen erheben, und der König ist unser.« Mein Vater lächelte. »Und wer den König hat, der hat das Land.«
    Sir Lewis wurde von der Wortgewandtheit meines Vaters ebenso in Bann gezogen, wie es mir passiert war. Richards Eloquenz wurde von etwas unterstützt, das mächtiger war als seine Stimme: Geld. Echtes Geld. Keine Zahlen auf Papier, Bescheinigungen oder Versprechungen, sondern Münzen, deren Klappern und Klingen von ihrem soliden Wert kündeten, als mein Vater sie auf dem Tisch aufstapelte. Anfangs glaubte ich, sie seien für Sir Lewis bestimmt, doch dann begriff ich, dass sie einem anderen Zweck zugedacht waren. Es war die Bezahlung der Soldaten. Dies – meines Vaters Hand zweigte einen Teil der Münzen ab – war für Colonel Wallace’ Regiment.
    Dies war für Colonel Floyds Regiment … Dies für … Einige der Münzen musste ich bereits im The Pot in seinem Beutel gesehen haben. Wie hatte er sich selbst genannt? Einen getreuen Boten Seiner Majestät? Getreuer Bote! Er war der Zahlmeister des Königs. Sein Auftrag war es gewesen, den widerstrebenden Kaufleuten der Stadt Geld

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