Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
Ihr aus Erfahrung? Würdet Ihr an ihrer Stelle genauso handeln?«
»Sowohl als auch«, erwiderte Kinta. »Ist Eure Unterkunft bequem?«
»Mehr als bequem, vielen Dank.«
»Ich bin froh, dass Ihr zugestimmt habt, hierherzukommen.«
»Dashin Deray hatte den Eindruck, dass der Vorschlag, in den Palast zu kommen, mehr den Charakter einer Anweisung als den einer Einladung hatte.«
Kinta wirkte amüsiert. »Es war keine Anweisung, aber es freut mich, dass er es dafür hielt. Oh, was gibt es jetzt schon wieder?«
Arkady blickte über ihre Schulter in die Richtung, in die Kinta auch schaute. Es war Nitta, die den Weg entlangeilte.
»Herrin! Euer Gnaden!«, brachte die Sklavin außer Atem hervor, als sie den Absatz der Rotunde hochstieg.
»Ich habe angewiesen, dass ich nicht gestört werden will, Nitta.«
»Ich weiß, Herrin, aber der Kaiser ist hier. Er wünscht Euch sofort zu sehen. Und Lady Desean auch.«
»Hat er gesagt, warum?«
Nitta schüttelte den Kopf. »Nur, dass er Euch unverzüglich sehen muss.«
»Bei den Gezeiten«, knurrte Kinta im Flüsterton. Laut sagte sie: »Bitte meinen Gemahl, sich hier zu uns zu gesellen, Nitta.« Die Sklavin machte einen Knicks und eilte zurück, um die Einladung weiterzugeben. Kinta seufzte. »Er soll mir ja einen guten Grund dafür haben. Ich habe ihn davor gewarnt, mich zu stören, wenn ich im Gespräch bin.«
»Soll ich mir einen Schleier holen, um mich zu bedecken?«
Kinta schüttelte den Kopf. »Nicht hier drinnen. Nebenbei bemerkt tut es ihm ganz gut, einmal eine andere menschliche Frau anzusehen. Die Gezeiten wissen, dass er nicht gerade viele zu Gesicht bekommt.« Die Unsterbliche erhob sich breit lächelnd.
Arkady tat es ihr nach. Dann drehte sie sich um und nahm einen vierschrötigen jungen Mann wahr, der den Weg heraufkam.
»Gemahl! Welche Freude, Euch in meiner Domäne zu begrüßen. Es ist eine solche Ehre. Seid Ihr hier, um Eure ehelichen Rechte einzufordern?«
Der Kaiser blieb an der untersten Treppenstufe stehen und sah zu Kinta auf, tiefe Schamesröte schoss ihm ins Gesicht. Stellan hat recht, stellte Arkady fest, als sie ihn betrachtete. Er ist tatsächlich ein unerfahrener Jüngling.
»Ahm ...nein ... Herrin ...«
»Was verschafft mir dann das Vergnügen Eurer hochgeschätzten Gesellschaft, Euer Majestät?«
»Es handelt sich um Lady Desean.« Der junge Mann wandte sich Arkady zu, wich aber hastig ihrem Blick aus, als sie ihn ansah. »Ich habe von den Glaebanern eine Mitteilung, die sie betrifft.«
»Eine Mitteilung?«, fragte Arkady rasch, bevor Kinta den Jungen so verschreckte, dass er zu eingeschüchtert zum Weitersprechen war.
»Eigentlich, Mylady, ist es weniger eine Mitteilung, als vielmehr ... ahm ... ein Vollstreckungsbefehl.«
»Ein Vollstreckungsbefehl? Ein Vollstreckungsbefehl für was?«
Der Kaiser sah weg. Er war so nervös, dass er kaum sprechen konnte. »Für Eure Verhaftung ... und Eure Überführung nach Glaeba, Euer Gnaden. Ihr seid angeklagt wegen ... Hochverrats, zusammen mit Eurem Gemahl.«
Arkady starrte den Kaiser an, zu fassungslos, um etwas zu sagen.
Kinta war genauso erschüttert wie Arkady. »Was soll Lady Desean denn getan haben, um solch eine Anklage zu verdienen?«
»Der Haftbefehl besagt, sie hätte ihren Gemahl bei der Ermordung des Königs und der Königin unterstützt.«
»Das - das ist ja lächerlich!«, brachte Arkady schließlich stotternd hervor. »Hier muss ein Irrtum vorliegen.«
»Das Dokument trägt das Siegel vom Sekretär des Königs, Euer Gnaden. Lord Aranville hat den Haftbefehl persönlich unterzeichnet und eine Eskorte gesandt, um Euch nach Hause zu bringen.«
»Jaxyn hat den Befehl unterzeichnet?«, fragte sie schnell, nicht so sehr als Frage an den Kaiser, sondern vor allem Kintas wegen.
Der Unsterblichen war es nicht entgangen. Sie übernahm wieder das Ruder. »Habt Dank, dass Ihr uns die Nachricht persönlich überbracht habt, Euer Majestät. Ist die Eskorte schon hier?«
»Nein, sie sind in der glaebischen Gesandtschaft. Ich hielt es für unangemessen, sie in Waffen hierher kommen zu lassen, um die Auslieferung eines meiner Gäste zu verlangen. Aber man erwartet eine Antwort. Sie haben darum gebeten, dass ich Nachricht schicke, wenn Lady Desean reisefertig ist.«
»Dann wollen wir das auch tun, mein Gemahl. Sendet Nachricht, dass die Fürstin von Lebec morgen früh reisefertig ist.«
»Sie ist keine Fürstin mehr.«
»Verzeihung?«, sagte Arkady.
»Eurem Gemahl wurden sämtliche
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