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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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denn?«
    »Ein Wohngebiet, in dem jede Straße auf ›-wood‹ endet: Oakwood, Greenwood, Pinewood.« Er ließ den Motor an. »Als wären den Stadtplanern genau an der Stelle die originellen Namen ausgegangen. Man würde sich nicht wundern, wenn es sogar eine ›Woodwood Avenue‹ gäbe.«
    Sie musste lachen. »Jetzt wohne ich schon seit eineinhalb Jahren hier. Wahrscheinlich sollte ich wissen, wo das liegt.«
    »Ist nicht weit. Nur ungefähr zehn Minuten.«
    Fünf Straßenzüge jenseits des Clubs fädelte er sich auf den Northway ein und fuhr eine Ausfahrt weiter auf Höhe der nördlichen Stadtteile Caldwells wieder ab. Straße für Straße gesäumt von handtuchgroßen Grundstücken zog vorbei, die Häuser wurden klein und kleiner, je weiter sie fuhren.
    Vin hatte Erinnerungen an diese Viertel, allerdings nicht von der kitschigen, blitzblank gewienerten Familienidyll-Sorte. Eher an heimliches Wegschleichen, um seinen Eltern zu entfliehen und sich mit Freunden zu treffen, um zu saufen und zu rauchen und sich zu prügeln. Damals war alles besser gewesen, als zu Hause zu bleiben.
    Mein Gott, wie er gebetet hatte, dass sie verschwänden. Oder dass er selbst den Absprung fände.
    Und sein Wunsch war erfüllt worden.
    »Wir sind fast da«, sagte er, obwohl Marie-Terese neben ihm vollkommen zufrieden wirkte. Sie saß ganz entspannt, hatte den Kopf hinten an die Stütze gelehnt und sah aus dem Fenster.
    »Von mir aus könnten Sie stundenlang so durch die Gegend fahren«, murmelte sie, »und ich würde einfach nur hier sitzen und die Welt an mir vorbeiziehen sehen.«
    Er legte seine Hand auf die ihre und drückte sie kurz. »Wann hatten Sie zuletzt Urlaub?«
    »Vor Ewigkeiten.«
    »Das Gefühl kenne ich gut.«
    Auf der Crestwood Avenue Nummer einhundertsechzehn bog er in die Einfahrt und hielt vor einem winzigen Häuschen mit Aluverkleidung und einem Betonweg, der hinauf zur Eingangstür führte. Als Vin hier aufgewachsen war, hatte es nie so ordentlich ausgesehen; die Büsche um das Haus herum waren sauber gestutzt, die große Eiche von abgestorbenen Ästen befreit, und solange das Gras wuchs, wurde der Rasen einmal die Woche gemäht. Das Dach war erst vor zwei Jahren erneuert, die Fassade verkleidet und die Einfahrt gepflastert worden. Es war das gepflegteste Haus der gesamten Straße, wenn nicht gar des ganzen Viertels.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    Schlagartig wurde er verlegen, aber genau darum ging es ja auch. Devina war niemals hier gewesen. Niemand, der für ihn arbeitete, kannte diesen Ort. Seit er angefangen hatte, auf der sozialen Leiter nach oben zu klettern, hatte er den Leuten nur gezeigt, worauf er stolz war.
    Er öffnete die Autotür. »Hier bin ich aufgewachsen.«
    Als er auf der Beifahrerseite ankam, war Marie-Terese schon ausgestiegen, und sie inspizierte das Häuschen Zentimeter für Zentimeter, von der Veranda bis zur Regenrinne.
    Am Arm führte er sie zur Eingangstür und schloss auf. Synthetischer Zitronenduft kam ihnen entgegengerollt wie ein roter Teppich, doch es war eine künstliche Begrüßung, so unecht wie die Chemikalien, die den Geruch nur nachahmten.
    Gemeinsam traten sie ein, Vin knipste das Licht an, schloss die Tür und drehte sofort die Heizung auf.
    Kalt. Feucht. Unordentlich. Im Gegensatz zu seinem Äußeren war das Innere des Hauses in einem furchtbaren Zustand. Alles war noch exakt wie an dem Tag, als seine Eltern zusammen die Treppe hinuntergefallen waren: ein Kunstwerk der Hässlichkeit.
    »So habe ich also als Kind gewohnt«, sagte er rau und betrachtete das einzige Fleckchen Teppich neueren Datums im Haus, das am Fuße der Treppe lag. Wo sie nach ihrem Sturz aufgeschlagen waren.
    Während Marie-Terese sich überall umsah, ging Vin ins Wohnzimmer und knipste dort eine Lampe an, damit sie auch das abgewetzte Sofa mit den blanken Stellen auf den Lehnen sehen konnte … und den niedrigen Couchtisch mit den Brandflecken … und die Bücherregale, in denen immer noch mehr leere Wodkaflaschen seiner Mutter standen als Lesbares.
    Das Licht meinte es nicht gut mit den orange-gelben Vorhängen, die in welker Erschöpfung von ihrer schmiedeeisernen Stange herabfielen, oder auch mit dem verblichenen Teppich, dessen ausgetretener Pfad vom Sofa in die Küche führte.
    Seine Haut kribbelte unangenehm, als er zu dem Küchendurchgang lief und auf den Schalter für die Lampe über dem Herd drückte.
    Was ein Anblick wie aus einem Werbespot hätte sein sollen, war noch schlimmer als das

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