Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Ashe? «
Erleichtert umrundete er ihre überschwengliche Familie und nahm ihr die dampfende Tasse ab. Nach dem ersten Schluck räusperte er sich: »Ich bin froh, daß ich helfen konnte, aber lassen Sie uns doch nicht mehr davon reden. «
Die Fitzgeralds waren jedoch nicht bereit, das Thema so schnell fallenzulassen. Während Stephen sich mit Rühreiern und Toast versorgte und neben Rosalind Platz nahm, redeten sie weiter über das Abenteuer, übertrafen sich gegenseitig mit Schilderungen ihrer Ängste, ihrer Hilflosigkeit und ihrer grenzenlosen Erleichterung nach der geglückten Rettung.
Obwohl es Stephen peinlich war, immer wieder als Held gerühmt zu werden, genoß er dieses turbulente Frühstück, das so ganz anders verlief als die Mahlzeiten, die er in seinem Elternhaus erlebt hatte. Es faszinierte ihn, daß die Fitzgeralds wirklich eine Familie waren, nicht nur eine reservierte Gruppe von Blutsverwandten, die sich im Grunde nichts zu sagen hatten. Hier fühlte sich jeder angenommen und geliebt und konnte deshalb auch den anderen Respekt und Zuneigung entgegenbringen.
Nur Rosalind beteiligte sich nicht an dem fröhlichen Geplauder. Ruhig sorgte sie dafür, daß alle gut versorgt waren - sogar der Hund. Stephen spürte, wie wichtig diese heitere Ausgeglichenheit für die übrige Familie war, aber trotzdem schien es ihr nicht an Temperament zu mangeln, sonst hätte sie seinen Kuß im Halbschlaf nicht so feurig erwidert. Sobald sie sich ihm zuwandte, stieg ihm ein schwacher Duft nach Rosenwasser in die Nase, und er hörte sogar das leise Rascheln ihrer Röcke, als sie aufstand, um eine Kanne Tee zu bestellen. Er konnte sich nicht erinnern, wann ihn die Nähe einer Frau zuletzt so erregt hatte - vielleicht nie!
Auf dem Rückweg blieb sie hinter ihm stehen und untersuchte seine Kopfwunde. Als sie ihm sanft die Haare zurückstrich, fühlte er sich von ihren Fingerspitzen elektrisiert. »Das heilt ausgezeichnet, Mr. Ashe«, kommentierte Rosalind nüchtern, »aber Sie sehen noch ziemlich angegriffen aus. Ich hoffe, Sie bleiben noch mindestens einen Tag in Redminster. Ein langer Ritt könnte Ihren Zustand verschlimmern. «
»Nicht Mr. Ashe - Stephen, oder haben Sie das schon wieder vergessen? Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen - vor morgen breche ich auf keinen Fall auf. «
Ihr freudiges Lächeln wärmte sein Herz. »Das freut mich, Stephen. «
»Sie sind natürlich mein Gast, solange Sie hier wohnen«, rief Thomas Fitzgerald. »Wenn Ihnen danach zumute ist, können Sie gern ein Champagnerbad nehmen. «
Mit schlechtem Gewissen nahm Stephen die Großzügigkeit dieses Mannes an, der bestimmt nicht mit Reichtümern gesegnet war, während er selbst den ganzen Gasthof kaufen könnte, ohne daß es sich auf seinen Konten bemerkbar machen würde. Aber er begriff, wie wichtig es für den Theaterdirektor war, seine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, und sagte deshalb schmunzelnd: »Das wäre eine sinnlose Verschwendung von Champagner. Vielleicht trinken wir später lieber ein Gläschen. «
»Keine schlechte Idee«, stimmte Thomas zu. »Dann habe ich wenigstens Gelegenheit, einen Toast auf Sie auszubringen und Ihnen Gesundheit und ein langes Leben zu wünschen. «
Die herzlichen Worte versetzten Stephen einen Stich. Kein noch so aufrichtig gemeinter Toast konnte ihm Gesundheit und langes Leben bescheren. Er hatte plötzlich keinen Appetit mehr und stand abrupt auf. »Ich glaube, ich gehe jetzt mal in den Stall und schaue nach Jupiter. «
»Ich werde Sie begleiten«, rief Brian eifrig.
»Du mußt deine Hausaufgaben machen«, wider-sprach seine Mutter energisch. »Und du, Thomas, mußt mit Jessica zur Probe. Rose, vielleicht könntest du Mr. Ashe in den Stall führen und später mit ihm ins Royal George nachkommen? «
Ein bißchen schüchtern fügte sie hinzu: »Das heißt, wenn Sie Lust haben, unsere Theatertruppe bei den Vorbereitungen zu erleben... «
»Ich wüßte nicht, was ich lieber täte«, erwiderte Stephen wahrheitsgemäß. Er hatte früher bei mehreren renommierten Theatern einen Blick hinter die Kulissen geworfen, aber noch nie bei einer Wanderbühne. Es würde eine reizvolle Ablenkung von seinen trüben Gedanken sein.
Als er an Rosalinds Seite den sonnigen Hof überquerte, sagte sie mit humorvoll funkelnden Augen: »Hoffentlich fanden Sie das Frühstück mit meiner Familie nicht allzu anstrengend! «
Während Stephen die Lichtreflexe in ihren dunkelblonden Haaren bewunderte, antwortete er
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