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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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unterzeichnet.
    »Wir sind zu spät dran«, murmelte George.
    »Der König wird mit uns reiten«, sagte ich.
    »Seid Ihr toll? Er könnte getötet werden!«
    Doch zu seiner Überraschung leuchteten die Augen des Königs auf, als ihm im frühen Morgengrauen ein schwarzer Hengst aus den Ställen vorgeführt wurde. Sein Lieblingsgemälde war ein Bildnis von sich selbst in voller Rüstung. Er liebte die Aktivität, das Halbdunkel, die kaum geöffneten Augen, das Stolpern, das Fluchen, das sich zum Geschrei steigerte, das dumpfe Dröhnen der Truhen, die auf Wagen verladen wurden, und das Stampfen und Wiehern der Pferde. Nach all den eintönigen Monaten voller Verhandlungen und mit endlosen Wanderungen durch den Ostflügel eine Entscheidung getroffen zu haben, was immer das bedeuten mochte, und sich in Bewegung zu setzen, wohin auch immer es ihn führen würde, beschwingte ihn.
    Diese fröhliche, schon fast ausgelassene Stimmung hielt an, bis er das Tor hinter sich gelassen hatte und die Truppen auf den Wiesen erblickte, in Schlachtordnung und mit der Fahne von Black Tom. Diese Fahne hatte der König bei seiner endgültigen Niederlage in Naseby über Fairfax’ Regimentern flattern sehen.
    Er zügelte sein Pferd. »Wohin bringt Ihr mich?«, fragte er scharf.
    »Nach Oxford«, erwiderte George.
    George hatte sich endgültig dafür entschieden, weil Cromwells Truppen dort eine große Garnison unterhielten.
    Der König schüttelte den Kopf. »Nicht Oxford. Die Luft dort ist schlecht.«
    Schlechte Luft! In Holdenby würde sie demnächst noch schlechter sein. Späher kehrten zurück und berichteten, dass ein Regiment, das Holles unterstützte, sich aus Coventry näherte. Richard war mit einer kleineren Schar weniger als eine halbe Stunde entfernt.
    George schlug Cambridge vor. Das wurde noch ungnädiger aufgenommen. Der König sagte, dort herrsche das Miasma der Sümpfe. Außerdem war Cromwell dort Abgeordneter.
    »Wir könnten das königliche Pferd durchgehen lassen«, sagte Scogman.
    »Nehmt die Fahne runter«, fauchte ich. »Wo ist die königliche Standarte?«
    Niemand konnte sie finden. Die Diener kehrten auf einem Karren das Unterste zuoberst und machten dann beim nächsten weiter. Der Himmel hatte die Farbe von geronnener Milch. Die letzten Nebelschwaden über den Wiesen verschwanden, aufgesogen von der aufgehenden Sonne. Browne stand neben dem König, ebenso friedfertig wie sein grasendes Pferd. Seine Miene verriet, dass er es die ganze Zeit gewusst hatte: Wir waren ein unfähiger Pöbelhaufen, der sich beim ersten Schuss zerstreuen würde.
    Montague und Denbigh sahen vom Torhaus aus zu. George hatte ihnen die Erlaubnis verweigert, im Gefolge des Königs mitzureiten. Sie lachten, als eine Trommel mit einem dumpfen Klang von dem Wagen fiel, der gerade durchsucht wurde. Die Dringlichkeit, die den König letzte Nacht aufgerüttelt hatte, verwandelte sich in eine Farce.
    Montague deutete auf einen Hügelkamm eine Meile entfernt. Ein regloser Mann auf einem Pferd blickte auf uns herab. Er wendete sein Pferd und winkte uns zu.
    »Wir müssen aufbrechen«, sagte George.
    »Wir können ihn nicht zwingen«, erwiderte ich.
    »Wenn wir bleiben, könnte er getötet werden.«
    Aber der König, dessen Besorgnis wuchs, würde sich nur von der Stelle rühren, wenn die Zusicherungen, die George ihm gestern Abend gegeben hatte, von den Soldaten bestätigt würden. Das taten die Männer einstimmig und mit solcher Macht, dass er beruhigt war; dennoch bedrängte er George, ihm zu sagen, unter wessen Befehl er stand.
    »Unter dem Befehl der Soldaten der Armee«, erwiderte George.
    Am höchsten Punkt des Kamms tauchte ein weißes Pferd auf. Es war unmöglich zu sagen, ob mein Vater fünfzig oder mehrere Hundert Männer hinter sich hatte. An seiner Seite ließ der Standartenträger den Stonehousefalken wehen. Ich spürte seine Anziehungskraft. Es war, als sei der Ring dem Feuer entkommen und habe sich Phoenix gleich neu geschaffen. Der König erblickte die Standarte. Ich sah das Verlangen in seinen Zügen, ein letztes Mal sein Glück zu versuchen. Spürte seine Sehnsucht nach Romantik und Ruhm, dem Ruhm der Cavaliere, den letzten Relikten der alten Ritter, im Kampf gegen die Eintönigkeit der neuen Ordnung mit ihren Soldaten, deren Gesichter ihm genauso gleichförmig erscheinen mussten wie ihre roten Röcke. Die Sehnsucht des Königs übertrug sich auf sein Pferd, das unruhig scharrte.
    »Wer hat Euch diesen Auftrag erteilt?«, sagte er zu

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