Fallen Angels 03 - Der Rebell
haben Sie mir nichts davon erzählt? Und warum um Himmels willen haben Sie keine Anzeige erstattet?«
Er rieb sich die Schläfen und dachte: Tja, wenigstens sind diese Kopfschmerzen ein ganz normales Stresssymptom. Nur die Anspannung …
Abrupt riss er den Kopf herum.
Doch hinter ihm war nichts, niemand starrte seinen Hinterkopf an oder drückte ihm einen Pistolenlauf an den Schädel. Da war einfach nur ein leerer Raum, unterteilt von Trennwänden und vollgestopft mit Rechnern, Telefonen und Bürostühlen.
Leider sagte ihm sein Instinkt, dass es noch eine andere Schicht der Realität gab, eine, die – obwohl seine Augen sie nicht wahrnehmen konnten – so real war wie alles, was er anfassen und spüren konnte.
Genau wie gestern Abend in seiner Küche. Genau wie vor zehn Minuten am Fluss. Genau wie sein gesamtes Leben lang.
»Was ist denn?«, fragte Reilly.
»Nichts.«
»Haben Sie Kopfschmerzen?«
»Nein, geht schon.«
Ganz beiläufig stand Veck auf und stellte sich vor die Fensterfront, die zur Straße hinaus zeigte. Er tat so, als würde er nur einen Blick auf den Himmel draußen werfen, richtete die Augen aber auf die Scheibe und machte sich auf das Schlimmste gefasst.
Keine Schatten zu sehen.
Gott sei Dank. Spiegel waren normalerweise der sicherste Weg, um herauszufinden, was um ihn herum lauerte, aber Fensterglas ging notfalls auch.
Scheiße, er verlor den Verstand.
Als er sich wieder umdrehte, hatte er das Gefühl, durch einen warmen Luftzug zu laufen. Er setzte sich zurück auf seinen Stuhl.
Reilly legte ihm die Hand auf den Arm. »Reden Sie mit mir. Ich kann Ihnen helfen.«
Seufzend rubbelte er sich mit der Hand durch die Haare und ließ sie so struppig stehen. »Gestern Abend, als ich nach Hause kam, merkte ich gleich, dass jemand in der Wohnung war. Es gab keine sichtbaren Einbruchsspuren, nur …« Okay, jetzt kam er sich wirklich verrückt vor, als er sich selbst reden hörte. »Ich war mir nicht sicher, bis ich mich vorhin mit Heron getroffen habe. Etwas an der Art, wie er mich ansah … ich wusste einfach, dass er es gewesen war, und er hat es nicht abgestritten. Scheiße, mit so etwas hätte ich eigentlich rechnen müssen, so kurz vor der Hinrichtung meines Vaters.«
»Entschuldigung – was hat das mit Ihrem Vater …«
»Wie ich schon sagte, mein Vater hat Fans.« Noch mehr Haar-Gestruppel. »Und die haben schon wirklich gruselige Sachen angestellt. An ihn kommen sie nicht heran, aber ich bin draußen in der Öffentlichkeit unterwegs, wo sie mich finden. Sie können sich überhaupt nicht vorstellen, wie es ist, wenn man feststellt, dass der neue Mitbewohner ein Teufelsanbeter ist, oder dass die Braut, die einen gerade in der Kneipe angesprochen hat, von Kopf bis Fuß mit Bildern von seinem alten Herrn tätowiert ist. Besonders, wenn es sich dabei um meinen alten Herrn handelt.« Er fluchte leise und heftig. »Und glauben Sie mir, das sind nur die weniger kreativen Vertreter. Ich hätte ahnen müssen, dass gerade jetzt so etwas passieren würde, aber normalerweise halte ich nichts von Paranoia. Vielleicht sollte ich das allmählich mal überdenken.«
»Wegen Heron dürfen Sie sich keine Vorwürfe machen. Ich habe doch seinen Ausweis gesehen. Er sah absolut korrekt aus.«
Sein Blick schnellte zu ihr. »Ich habe diesen Mann in das Haus eines Opfers mitgenommen. Zu ihrer Mutter . Du lieber Himmel …«
Unsanft schob Veck seinen Stuhl zurück und stand auf. Am liebsten hätte er gegen eine Wand geschlagen.
Und natürlich klingelte genau in diesem Moment sein Handy.
Reilly blieb sitzen, während Veck den Anruf annahm.
Er sah furchtbar aus. Gestresst. Erschöpft. Und ihr fiel ein, dass er gestern Abend bei ihr nichts gegessen hatte und sich wahrscheinlich vorhin auch nichts gegönnt hatte, so wie seine Mittagspause verlaufen war.
»Ehrlich? Ja, sie ist bei mir. Aha …«
Eine unverbindliche Antwort nach der anderen wehte herüber, während er gleichzeitig im Kreis lief, die Hand in die Hüfte gestützt, den Kopf gesenkt, die Augenbrauen zusammengezogen. Er trug sein Standardoutfit, bestehend aus schwarzer Hose und weißem Hemd ohne Krawatte, und durch die Brusttasche schimmerte das Rot seiner Zigarettenpackung.
Die Trennwände in der Mordkommission waren, genau wie im Dezernat für Interne Ermittlungen, nur brusthoch, und genau wie ihre Kollegen hatten auch die Kriminalbeamten ihre Arbeitsplätze mit Bildern von Kindern sowie Gattinnen und Ehemännern geschmückt. Ein paar Frauen
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