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Fallende Schatten

Titel: Fallende Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gemma O'Connor
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ist hier die Romantikerin?« gluckste sie. »Casablanca, Sebastopol Road. Bei einem solchen Namen, da würde sogar ich dort übernachten.« Sie wählte die Nummer und gab mir den Hörer.
    Ich wollte schon wieder auflegen, als eine gezierte Stimme verkündete: »Casablanca, kann ich Ihnen helfen?« Fast hätte ich gesagt: »Play it again, Sam.« Statt dessen holte ich tief Luft und fragte mit so fester Stimme wie möglich nach Arthur Reynolds.
    Es dauerte eine Weile, ehe sie antwortete. »Wer spricht dort bitte?« fragte sie argwöhnisch.
    »Meine Oma und Arthurs Mutter waren während des Krieges befreundet. Mum hat gesagt, ich soll Arthur anrufen, wenn ich in die Gegend komme. Ist er zu Hause?« Ich hielt den Atem an und wich Marias theatralisch erstauntem Blick aus.
    Die Frau hüstelte. »Ich fürchte, Sie haben die falsche Nummer gewählt. Mr. Reynolds ist letztes Jahr umgezogen, als mein Mann und ich das Haus gekauft haben. Tut mir leid. Sie wissen, daß die alte Mrs. Reynolds gestorben ist? Das haben Sie gewußt?«
    »Ja, deswegen rufe ich auch an.« Ich schniefte. »Die arme Oma ist gestern gestorben. Ich habe gedacht, Arthur würde das gerne wissen wollen. Wegen der Beerdigung, Sie verstehen.«
    »Ach du meine Güte.« Die Stimme sank zu einem heiseren Flüstern herab. »Sie wissen es also noch nicht? Der arme Arthur Reynolds ist vor zwei Wochen gestorben.«
    »O mein Gott«, flüsterte ich, und diesmal war ich ehrlich. »Was ist passiert?«
    »Es war ein schrecklicher, ein ganz schrecklicher Schock. Er war in London. War für einen Tag dorthin gefahren, der Arme. Das hat er sich angewöhnt, als seine alte Mum gestorben ist. Er wollte sich sogar ein Auto kaufen.« Ich spitzte die Ohren. »Der arme Mr. Reynolds.« Fromm senkte sie die Stimme. »Er hatte einen Unfall. Haben Sie das nicht gelesen? Es hat in allen Zeitungen gestanden. Er ist in der Picadilly Station unter einen Zug geraten. Niemand konnte ihm helfen. Wie, sagten Sie, war Ihr Name?«
    Ich legte auf und fing an zu zittern.
    »Ich muß hier raus«, stammelte ich. »Sie sind alle tot, Maria. Alle sind sie tot. Lily, Milo, Arthur Reynolds. Ich sollte auch sterben. Maria, die kriegen mich. Was soll ich nur machen?«
    Maria setzte sich neben mich, legte mir den Arm um die Schultern und versuchte, mich zu beruhigen. Ich war jedoch völlig außer mir vor Angst. Irgendwann in der Nacht, wenn ich, mit Pillen vollgestopft, fest schliefe, würde irgend jemand sich hereinschleichen und die Arbeit zu Ende bringen, die er am Freitag begonnen hatte.
    »Kein Mensch weiß, wo du bist«, fuhr Maria mich an. »Nell, hör augenblicklich damit auf. Schau mir auf den Mund. Kein Mensch weiß, wo du bist. Außer Dieter, mir und Daniel. Beruhige dich.«
    »Daniel. Wahrscheinlich haben sie Daniel schon erwischt. Den können sie nicht verfehlen, groß wie der ist.«
    »Klar. Was meinst du wohl, daß die machen? Mit einer Leiter rumrennen? Komm schon, Nell, Daniel kann selber auf sich aufpassen.«
    »Die sind die ganze Zeit hinter mir her gewesen. Ich hab gedacht, Reynolds sei auch einer von ihnen. Er hat versucht, mich zu warnen, Maria. Ich habe nicht auf ihn gehört. Der Arme. Er hat versucht, Lily zu warnen. Aber die hat auch nicht auf ihn gehört. Und sie haben sie gekriegt.«
    »Sscht, Nell, sscht. Das tut dir nicht gut, und mich erschreckst du damit zu Tode. Möchtest du mir alles erzählen? Sehen, was wir zusammen rauskriegen?«
    Wie eine Irre muß ich ausgesehen haben. Ich versuchte, aus dem Bett zu krabbeln.
    »Nell, um Himmels willen, hör auf!« Maria packte mich am Arm und zog mich zurück. »Ich bleibe heute Nacht bei dir. Aber an dem Schwergewicht am Empfangsschalter kommt keiner vorbei. Die lassen dich nicht rein, wenn dein Name nicht auf einer ihrer Listen steht. Schau, die sind es gewöhnt, mit leicht bekloppten Popstars umzugehen. Dir passiert schon nichts. Okay?«
    Ich legte mich wieder hin und schloß die Augen. Mein Arm hatte durch den Verband hindurch zu bluten angefangen. Ich schaute das Blut an und begann zu weinen, leise, hoffnungslos. Niemand konnte etwas tun, um die drei Morde zu rächen oder dem Blutvergießen ein Ende zu bereiten. Sie waren zu geschickt darin, Unfälle zu inszenieren. Ich wüßte, es gab tausend Möglichkeiten, in einer Klinik durch einen Unfall zu sterben. Egal, wie streng ich bewacht wurde.
    Die Krankenschwester sagte mir und Maria gehörig die Meinung, als sie das Blut auf dem Bett sah. Sie wechselte den Verband, bezog das

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