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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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mit Mr Pyms Reden durch die Straßen rannte und glaubte, dass von den Worten ein Zauber ausging, der die Welt verändern würde. Und so war es geschehen. Worte konnten die Welt verändern. Zumindest glaubte ich noch immer daran.
    »Nein, er wird nicht einfach so mitkommen«, sagte ich zu Nehemiah. »Wir werden ihm unseren Rat anbieten.«
    »Und der König wird Euren Rat annehmen?«, sagte George.
    »Nein. Deinen.«
    »Meinen?«
    »Ich kann das nicht machen. Ich gelte als Cromwells Mann. Oder als Lord Stonehouse’. Du bist das Volk.«
    Nehemiah riss sich voller Spott den Hut vom Kopf. »Beugt Eure Knie, Ch… Charles , vor George Joyce, Fahnen …«
    »Halt die Schnauze, Nehemiah«, blaffte George. Er sah mich an, halb verächtlich, halb mit der Aufforderung, fortzufahren.
    »Du wirst ihm sagen, dass er sich in großer Gefahr befindet. Das ist die Wahrheit. Er weiß es. Lasst mich raten. Er weiß von der Verschwörung, ihn zu ›retten‹. Während der letzten fünf Jahre bestand sein Leben aus nichts als Verschwörungen und widersprüchlichen Ratschlägen, zumeist schlechten. Ist Richards ›Rettung‹ wirklich etwas anderes? Er muss seine Zweifel daran haben. Wohingegen du von Herzen sprechen kannst, und das Volk hinter dir weißt.«
    »Die Soldaten.«
    »Ja, die Soldaten. Das Volk . Sein Volk.«
    George schwieg. Auf seiner Stirn hatte sich ein winziger Schweißtropfen gebildet. Ich beobachtete, wie er ihm über die Wange lief und in seinem kleinen, ordentlichen Bart verschwand. Er zuckte mit keinem Muskel. Nehemiah betrachtete seine Fingernägel. Die einzige Bewegung kam von den flackernden Kerzen. Selbst der Rauch von Scogmans Pfeife, die er mittlerweile wieder gestopft hatte, schien reglos in der Luft zu stehen.
    Das Krachen einer Muskete ließ uns instinktiv die Köpfe einziehen. Nehemiah stieß mit George zusammen. Sättel krachten auf den Boden, Kerzen erloschen. In der plötzlichen Dunkelheit packte ich meine Pistole. Scogman zog sein Schwert und war als Erster draußen. Soldaten stolperten aus ihren Quartieren, Köche rannten aus der Küche. Auf dem Bauernhof bellte der Hund wie rasend. Einer der Köche spottete über unsere Schwerter und Pistolen.
    »Entweder hat der Bauer den Fuchs getötet, oder er hat auf diesen verdammten Köter geschossen«, sagte er.
    Anscheinend waren wir ohne Grund aufgeschreckt und kehrten in die Sattelkammer zurück. Dort wandte George sich an mich.
    »Ich werde mit dem König reden«, sagte er. »Aber nur, wenn die Soldaten einverstanden sind.«
    Die Soldaten, mürrisch und nervös, kehrten gerade zu ihrer Mahlzeit zurück. »Nur, wenn sie einverstanden sind?«, wiederholte ich ungläubig. »Bis du mit jedem einzelnen einen höflichen Plausch gehalten hast, ist Richard mit dem König längst verschwunden!«
    »Sie sind das Volk«, erwiderte George kühl. »Genau, wie Ihr sagt. Ganz am Anfang haben wir gemeinsam entschieden, unser Leben zu riskieren, indem wir uns das Geschütz in Oxford schnappten, und wir werden auch diese Entscheidung gemeinsam fällen.«

    George war überaus gewissenhaft. Er ließ niemanden aus, ging zu kleinen Gruppen, großen Gruppen, sprach und hörte ernsthaft zu. In einem Moment beschämten mich die Reaktionen, im nächsten fürchtete ich, dass Richard zuschlagen könnte. Beschämt war ich, weil ich in der Drury Lane, als ich für Lord Stonehouse gearbeitet hatte, nicht bemerkt hatte, was sich vor meinen Augen abspielte. Die meisten Soldaten, die sich George angeschlossen hatten, bildeten eine auserwählte Gruppe – nicht, weil sie ausgewählt worden waren, sondern weil sie selbst gewählt hatten. Sie waren das, was der Adel, die Richter und Landbesitzer als größte Bedrohung von allen ansahen – ungebundene Männer, Männer ohne Herren. So wie die Herrschenden es sahen, hatte ein Mann zunächst seinem Vater, dann seinem Dienstherrn zu gehorchen. So hatte Gott die Welt geschaffen. Sobald dieses eherne Gesetz des Gehorsams missachtet wurde, würde die Welt zusammenbrechen.
    Die New Model Army hatte sich, auf eine Art und Weise, die weder der Adel noch die Oberschicht im Sinn gehabt oder erwartet hatten, zu einem riesigen Heer aus ungebundenen Männern entwickelt. Sie dachten für sich selbst. Sie waren dazu gezwungen.
    Jetzt wusste ich, warum ich den Ring ins Feuer geschleudert hatte. Ich war von einem Mann großgezogen worden, der keinem Herrn gehorchte, in diesem gewaltigen, schwärenden Sammelbecken vor den Toren Londons, in London Without. Als

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