Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Kickstarterpedal …
Das charakteristische Harley-Knattern erwachte augenblicklich zum Leben.
Er drehte am Gashebel, und schon vibrierte der Motor zwischen seinen Beinen, und er musste schreien, um den Lärm zu übertönen: »Wahnsinn, Ad, du hast es geschafft!«
Der so Gelobte grinste breit, während er sich die öligen Hände an einem roten Lappen abwischte. »Kein Problem. Machen wir eine kleine Probefahrt und testen mal die Bremsen.«
Jim schob das Motorrad aus der Garage ins Sonnenlicht. »Ich hol nur schnell meinen Helm.«
»Helm?« Adrian stieg auf seinen Bock. »Hätte nicht gedacht, dass du so ein Pfadfinder bist.«
Mit dem schwarzen Helm in der Hand kam Jim zurück. »Kopfverletzungen vorzubeugen ist kein Kinderkram.«
»Aber denk doch mal an den Wind in deinen Haaren, Mann.«
»Oder an die Schläuche, die einen hinterher am Leben erhalten.«
»Den Hund nehme ich«, sagte Eddie, als er ebenfalls aufstieg und die Hände ausstreckte. Ohne jedes Zögern machte das Tier einen Satz und ließ sich auf Eddies lederner Tanktasche nieder.
Jim beäugte das Geschehen wenig begeistert. »Was, wenn du einen Unfall hast?«
»Hab ich nicht.« Als würden die Gesetze der Physik für den Kerl nicht gelten.
Schon wollte er ein Machtwort sprechen, da bemerkte Jim, wie verzückt der Hund wirkte, auch mit an Bord zu sein. Seine Krallen gruben sich in das Leder, als kitzelten ihm die Pfötchen vor Wonne, der Schwanz wedelte, so schnell sein Popo es zuließ.
Außerdem wurde der kleine Kerl auf beiden Seiten von Eddies Armen abgeschirmt, wenn seine Hände auf dem Lenker lagen.
»Aber sei vorsichtig mit meinem verdammten Hund. Wenn ihm was passiert, kriegst du’s mit mir zu tun.«
Er entwickelte sich noch zu einem richtig guten Herrchen.
Nachdem der Helm festgezurrt war, zog Jim die Lederjacke über und stieg auf die Maschine. Als er Gas gab, ertönte ein gemeingefährliches, tiefes, fluchendes Geräusch, und all die Pferdestärken grollten durch seinen Körper bis hinauf in die Haarspitzen.
Adrian konnte ja wirklich eine Riesennervensäge sein, aber mit Motoren kannte er sich aus, das musste man ihm lassen. Was wenigstens endlich erklären würde, warum Eddie es mit ihm aushielt.
Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, brausten alle drei los gen Sonnenschein, Adrian voran, Eddie am Ende mit dem Hund. Jims Bike war der absolute Wahnsinn, ein wildes Tier ohne jede Manieren, und während sie so an Feldern und Äckern vorbeirauschten, bekam er allmählich ein Gefühl für das Gerät.
Und man brauchte nicht den Wind in den Haaren zu spüren, um frei zu sein.
Adrian lotste sie am Hudson entlang Richtung Stadt, und sobald die ersten Ampeln auf Höhe der Parks am Fluss auftauchten, betete Jim um eine rote Welle - einfach nur, weil das Beschleunigen so verdammt lässig war.
An der Kreuzung von Twelfth und River Street rief er Adrian zu: »Ich muss tanken.«
»Hier in der Nähe ist doch eine Exxon, oder?«
»Ja, zwei Blocks weiter oben.«
Die Ampel wechselte auf Grün, und sie jagten los, das Dröhnen der schweren Maschinen explodierte in der Luft und wurde noch verstärkt, wenn sie unter den Überführungen des Highways hindurchfuhren. Dann hielten sie an der Zapfsäule, und Jim machte voll. Natürlich Super, was anderes kam ihm nicht in den Tank.
»Was machen die Bremsen?«, fragte Adrian und schielte gleichzeitig nach einer Blondine, die gerade aus einer Schrottkarre stieg. Mit einem beachtlichen Hüftschwung steuerte die Frau den Minimarkt an, die Spitzen ihrer langen Haare umspielten das Tattoo auf dem unteren Rücken.
Jim musste lachen. Das alte Großmaul war total abgelenkt und spielte sichtlich mit dem Gedanken, der Braut nachzulaufen und sie zu fragen, ob sie mit seinem Schraubenzieher spielen wollte - was, ihrem wiederholten Schulterblick nach zu urteilen, mit einem dicken, fetten Ja beantwortet werden würde.
»Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass meine besser funktionieren als deine«, murmelte Jim, während er die Zapfpistole aus dem Tank zog.
»Du meinst jetzt bremsentechnisch?« Adrians Kopf schnellte herum. »Meinst du echt? Weil ich nämlich glaube, dass du Donnerstagnacht flachgelegt wurdest, nicht ich.«
»Und ich dachte schon, deine Mechanikerkünste wären deine Gesellschaft wert.« Unsanft rammte Jim den Zapfschlauch wieder in die Säule. »Muss ein Anfall geistiger Umnachtung gewesen sein.«
Er stieg wieder auf sein Bike und setzte den Helm auf. »Sollen wir
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