Fallen Angel 07 Tanz der Rose
Cherubim an der Decke Unzucht treiben? «
»Sie treiben keine Unzucht, Madame! Sie sind nur sehr gute Freunde. « Er führte sie im Erdgeschoß herum, wies auf interessante Einzelheiten hin und brachte sie mit witzigen Bemerkungen immer wieder zum Lachen.
Wie in allen alten Fachwerkbauten, so waren auch hier die Fußböden uneben, die Fenster saßen etwas schief, und rechte Winkel gab es nirgends. Rosalind verliebte sich sofort in dieses Haus, und sie genoß die knisternde Erregung, die durch jede noch so harmlose Berührung angefacht wurde.
Während sie die Treppe hinaufgingen, erkundigte sie sich: »Wie oft kommst du hierher? «
»Vielleicht einmal im Jahr, und meistens bleibe ich nur wenige Tage. « Stephen lächelte bedauernd. »Traurig, daß es nicht ständig bewohnt ist. «
»Gibt es denn keine verarmten Kenyons, die ein Zuhause brauchen? «
»Doch, aber die ziehen es vor, weiter südlich zu leben, näher an der Zivilisation. Ein Vetter bewohnt beispielsweise mein Gut in Norfolk, und zu ihm habe ich Ellie Warden mit ihrem Baby geschickt. « Er grinste. »Vetter Quintus und seine Frau halten zweifellos mich für den Vater des Kindes, und deshalb wird es ihm an nichts fehlen. «
»Das freut mich für Ellie und ihr Baby, auch wenn dein Ruf darunter leidet. « Sie drückte seinen Arm. Seit Jahren hatte sie von einem eigenen Haus geträumt, war aber nie so vermessen gewesen, sich ein jahrhundertealtes romantisches Gemäuer auszumalen. Hoffentlich würde irgendein Kenyon es eines Tages gebührend zu schätzen wissen.
Am Ende eines mit Öllampen beleuchteten Korridors sagte Stephen: »Links ist das Schlafzimmer des Herzogs, rechts das der Herzogin. Dazwischen befindet sich ein Ankleideraum - und es gibt zum Glück Verbindungstüren! « Er öffnete die Tür zur Rechten.
Rosalinds Atem stockte, als sie den Raum betrat. Auf der linken Seite stand ein riesiges Himmelbett, und auf der rechten Seite gab es eine gemütliche Sitzecke mit rundem Tisch, bequemen Stühlen und einer Chaiselongue. Doch was sie am meisten verblüffte, waren die Rosen: überall im Zimmer standen Vasen voller roter, rosa und weißer Blüten, deren Farbenpracht im Schein des Kaminfeuers perfekt zur Geltung kam und die einen betörenden Duft verströmten.
Verzückt berührte sie eine rote Rose. »Stephen, das ist einfach traumhaft... Wie hast du das nur fertiggebracht? «
»Ich kann ganz gut organisieren. « Er preßte seine Lippen auf ihre besonders empfindsame Halsgrube. »Die Idee war doch naheliegend: Rosen für meine vollkommene Rose. «
Rosalind konnte nur hoffen, daß er nie feststellen würde, wie unvollkommen sie war. »Die Blumen sind herrlich... Aber sie werden so schnell verblühen. «
»Nicht zuletzt deshalb sind sie ja so schön«, sagte er ruhig.
Ihre Blicke trafen sich, und beiden war schmerzlich bewußt, daß der Gedanke an Stephens baldigen Tod sogar ihre Hochzeitsnacht überschattete. Doch Rosalind schwor sich in diesem Moment, die kurze Zeit voll auszukosten.
19. Kapitel
Stephen trank einen Schluck Wein aus seinem Kelch, ohne Rosalind aus den Augen zu lassen, die auf der anderen Seite des runden Tisches saß. Sie hatte ihre Haare gebürstet, und jetzt fielen sie ihr in weichen Wellen über die Schultern und schimmerten in Gold- und Bernsteinfarben, sobald sie den Kopf bewegte. Es war eine großartige Idee von ihr gewesen, hier in ihrem Zimmer zu essen, denn unten im riesigen Speisesaal hätte eine viel förmlichere Atmosphäre geherrscht.
Das knisternde Kaminfeuer war die ideale Begleitmusik zu diesem Mahl, bei dem jeder Bissen und jeder Schluck nur ein Vorgeschmack auf einen noch viel größeren Genuß zu sein schien.
Trotzdem hatte Stephen mit ambivalenten Gefühlen bezüglich der Hochzeitsnacht zu kämpfen. Er begehrte Rosalind mit einem nie gekannten Hunger, er wollte sie bis zur totalen Erschöpfung lieben, eng umschlungen einschlafen und gleich nach dem Aufwachen erneut diese Ekstase erleben.
Zugleich fühlte er sich aber so unbeholfen wie ein völlig unerfahrener Junge. Vor seiner ersten Ehe hatte er - wie alle wohlhabenden jungen Männer - mit den verführerischsten Londoner Kurtisanen geschlafen und diese unkomplizierten Erlebnisse durchaus genossen, doch nach der Heirat hatte er diese Besuche eingestellt, obwohl Louisa ihm bestimmt keine Vorwürfe gemacht hätte. Eine perfekte Lady mußte Seitensprünge ihres Mannes stillschweigend ertragen, weil das der höfischen Etikette entsprach. Aber Stephen
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