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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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höchsten Wipfel kreiste ein Schwarm Krähen, die sich lauthals krächzend unterhielten.
    »Irgendetwas gefällt ihnen nicht«, flüsterte ich.
    »Wir«, sagte George verärgert, doch mein Unbehagen übertrug sich auf ihn, und er setzte sich langsam wieder in Bewegung.
    Die Krähen ließen sich nieder, aber dem Anschein nach in einiger Entfernung von ihren Nestern. Oberhalb des Weges verlief ein Trampelpfad, halb überwuchert von Brombeeren und spindeldürren Schösslingen, die darum kämpften, ans Licht zu gelangen. Ein paar Pflanzen waren frisch gebrochen und lenkten meine Blicke den Pfad hinauf, wo eine Brise weiter oben im Tal ein tanzendes Muster aus Licht und Schatten auf die Bäume warf, in denen die Krähen ihre Nester haben mussten.
    Ich zog meine Pistole aus dem Sattelhalfter und spannte sie. Das Geräusch ließ George herumwirbeln.
    »Der Mann beim letzten Gasthaus. Mit dem gescheckten Grauen.«
    Mit der Pistole deutete ich den Hang hinauf. Es war gut versteckt, und solange man nicht danach suchte, würde niemand die Flanken des Tieres entdecken.
    »Er hat unser Pferd beim Gasthaus verletzt. Ich hätte es merken müssen. Richard Stonehouse kennt das Netzwerk seines Vaters. Er muss von meiner Flucht erfahren haben. Seine Landsknechte sind uns gefolgt.«
    George bedeutete mir, still zu sein. Wir hörten ein anderes Pferd herannahen. Der Weg, auf dem wir uns befanden, führte auf eine Lichtung, auf der ich die Mütze eines Försters und einen frisch gehackten Stapel Holz entdeckte. Hinter dem Holzstapel weitete sich die Lichtung, die Bäume wurden allmählich spärlich. Der Landsknecht hätte sich keine bessere Stelle für einen Hinterhalt aussuchen können: Gut verborgen konnte er auf eine offene Fläche hinabblicken.
    George runzelte die Stirn, als wir auf die herannahenden Pferdhufe horchten. »Kein Soldat«, flüsterte er.
    Die Hufschläge hatten nicht das regelmäßige Trommeln, wie ein Soldat es erzeugte, der mit seinem Pferd eine Einheit bildete. Das hier waren die ruckhaften Geräusche von jemandem, der sich nicht dem Rhythmus des Pferdes anpasste, sondern es beständig vorantrieb und dann wieder zügelte. Gleichwohl hatte er es eilig. Der Förster? Nein, irgendein Zivilist. Ich bemerkte das Flattern eines braunen Umhangs, ehe der Pfad hinter ein paar Bäumen verschwand.
    George packte meinen Arm. Über uns, näher als erwartet, war der Landsknecht hinter einem Baum aufgetaucht. Das herannahende Pferd musste ihn abgelenkt haben, so dass er uns nicht bemerkt hatte. Er war nah genug, dass ich das Steinschloss und die gravierten Beschläge an der Pistole erkennen konnte, die er locker in der Hand hielt. Er hob die Waffe im selben Moment, in dem ich den Zivilisten erkannte.
    Nehemiah.
    Er hatte seinen Hut verloren. Er verlor beinahe auch die Zügel und rutschte auf dem Pferd von einer Seite auf die andere. Ehe der Mann mit der Pistole zielen konnte, trieb ich mein Pferd vorwärts. Nehemiah galoppierte auf die Lichtung. Ich behielt zwei Linien im Kopf: Die Schusslinie und Nehemiahs Weg über die Lichtung – sofern man in seinem unberechenbaren Ritt eine Linie erkennen konnte. Ich brüllte und stieß einen gellenden, ohrenbetäubenden Schrei aus.
    Der Schrei in Kombination mit meinem Ritt über die Lichtung, wobei ich mich tief in den Sattel duckte, brachte Nehemiahs Pferd dazu, sich aufzubäumen und seinen Reiter abzuwerfen. Bei dem Versuch, mein eigenes Tier unter Kontrolle zu bekommen, verlor ich meine Pistole. Ich sprang vom Pferd, um sie aufzuheben, und fiel ungeschickt hin. Bei dem Durcheinander und dem Staub, der von den zuckenden Hufen aufgewirbelt wurde, hätte der Landsknecht schon ein ausgezeichneter Schütze sein müssen, um sein Ziel zu treffen. Er war sogar noch besser. Er schoss gar nicht. Nehemiah, der in einem weichen Bett aus Blättern gelandet war, schwankte noch, ob er losbrüllen sollte oder nicht.
    Ich spuckte die Erde aus, die ich in den Mund bekommen hatte, stand auf und versuchte, zu meiner Pistole zu gelangen. Mein Knöchel gab nach, und ich kippte wieder um. Ich hörte das Klicken des Steinschlosses. Der Landsknecht war ein Stück den Hang heruntergekommen, und ich konnte den Drall in dem langen Lauf erkennen. Dann wurde meine Sicht verdeckt, als Nehemiah ins Blickfeld trat und mich wütend anschrie.
    »Idiot! I… ich bin gekommen, um dich zu w… warn…«
    Ich streckte die Arme nach ihm aus und riss ihn in dem Moment nach unten, als die Pistole losging. Er erschlaffte. Seine

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