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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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George. »Habt Ihr kein Schreiben bei Euch? Nichts Schriftliches von Eurem General?«
    In einem steten Trab kam Richard mit seinen Landsknechten und den anderen Soldaten, die er versammelt hatte, den Hügel herabgeritten. Es schienen etwa einhundert Mann zu sein. Sie würden keinen Angriff gegen unsere größere Streitmacht wagen, aber sie würden uns folgen und belästigen, bis ihre Verstärkung eintraf. Der Anblick trieb George erneut zur Eile an.
    »Dies ist meine Vollmacht«, schrie er und deutete auf die Soldatenreihen.
    »Der König!«, brüllten die Männer, und in ihre Gesichter kam Leben.
    Das war eine andere Form der Romantik. Ich sah, wie sich die Miene des Königs aufhellte. Sein Volk. Es war genauso romantisch wie die Cavaliere. Er kannte sein Volk weit weniger, als er geglaubt hatte. Was er wusste, war, dass er die New Model Army nicht schlagen konnte. Wenn sie nicht zerschlagen worden war – und dies hier war der unerschütterliche, disziplinierte Beweis, dass dem nicht so war –, welche Chance hatte er dann noch? Aber nüchterne Berechnungen hatten ihm noch nie genügt. Er brauchte die Musik der Romantik, das Gebrüll der Soldaten lieferte sie ihm. Und damit nicht genug.
    Scogman hatte die Standarte des Königs gefunden. Niemand war unabhängiger und empfand weniger Liebe für den König als Scogman. Kein treuer Untertan hätte die Fahne mit größerer Inbrunst hochhalten können als er.
    »Der König!«, schrie Scogman.
    »Der König!«, brüllten die Soldaten.
    »Die Trommeln«, schrie ich. »Wo sind die Trommler?«
    Richard zügelte sein Pferd und hob die Hand, um seine Männer halten zu lassen. Sie waren etwa zweihundert Meter entfernt.
    »Newmarket«, sagte der König. »Ich werde nach Newmarket gehen.«
    Hinter all der Romantik steckte Berechnung. Kentford Heath, Newmarket, war den Gerüchten nach der Ort, an dem General Fairfax sich mit den Regimentern treffen wollte, um sich ihre Beschwerden anzuhören. Es war ein Test, ob George ihn dorthin bringen würde, oder ob er doch eine Rebellengruppe anführte.
    George hob sein Schwert. »Newmarket!«
    »Newmarket«, antworteten die Soldaten.
    Auf das dumpfe Dröhnen der Basstrommel folgte das Scheppern der Rührtrommel. Der König trieb sein Pferd voran, die Soldaten formierten sich um ihn herum und hielten seine Standarte hoch. Über dem Getrampel der Pferde und dem Schlagen der Trommeln war das schrille Trällern einer Flöte zu vernehmen. Es wurde von einem sonderbaren Instrument erzeugt, das Joshua aus einem Ulmenzweig geschnitzt hatte, einer Mischung aus Pfeife und Flöte. Und er spielte eine wilde, fremdartige Melodie, genannt Freiheit , die er als Warnung gespielt hatte, wenn die Männer des Lords oder des Kirchspiels nach Without kamen und es an der Zeit war, weiterzuziehen. Doch außer den Waldleuten, die grinsten und mitpfiffen, kannten nur wenige dieses Lied, und ganz gewiss nicht der König. Er nahm die Melodie auf und begann, Bruchstücke davon mitzusummen, als wir auf die Landstraße zuritten.
    Montague war aus dem Torhaus getreten. »Ich dachte, Ihr wärt einer von uns«, sagte er.
    Ich lachte, als ich daran dachte, wie bitter verletzt ich gewesen war, als ich ihn in der Bibliothek belauscht hatte. »Ein Emporkömmling, ein Bastard wie ich?«, sagte ich.
    Ich ritt außerhalb der klirrenden, pfeifenden, trommelnden Kolonne und hob das Schwert, als wir an meinem Vater vorbeiritten. Nach kurzem Zögern hob er seins ebenfalls.
    Richard folgte uns, doch ehe seine Verstärkung eintraf, schloss sich uns ein weiteres Regiment der New Model Army an, das ebenfalls auf dem Weg nach Newmarket war. Menschen, die die umherstreifenden Soldaten hassten, hörten den Ruf der Flöte, sie spürten das Ungewöhnliche, das Andere, und kamen von ihren Feldern und aus den Dörfern, um zu sehen, wie wir den König und sein Gefolge eskortierten. In Rothwell läuteten sie die Kirchenglocken, der Ruf wurde in Kettering und Cranford St. John aufgenommen, wo die Dorfbewohner grüne Zweige und Schilf vor dem König auslegten. Er liebte es. Er hob die Hände und lächelte. Freudenfeuer wurden errichtet. Ein Bettler rannte neben ihm her, zeigte ihm seinen Wunden. Kinder schlossen sich der Prozession an und stampften mit ihren nackten Füßen den Takt mit. Scogman führte ihnen ein paar Kunststücke vor. Eine Münze verschwand aus seiner Hand, um in seiner Nase wieder aufzutauchen. In einem vom Krieg verwüsteten Land, das von puritanischer Düsternis beherrscht

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