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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Hut ab und kratzte sich am Kopf. Es ginge doch nicht um Cromwell, oder, fragte er, denn als guter Presbyterianer hasste er Cromwell. George versicherte ihm, dass Cromwell nichts mit der Sache zu tun habe. Es ginge einfach nur um ein gerechtes Abkommen für die Armee. Und dann ging es unerklärlicherweise um Wolle, und George rief mich herbei und erzählte mir, dass Sam der Sohn eines Londoner Stoffhändlers sei, der erfolglos versucht hatte, seine Soldaten dazu zu bringen, die Stoffballen eines Kaufmannskollegen vor einem Feuer zu retten.
    »Dann hat der undankbare Mistkerl mich beschuldigt, sie gestohlen zu haben! Sie waren beschädigt und wertlos und mussten weggeworfen werden«, sagte Sam empört.
    Ich nickte verständnisvoll, obwohl ich mir bei seiner Aufgeregtheit gut vorstellen konnte, dass die Stoffe als Kriegsbeute im Lagerhaus seines Vaters gelandet waren. Ich zeigte ihm die Straffreiheitsverordnung, die ich schon beim Appell meines Regiments vorgezeigt hatte, und wies ihn darauf hin, dass es keine Klausel gab, der zufolge der König unterzeichnen musste. Wenn er den Thron wieder bestiege, wäre die Verordnung ungültig.
    Sam schwitzte noch mehr. »Gott segne Seine Majestät, und das meine ich ernst«, murmelte er. »Aber er wird nicht allzu begierig darauf sein, die Verordnung zu unterzeichnen – er hat ja bislang nicht einmal den presbyterianischen Schwur unterzeichnet. Worauf wartet ihr?«, brüllte er dem Soldaten mit dem Spieß zu. »Öffnet das Tor!«
    Er sagte, er würde uns zum Diensthabenden der Garnison bringen. An Statuen vorbei, die wachsende Schatten warfen, schritten wir eine lange, von Bäumen gesäumte Allee hinunter auf einen von hohen Hecken eingefassten Garten zu. Hinter den Hecken vernahmen wir den plaudernden Tonfall einer gepflegten Unterhaltung, gelegentlich unterbrochen durch Beifallsbekundungen. Soldaten bewachten einen Durchgang in der Hecke. Ein großer, angegrauter Mann betrachtete uns mit einem langen, durchdringenden Blick. Georges und meine Uniform waren vom Kampf mit dem Landsknecht zerrissen und schmutzig. Und Scogman hatte noch nie in seinem Leben eine Inspektion überstanden.
    Generalmajor Richard Browne oblag die Gesamtverantwortung für den Schutz des Königs. Er hatte sich von den unteren Rängen hochgearbeitet, wie Sam uns zuflüsterte, jedoch niemals in der New Model Army gekämpft, und er scherte sich keinen Deut um die Petitionen der Soldaten. Mittlerweile verehrte er den König in solchem Maße, dass er, mit langem Haar und sorgfältig gestutztem Schnurrbart, anfing ihm zu ähneln.
    Sam sah sich um, als würde er sich am liebsten in Luft auflösen. Unter Browns Blick schwand sein Mut, und er murmelte etwas in der Art, dass er uns auf dem Grundstück aufgegriffen hätte.
    »Bring sie ins Wachhaus. Ich kümmere mich später um sie«, schnauzte Browne. Er wandte sich bereits ab, als George einen Schritt vortrat. Er salutierte und schlug die Haken zusammen, dass es knallte wie ein Musketenschuss. »Sir! Fahnenjunker George Joyce. Zu Euren Diensten, Sir.«
    Browne drehte sich langsam wieder um und musterte ihn mit einem frostigen, amüsierten Lächeln. »Und welche Dienste sollten das sein, Fahnenjunker Joyce?«
    »Ablösung der Wache, Sir.«
    Die Heiterkeit verschwand aus Brownes Stimme. Er gab zwei der Soldaten an der Hecke ein Zeichen, die daraufhin mit angelegten Musketen näher kamen. »Ablösung der …? Davon weiß ich nichts. Unter wessen Befehl steht Ihr?«
    Wenn Georges Gruß schon vorbildlich gewesen war, so wurde er noch übertroffen von seiner Kehrtwende. Er deutete über das Tor hinweg zur Anhöhe, über die wir gekommen waren. Auf der Kuppe stand eine Schar Kavalleristen, die Pferde in Reih und Glied, nur hin und wieder schlug eins mit dem Kopf. Die Sporen, Knöpfe und Schwertknäufe blitzten in der späten Nachmittagssonne. Sie schwenkten die Fahne von Black Tom, die Standarte von Sir Thomas Fairfax, dem Heerführer der Parlamentsarmee. Das war vollkommen legitim, da sie zu seiner Kavallerieeinheit gehörten, obwohl Sir Thomas, ein vorsichtiger, korrekter Mann, der Schlag treffen würde, wenn er wüsste, wofür seine Standarte benutzt wurde.
    »Das sind meine Befehlshaber, Sir«, sagte George und deutete auf die berittenen Männer auf dem Hügel.
    Browne blickte von der Kavallerie auf uns drei. Aus der Ferne und der Hügelkuppe wegen konnte er unmöglich wissen, ob wir einhundert oder fünfhundert Reiter hatten. In den Gärten hinter den Hecken

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