Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
Berührung vor Empörung verkrampfte, aber sie konnte nichts tun, ohne die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich und Jaxyn zu ziehen. »Darf ich heute in Euer Schlafgemach kommen?«
»Nur wenn Ihr es darauf anlegt, kastriert zu werden.«
»Es ist mir ernst, Arkady.«
»Mir auch, Jaxyn«, versicherte sie ihm und trat von seiner Hand weg.
Jaxyns Lächeln wurde breiter. Je mehr er mit Arkady Desean zu tun hatte, desto mehr war er überzeugt, dass sie genauso war wie er. »Stellan hätte nichts dagegen.«
»Ich schon.«
»Nur bis Ihr zur Vernunft kommt.« Er streifte ihr verlockendes Dekolleté mit seinen Blicken. »Und ich könnte arrangieren, dass es schon in wenigen Tagen so weit ist.«
Arkady überraschte ihn, indem sie laut herauslachte. »Kein Wunder habt Ihr Euch Eurem eigenen Geschlecht zugewandt, Jaxyn. Keine Frau über vierzehn würde auf diese Masche hereinfallen.«
Jaxyn sah um sich, überrascht, dass sie eine so offene Bemerkung gemacht hatte. Glücklicherweise war niemand in Hörweite, und selbst wenn, hätte bei der Musik und Konversation im Ballsaal wohl niemand etwas mitbekommen. Offenbar war Arkady doch risikofreudiger, als er anfangs angenommen hatte.
»Ihr lebt gern gefährlich, was?«
»Im Gegensatz zu Euch«, konterte sie, »der sich am liebsten wie ein gehätscheltes Haustier halten lässt.«
Grinsend hob er die Augenbraue. »Eifersüchtig?«
»Nicht im Geringsten.«
»Ach ja, natürlich … ich bin ein verdorbener Parasit, aber Ihr habt ja Eure rühmenswerte akademische Arbeit, um Euch sinnvoll zu beschäftigen, nicht wahr?«
»Seid nicht so hart zu Euch selbst, Jaxyn«, meinte sie mit freundlichem Tadel, ihr Lächeln pures Gift. »Auch Ihr habt eine wichtige Aufgabe. Wie man mir sagt, ist Hurerei manchmal Schwerstarbeit.«
»Habt Ihr Cayal schon gebrochen?«
Diese Frage überraschte sie und brachte sie etwas aus dem Tritt. »Was?«
»Den unsterblichen Prinzen?«, erinnerte er sie. »Cayal von Lakesh. Habt Ihr seinen Widerstand schon gebrochen? Seine Sterblichkeit bewiesen?«
»Was geht Euch das an?«
»Ich bin nur neugierig.«
»Es geht Euch nichts an, Jaxyn.«
»Ich schätze, für einen richtigen Gezeitenfürsten würdet Ihr diese wunderbaren langen Beine durchaus breit machen, wenn Ihr nur die Chance dazu hättet.«
Sie starrte ihn wütend an. »Ihr solltet Euch jetzt zurückziehen, Jaxyn, solange ich noch in der Stimmung bin, Eure Bemerkungen als das Gefasel eines betrunkenen Narren abzutun.«
»Und Ihr solltet lernen, aufzuhören, solange Ihr in einem Spiel noch die Oberhand habt, Arkady. Ihr spielt mit dem Feuer und erkennt nicht einmal, dass Ihr schon auf dem Scheiterhaufen festgebunden seid.«
»Was faselt Ihr da?«
Er hätte es ihr fast gesagt, aber hielt sich im letzten Moment zurück. Sie war noch nicht bereit, und es würde noch eine lange Zeit dauern, bis dieses Spiel zu Ende gespielt war. »Nichts. Ihr habt recht. Nur das Gefasel eines betrunkenen Narren. Möchtet Ihr tanzen?«
»Seid doch nicht lächerlich!«
»Dann werden ich und mein betrunkenes Gefasel sich hiermit zurückziehen, Euer Gnaden. Schließlich ist es Euer Ball, und dieses verhätschelte Haustier hat nicht vor, sich bald nach einem neuen Zuhause umzusehen.«
Sie wich zurück, sichtlich verwirrt und beunruhigt von seinem sprunghaften Verhalten. »Gute Nacht, Jaxyn.«
»Euer Gnaden.« Er verbeugte sich vor seiner Gastgeberin, wobei er leicht schwankte, und machte sich dann auf, um den Ballsaal zu durchqueren. Arkady starrte ihm ernstlich besorgt hinterher.
Sobald er ihr den Rücken zukehrte, lächelte Jaxyn. Er war nicht annähernd so betrunken, wie Arkady dachte. Zwar war er seinem Ziel, sie zu verführen, nicht näher gekommen, aber zumindest hatte er sie so verunsichert, dass sie den Rest des Abends über nichts anderes nachdenken würde.
Jaxyn vertrat den Standpunkt, dass jeder Abend, an dem er Arkady im Kopf herumspukte, schon an sich ein Erfolg war. Jedes besorgte Stirnrunzeln, jeder nervöse Schluck aus ihrem Weinglas, bei dem sie darüber grübelte, was er wohl als Nächstes ausheckte, mit wem er redete, wen er vielleicht brüskierte, mit wem er Stellans gefährliches Geheimnis teilte … in jedem dieser Augenblicke dachte sie an ihn, und damit, fand Jaxyn, hatte er schon fast gewonnen.
Die erste Regel der Verführung lautete: Dein Opfer soll an dich denken.
Das Opfer so in seine Gewalt zu bekommen, dass es kaum noch fähig war, an etwas anderes zu denken – das zeigte die
Weitere Kostenlose Bücher