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Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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können. «
    Rosalind lächelte bedauernd. »Talent ist nicht alles... Mein Vater überzeugt als König Lear genauso wie als Falstaff, und meine Mutter bringt in einer Tragödie wie Isabella sogar erwachsene Männer zum Weinen. Das blieb nicht unbemerkt, und als ich klein war, wurden sie von John Philip Kemble für eine Probezeit am Drury Lane engagiert. Das ging aber nur einen Monat gut - angeblich soll Kemble auf Papas tolle Kritiken neidisch gewesen sein. Das dürfte auch der Wahrheit entsprechen, aber hinzu kam wohl noch der Dickschädel meines Vaters. Theaterdirektoren sind bekanntlich arrogant und schätzen es nicht, wenn jemand ihnen widerspricht. «
    »Speziell ein Schauspieler, der noch nicht lange genug in London aufgetreten war, um so viele Anhänger zu haben, daß Kemble gezwungen gewesen wäre, sein künstlerisches Temperament zu tolerieren. «
    Rosalind nickte. »Meinem Vater blieb nichts anderes übrig, als sein eigener Theaterdirektor zu werden. Die Fitzgerald-Truppe mag nicht berühmt sein, aber Papa kann hier machen, was er will. «
    Sie gingen in Richtung der Halle, die für Versammlungen und Festivitäten an den Gasthof angebaut worden war. Auf den Stufen kam ihnen ein hübscher junger Mann entgegen. Stephen erkannte Edmund Chesterfield, der im Sturm den Ferdinand gespielt hatte.
    »Wie geht es dir heute morgen, meine hinreißende Rose? « rief er mit strahlendem Lächeln.
    »Weder dein noch hinreißend«, entgegnete Rosalind gewohnheitsmäßig. »Edmund, das ist Mr. Ashe, der Brian aus dem Fluß gerettet hat. «
    Chesterfields Lächeln verflog, und er musterte Stephen scharf, so als wollte er abschätzen, ob das ein Rivale oder aber ein potentieller Gönner sein könnte. Offenbar hielt er beides für unwahrscheinlich, denn er sagte etwas herablassend: »Es war sehr mutig von Ihnen, für einen solchen Lümmel Ihr Leben zu riskieren, Ashe. Wenn es sich um die bezaubernde Jessica gehandelt hätte, wäre ich natürlich selbst in den Fluß gesprungen! «
    »Und hättest deine schönen Kleider ruiniert? Das wage ich sehr zu bezweifeln«, warf Rosalind honigsüß ein.
    »Ach, schöne Rosalind, du kennst all meine Schwächen! « Chesterfield verbeugte sich elegant. »Bis heute abend, grausame Herrin. «
    »Ist die Probe denn schon zu Ende? « fragte Rosalind überrascht.
    »Für mich schon... « Er schnitt eine Grimasse. »Andere Theaterdirektoren verlangen keine ständigen Proben. Ich glaube, der alte Herr will uns einfach plagen. «
    »Er will, daß die Stücke möglichst gut gespielt werden«, widersprach Rosalind heftig. »Auch du hast viel gelernt, seit du bei uns bist. «
    »Vielleicht«, gab Chesterfield zu, »aber das war letztes Jahr. Ich sehe beim besten Willen nicht ein, warum ich einen sonnigen Sommertag mit Proben vergeuden sollte, wenn ich meine Rolle perfekt beherrsche. Lieber verführe ich ein paar hübsche Milchmädchen. « Leichtfüßig rannte er die Stufen hinab.
    »Ein entzückender Bursche«, kommentierte Stephen sarkastisch. »Spielt er vielleicht in Macbeth den Duncan? Wenn ja, könnte man vielleicht die Dolchattrappe einmal durch einen echten Dolch ersetzen. «
    Rosalind lächelte. »Edmund ist zwar faul und sehr eitel, aber ich glaube nicht, daß er es verdient hat, von Macbeth erstochen zu werden. «
    »Sie haben recht - er sollte lieber Antigonus spielen und von einem Bären verspeist werden! «
    »Sie kennen Ihren Shakespeare«, sagte Rosalind anerkennend.
    »Ich liebe das Theater, und Shakespeare war von jeher mein Lieblingsdramatiker. Ich habe sogar an einigen Laienaufführungen seiner Stücke teilgenommen. « Stephen hielt ihr wieder galant die Tür auf. »Manche Aussprüche seiner Helden behält man für immer auf der Zunge - wie den Geschmack von erstklassigem Brandy. « Rosalinds charmantes Lächeln rief ihm ein solches Zitat ins Gedächtnis: Sie ist schön und muß umworben werden. Sie ist eine Frau und muß erobert werden.
    Tief durchatmend folgte er ihr vom Foyer in den Saal, dessen Tribüne sich für Redner und musikalische Darbietungen genauso gut eignete wie für Bühnenstücke. Einige Schauspieler probten unter Thomas' Regie, während andere die Kulissen aufbauten. »Aus wie vielen Personen besteht die Truppe? «
    »Achtzehn«, gab Rosalind ihm bereitwillig Auskunft. »Etwa zehn von uns treten wirklich auf - die anderen sind Musikanten, Bühnenarbeiter und Statisten - so wie Calvin Ames und Ben Brady, der gerade ein sorgenvolles Gesicht macht. « Sie runzelte

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