Falling in love
es wirklich ernst«, sagt Josh.
»Nach der Schule will ich mich über diesen ganzen Bewerbungskram informieren. Können wir unsere Probe vielleicht um eine halbe Stunde verschieben?«
Mike und Josh starren mich an.
»Okay«, sagt Mike. »Was ist passiert?«
»Was meinst du?«
»Was ist aus dem alten Tobey geworden?«
»Kann man nicht mal seine Meinung ändern?«
»Man kann. Aber du? Und übers College? Irgendwas stimmt da nicht.«
»Erinnerst du dich noch an deine ultimativen Sara-Pläne?«, frage ich.
»Du meinst meine brillanten und bombensicheren Pläne?«, meint Mike.
»Du meinst seine beschissenen und erbärmlichen Pläne?«, sagt Josh.
»Deine Pläne waren ein bisschen lausig…«
»›Lausig‹ trifft es«, ruft Josh.
Mike beachtet Josh gar nicht. »Was heißt das?«
»Ich kann Sara nicht dazu zwingen, mich zu mögen. Es wirkt total verzweifelt, wenn ich mich ihr an den Hals werfe. So etwas schreckt Mädchen ab.«
»Hast du zu viele Talkshows gesehen?«, fragt Josh.
»Leck mich! Ich meine das völlig ernst. Es bringt nichts, Sara hinterherzurennen.«
»Meine Pläne waren genial«, sagt Mike. »Die Frage ist eher, ob Sara was mit dir anfangen würde, wenn sie nicht schon mit Dave zusammen wäre.«
»Wieso?«
»Keine Ahnung. Ihr kennt euch seit Jahren und sie hat dich noch nie beachtet. Du bist einfach nicht ihr Typ.«
Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Wenn Sara was mit mir anfängt, würde das gegen ein ungeschriebenes Gesetz der Highschool verstoßen, nämlich dass Einserkandidaten Nieten wie mich links liegen lassen. Ich weiß, dass Sara die Meinung der anderen wichtig ist. Aber zwischen uns gibt es eine Verbindung, das kann man nicht leugnen.
»Wie auch immer«, sagt Mike, »ihr lernt euch ja noch kennen. So funktioniert das bei den Mädels. Sie lernen uns erst kennen und dann entscheiden sie, ob sie uns mögen. Wir Jungs finden ein Mädchen erst mal heiß, danach lernen wir sie kennen. Wir kommen nun mal von unterschiedlichen Planeten.«
»Scheiße!«, stöhnt Josh. »Ihr habt beide zu viele Talkshows geschaut!«
*
Bei der Studienberatung habe ich immer noch Mikes Worte im Ohr. Ticken Mädchen und Jungs wirklich so unterschiedlich? Dass Jungs Sex wichtiger ist, ist mir auch schon aufgefallen. Aber am Ende wünschen wir uns doch alle dasselbe, nämlich jemanden zu finden, mit dem wir uns in dieser Welt etwas mehr zu Hause fühlen.
Ich suche das Vorlesungsverzeichnis der Manhattan Music Academy heraus und blättere darin. Das Beste an diesem College – natürlich davon abgesehen, dass es sich um die so ziemlich renommierteste Musikhochschule handelt – ist seine Lage: Gleich um die Ecke liegt die New York University, Saras erste Wahl.
Ich schlage die Seite mit den Bewerbungsvoraussetzungen auf. Es wird ein Notenschnitt von drei Komma null verlangt. Meiner liegt bei zwei Komma neun. Mist.
»Hi Tobey.«
Ich schaue auf. Vor mir steht Ms Everman.
»Hi.«
»Hast du da etwa ein Vorlesungsverzeichnis in der Hand?«
»Na ja… es ist so… Mr Hornby hat mir von der Manhattan Music Academy erzählt…«
»Welches Instrument spielst du?«
»Gitarre.«
»Akustikgitarre oder E-Gitarre?«
»Beides.«
Ms Everman nickt. »Wann ist Bewerbungsschluss?«
Ich überfliege die Seite. »Am 15. Dezember.«
»Offenbar hast du deine Meinung geändert.«
»Sieht so aus.«
»Schade, dass dir das nicht eher eingefallen ist. Bestimmt kann ich trotzdem noch was für dich tun. Wenn ich mich nicht irre, findet das Vorspielen an der Academy im Februar statt.«
»Genau.«
Ms Everman setzt sich neben mich. »Wo liegt dein Notendurchschnitt?«
»Bei zwei Komma neun.«
»Das heißt, dass du in diesem Halbjahr nur noch As
schreiben darfst. Wenn du dich anstrengst, müsstest du das eigentlich schaffen. Die Frage ist nur… ob du bereit bist, dich anzustrengen?«
»Ja.«
»Jaja, Ms Everman? Oder ja, ich werde mich wirklich anstrengen?
»Ich werde mich anstrengen.«
Ms Everman schenkt mir ein Lächeln. »Das freut mich. Am besten, du fängst sofort damit an.«
*
Als ich in Mikes Einfahrt einbiege, quillt mein Gehirn förmlich über. Ich muss den Bewerbungsbogen ausfüllen. Ich muss mich um Empfehlungsschreiben kümmern. Ich muss ein Demotape aufnehmen. Ich muss Aufsätze schreiben. Ich muss das Vorspielen vorbereiten. Irgendwie ist mir das alles zu viel. Langsam kapiere ich, wieso meine Mitschüler kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen. Ms Everman hat noch eine zweite, dritte und vierte
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