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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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herum und machte mir Selbstvorwürfe, und dann, am vierten Tag, öffnete sich plötzlich die Tür.
    Und als ich die Silhouette erblickte, die dort im Türrahmen stand, dämmerte mir endgültig, dass mein Leben keinen Pfifferling mehr wert war. Meine Reue war unbedeutend.
    Ich war sicher, dass Orins Tod mit meinem gerächt werden würde und dass ich nichts tun konnte, um das zu verhindern.

20
     
     
    »Euer Gnaden?« Arkady sah auf, ungehalten über die unerwartete Unterbrechung. Über die Schulter sah sie, dass es Timms war, der hinter ihr stand.
    »Der Kerkermeister würde Euch gern sehen, Euer Gnaden.«
    Es dauerte einen Moment, bis zu Arkady vordrang, was Timms sagte. In Gedanken noch ganz bei Cayals Geschichte, starrte sie ihn verständnislos an. »Ja … sicher …«
    »Euer Gnaden?«, fragte Timms, er schaute recht besorgt drein.
    »Ihre Gnaden wirken ein wenig verwirrt«, bemerkte Cayal.
    Arkady riss sich zusammen. Unglaublich, aber wahr, inzwischen war schon fast Sonnenuntergang. Sie erhob sich und steckte das Notizbuch schnell in ihre Umhängetasche zurück, bevor Timms oder Cayal einen Blick darauf werfen konnten. Weiter mitzuschreiben war reine Zeitverschwendung, Arkady hatte schon damit aufgehört, als Cayal der jungen hochschwangeren Frau zu Hilfe geeilt war, aber sie wollte nicht, dass der Gefangene oder der Warter das mitbekamen. Also lächelte sie dem Gefangenen herablassend zu und sagte: »Ich glaube, Ihr habt Eure Berufung verfehlt, Cayal. Ihr hättet Barde werden sollen.«
    An die Gitterstangen gelehnt, sah er sie forschend an. »Ihr glaubt mir kein Wort, nicht?«
    »Es ist mit Sicherheit eine fantastische Geschichte«, räumte sie ein.
    »Warum fragt Ihr nicht Euer lebendes Orakel hier«, schlug er vor und wies mit dem Kopf in Warlocks Richtung. »Fragt ihn doch, ob ich lüge oder nicht.«
    Arkady wollte Warlock nicht nach seiner Meinung fragen, weil sie ahnte, wie die Antwort ausfallen würde. »Selbst ein Fünfjähriger würde erkennen, dass Ihr lügt, Cayal. Aber Ihr seid ein guter Geschichtenerzähler, das muss ich Euch wirklich lassen.« Sie steckte das Tarotdeck neben das Notizbuch in ihre fast leere Umhängetasche und schob ihren Stuhl zur Seite. »Vielleicht können wir morgen den Rest Eurer bemerkenswerten Geschichte hören.«
    »Mich gibt es schon sehr lange, Arkady«, erinnerte er sie. »Um Euch meine Lebensgeschichte zu erzählen, werden ein paar geruhsame Nachmittage nicht ausreichen.«
    »Dann lasst uns hoffen, dass der Henker Geduld hat«, erwiderte sie eisig. Ihr wurde unbehaglich, wenn er sie mit ihrem Vornamen ansprach, aber normalerweise sah sie darüber hinweg, um ihm nicht noch mehr Munition zu geben, indem sie sich über seine Manieren beklagte. Es war ein subtiler, stummer Kampf, den sie mit Cayal, dem unsterblichen Prinzen, ausfocht. Sie hatte nicht die Absicht, ihm etwas zu liefern, das er gegen sie verwenden konnte.
    »Dann sehe ich die beiden Gentlemen morgen wieder?«
    »Wie Ihr wollt«, erwiderte Cayal und musterte sie scharf, fast als könne er ihre Gedanken lesen. »Ihr seid schließlich diejenige, die kommen und gehen kann, wie es ihr beliebt.«
    »Dann werde ich Euch morgen sehen«, versicherte ihm Arkady, drehte sich auf dem Absatz um und folgte Timms so schnell sie konnte, ohne in Laufschritt zu verfallen.
    Auf Wunsch des Kronprinzen von Glaeba musste Arkady später bei Tisch eine Kurzfassung von Cayals Erzählung zum Besten geben. Ein Galadiner gab es an diesem Abend nicht, aber Stellan, Jaxyn, Mathu und Kylia hatten sich zum Abendessen versammelt, also lieferte sie der Tischrunde eine gestraffte Version. Sie sagte sich, dass sie die Geschichte um der Dramaturgie willen zensierte, aber im Grunde stimmte das nicht, Arkady wollte einfach die Einzelheiten für sich behalten. Schließlich hatte Cayal seine Geschichte ihr erzählt. Sie war nicht für fremde Ohren bestimmt.
    »Nun«, meinte Stellan, nachdem Arkady geendet hatte. »Er erzählt dir gerade genug, um es real scheinen zu lassen, und ohne dir etwas in die Hand zu geben, das sich wirklich verifizieren oder widerlegen ließe. Unser Spion hat wirklich eine gute Ausbildung genossen.«
    »Ein wenig zu gut, fürchte ich«, erwiderte sie und nahm stirnrunzelnd einen Schluck aus ihrem Wasserglas.
    »Was meinst du damit?«
    Sie zuckte die Achseln, nicht sicher, wie sie ihre Befürchtungen ausdrücken sollte. »Wenn dieser Mann ein caelischer Agent ist – mit dem Auftrag, die Crasii aufzuwiegeln –, sollte man

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