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Fallera

Fallera

Titel: Fallera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Sägebock geschaffen. Rostiges Werkzeug hing von Nägeln, die in die hölzernen Stempel der Verstrebungen gehämmert worden waren. Ein armlanges Stahlrohr fiel mir in die Finger und wollte da bleiben.
    »Also«, fasste ich zusammen: »Da sind einmal der Digge Max und seine zwee fiesen Dypen, richtig?« Ernesto Che nickte, ohne mit der Wimper zu zucken. »Plus der Piepenkopp, der Igel und das Rattengesicht. Wie ich sie nenne«, fügte ich hinzu, und Ernesto nickte erneut. »Jemanden vergessen?« Nö.
    »Also.« Ich kramte Monas topografische Karte aus der Tasche und breitete sie auf der Werkbank aus. »Wo genau sind die, alle, im Moment?«
    Ernesto studierte die Draufsicht auf die uns umgebende Landschaft, wie ich mir das Schnittmuster für einen Dreireiher angesehen hätte: Nicht so ganz sein Fall, verriet der Faltenwurf seiner Stirn.
    Nun gut, dachte ich, so viel Zeit muss sein. Und ausgehend von unserem Standpunkt erklärte ich ihm kurz die Gegend, wie die Karte sie darstellte: Monas Mine, Monas Höhle und die Stelle, an der Horst und Atze zu Tode gekommen waren, befanden sich alle auf ungefähr der gleichen Höhe, am Fuß derselben, steilen, kahlen Felswand. Davor, also direkt vor uns, neigte sich ein nicht so steiler, tief verschneiter Hang, der, wie die Felswand, in unregelmäßigen Abständen von kleineren und größeren Schluchten zerfurcht wurde. Durch die größte davon rauschte das Flüsschen Edda. Auf unserer Seite des Flusses war Monas Mine die am höchsten gelegene von allen, doch drüben, auf der anderen Seite, wo die Felswand nicht mehr ganz so steil war, hatte man selbst in diese schwer zugängliche Fläche noch ein paar staunende Münder gebohrt. So wie auch der tiefer gelegene Hang durchlöchert war von Mineneingängen.
    Ziemlich genau in die Mitte dieser ganzen seinerzeit Mengen von Abraum fördernden Kleinindustrieansiedlung führte ein dem Flusslauf folgender Schmalspur-Schienenstrang, der sich die Trasse mit einem unbefestigten Fahrweg teilte. So viel wusste ich von Mona, denn das, dieser Fahrweg, war der mit Abstand schnellste, sicherste und einfachste Weg ins Tal. Um da hinzugelangen, musste man noch die Edda-Schlucht überqueren, doch die alte Hängebrücke, die seit den Goldgräbertagen für den Anschluss dieser Seite hier an Fahrweg und Schiene drüben sorgte, war klar eingezeichnet.
    So.
    Und wie mir Ernesto dann zeigte, waren Sigismund und Tom und Alexander durch eine der Schluchten aufgestiegen, zum Höhenwanderweg über unseren Köpfen, und suchten da nach Spuren von uns, während der Bayer und seine zwei Kumpels auf der anderen Seite der Edda einerseits Schacht 7A zu finden versuchten, andererseits aber auch die kleine eiserne Brücke und den Fahrweg ins Tal nicht eine Sekunde aus den Augen ließen. Den Fahrweg. Hm.
    »Sag mal, Ernesto, womit sind dein Dicker Max und seine beiden Begleiter eigentlich hergekommen?«
    Wir mussten weg, so viel war klar. Und der schnellste, sicherste und einfachste Weg weg von hier war mit den Reizen gleich dreier Superlative bedacht.
    Denn: Selbst angenommen, Christine wäre eine zu allem entschlossene Terroristin, Ernesto Che eine Kampfmaschine und ich mit meinem Stahlrohr in der Hand ein Held von hollywood'scher Stoik und Unverwundbarkeit, selbst wenn man sich vorstellte, wir seien drei tragende Charaktere einer beliebten Fernsehserie und würden alle für die nächste Folge gebraucht, selbst dann stellte eine Flucht ins Tal und eine augenblickliche Alarmierung der Behörden die einzige Chance dar, unsere Häute und gleichzeitig die von Egon, Alfred, Uwe und Mona zu retten. Und die von Frau Doktor Marx auch, wenn's denn gar nicht anders ging. Wir waren unbewaffnet, Scheiße noch mal.
    Ein Mercedes >M< Geländewagen und ein MitsubishiTransporter, beide mit Schneeketten und Allradantrieb, das war die Antwort auf meine Frage, doch da waren wir auch schon unterwegs, geduckt, im Schatten der Felswand, Richtung Edda.
    Zehn Fuhren mit dem Transporter wären vonnöten, um das ganze Gold abzutransportieren. Das muss man sich mal vorstellen.
    Entlang der Wand war es ganz gutes Gehen und obendrein recht geschützt durch den Wall aus Schnee, den der Wind und die Schwerkraft hier gemeinsam hingezaubert hatten. Keine zehn Minuten, und wir näherten uns dem Rauschen des Flusses in seinem engen Tal. Der Felshang gegenüber wies über ein Dutzend Löcher auf wie die Behausungen riesiger, höhlenbrütender Vögel. Zu manchen konnte man über wenig Vertrauen erweckende

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