Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Rosalind Jordan nicht einmal zu denken war, daß sein fiebriges Hirn ihm gestern abend etwas Unrealisierbares vorgegaukelt hatte. Er konnte von ihr träumen, mehr aber auch nicht. Es wäre völlig verantwortungslos, sich mit einer Frau einzulassen, wenn man nur noch Siechtum und Tod vor sich hatte - und auch sein Stolz ließ das nicht zu.
Stephen zwang sich aufzustehen, obwohl er ziemlich wackelig auf den Beinen war und unter starkem Kopfweh litt. Bis morgen oder übermorgen müßte sein Zustand sich jedoch so weit bessern, daß er den Heimritt antreten könnte...
Er schnitt eine Grimasse, als er einen Blick in den Spiegel über der Waschkommode warf. Mit Bartstoppeln, Verband und blauen Flecken sah er wie ein Landstreicher aus! Sobald er sich sorgfältig rasiert hatte, entfernte er den Verband und betrachtete die Kopfwunde, die der Arzt genäht hatte. Sie schien weder zu eitern noch zu bluten und war kaum noch zu sehen, als er Haare über die rasierte Stelle kämmte. Seine neue Frisur wirkte etwas verwegen, gefiel ihm aber ganz gut.
Beim Ankleiden stellte er fest, daß Rosalind recht gehabt hatte: seine Stiefel waren getrocknet und durchaus tragbar, obwohl sein Kammerdiener sie zweifellos sofort weggeworfen hätte. Doch Stephen Ashe war kein Herzog und brauchte nicht allerbeste Qualität zu tragen - ein befreiender Gedanke!
Seine Laune hatte sich während der allmorgendlichen Routine etwas gebessert, und weil sein Magen ihm derzeit keine Probleme bereitete, ging er die Treppe hinab, um zu frühstücken. Das Three Crowns gehörte zu jenen bescheidenen, aber sauberen Gasthöfen, an die er sich während dieser Reise gewöhnt hatte. Unten blieb er auf dem Korridor lauschend stehen. Durch eine geschlossene Tür war Thomas Fitzgeralds klangvolle Stimme zu hören. Offenbar frühstückte die Familie in einem separaten Raum.
Stephen zögerte nur kurz. Er hatte es satt, allein zu sein, und im Moment rechnete er nicht mit einem Anfall. Deshalb klopfte er an und trat ein, sobald Maria >Herein! < gerufen hatte. Alle fünf Fitzgeralds saßen um den Frühstückstisch herum - eine attraktive Familie, obwohl es erstaunlich war, wie sehr Rosalind sich von ihrer dunkelhaarigen und blauäugigen Sippe unterschied.
Sie war auch die einzige, die ruhig sitzen blieb, während die anderen aufsprangen und ihm entgegeneilten. Sogar der zottige Wolfshund kam unter dem Tisch hervor und näherte sich neugierig.
Maria Fitzgerald erreichte Stephen als erste, griff nach seiner Hand, preßte sie an ihren üppigen Busen und sagte mit belegter Stimme: »Rosalind hat uns alles über Sie erzählt, Mr. Ashe. Gott segne Sie, daß Sie meinen Kleinen gerettet haben! Ich schwöre, daß mein Leben von nun an Ihnen gehört - Sie können damit machen, was immer Sie wollen! «
In ihren großen blauen Augen standen Tränen, und Stephen dachte unwillkürlich, daß sie wirklich eine fabelhafte Tragödin war. Gleichzeitig spürte er jedoch, daß sie es trotz dieser theatralischen Art völlig ehrlich meinte: wenn er ihr Leben forderte, würde sie ihm persönlich eine Pistole überreichen!
Sanft befreite er seine Hand. »Jeder andere hätte in dieser Situation bestimmt genauso gehandelt, Mrs. Fitzgerald. Und ich habe den Eindruck, als führten Sie auch ohne mein Eingreifen ein äußerst sinnvolles Leben. «
Thomas Fitzgerald lachte schallend, packte seinerseits Stephens Hand und schüttelte sie kräftig. »Gut gesagt, Mr. Ashe! Trotzdem teile ich die Gefühle meiner Frau. « Er warf seinem Sohn, der neben ihm stand, einen zärtlichen Blick zu. »Brian ist zwar ein schrecklicher Frechdachs, aber wir hätten ihn sehr vermißt. «
Jessica zauste ihren Bruder bei den Haaren. »Stimmt -es macht mir nämlich einen Riesenspaß, ihn mit meiner Haarbürste zu jagen, wenn er sich unmöglich aufführt! « Als Miranda im Sturm war sie hinreißend gewesen, doch als liebevolle Schwester gefiel sie Stephen noch besser.
Brian errötete ein wenig, machte eine Verbeugung und sagte sehr formell: »Ich werde Ihnen ewig zu Dank verpflichtet sein, Sir. Mir ist klar, daß ich durch meine Gedankenlosigkeit auch Ihr Leben gefährdet habe, und ich bin überglücklich, daß Sie nicht schwer verletzt wurden. «
Überwältigt von all diesen Dankesbezeigungen, wußte Stephen nicht, was er sagen sollte. Rosalind kam ihm humorvoll zu Hilfe. »Ihr bringt den armen Mann in tödliche Verlegenheit, und dabei sehnt er sich wahrscheinlich nach einem herzhaften Frühstück. Eine Tasse Tee, Mr.
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