Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
sein?«
»Ich schicke Euch zu Brynden.«
47
Tilly Ponting legte alle Hauptkarten des Tarot für die anderen sichtbar auf dem Tisch aus. Declan studierte sie mit finsterer Miene. Jetzt, da er zu einigen Namen auch die Gesichter kannte, wirkten die Karten weit weniger harmlos. Ja, es war geradezu unheimlich, wie die Figuren der großen Arkana die Geschichte der Gezeitenfürsten in bunten Illustrationen scheinbar harmlos darstellten.
Sitzen wohl in tausend Jahren andere an einem Tisch wie diesem, sehen sich diese Aufzeichnungen lebender Geschichte an und fragen sich, ob sie irgendetwas tun können, um die Unsterblichen aufzuhalten?
Das Kartendeck, das Tilly benutzte, war ein besonderes. Es war nicht das, das sie auspackte, um bei Abendgesellschaften wahrzusagen. Dies hier war das Tarot der heiligen Überlieferung. Das Tarot, das die Wahrheit erzählte.
»Soweit ich das sagen kann, ist es historisch nicht überliefert, dass Jaxyn und Diala sich jemals zuvor verbündet haben«, sagte Tilly, als sie die letzte Karte ausgelegt hatte.
»Diala machte Jaxyn unsterblich«, sagte Ryda Tarek zustimmend. »Doch keiner der beiden ist vertrauenswürdig, noch besonders vertrauensvoll. Meiner Ansicht nach beruht ihr jetziges Bündnis eher auf Zweckmäßigkeit als auf Übereinstimmung.«
Declan nickte. »Das würde zu dem passen, was Warlock beobachtet hat.«
»Warlock?«
»Declan ist es gelungen, einen Ark in das Personal von Diala einzuschleusen«, klärte Karyl Deryon ihn auf. »Er ist äußerst nützlich.«
Ryda sah zu Declan hinüber. »Diala hat einen Ark in ihrer Dienerschaft und weiß es nicht? Hervorragend. Wie habt Ihr das bewerkstelligt?«
Declan zuckte mit den Schultern. »Ihr ganzes Personal besteht aus Crasii. Unsterbliche können Arks auch nicht besser erkennen als wir. Eigentlich nur, wenn die Crasii etwas machen, was ihnen nicht befohlen wurde. Wir mussten nur sicher sein, dass Diala nicht misstrauisch wird und merkt, dass Warlock ihre Anweisungen aus freiem Entschluss befolgt statt aus Zwang. Die Anerkennung dafür, dass er sich auf lange Sicht so dicht in ihrer Nähe zu halten vermag, gebührt allein War lock und nicht mir.«
»Ich würde Euren Ark gern kennenlernen.«
»Soll ich eine Mitteilung in den Palast schicken und darum bitten, dass er sich zu uns gesellt?«
»Declan, hört auf damit!«, sagte Tilly. »Ryda hat viel riskiert, um hierherzukommen. Wir alle haben das.«
»Gibt das Tarot uns irgendeinen Anhaltspunkt, wie es voraussichtlich weitergeht?«, fragte Aleki und bewahrte Declan davor, sich bei Ryda oder auch bei Tilly entschuldigen zu müssen.
Tilly schüttelte den Kopf und spitzte den Mund, als sie die Karten studierte. »Abgesehen von Bryndens nahezu zwangsläufigem Aufstieg in Torlenien sind diese Machtkonstellationen alle neu. Wir haben Jaxyn und Diala vorher noch nie zusammen gesehen, und sobald Tryan Prinzessin Nyah gefunden hat und heiratet, wird er König von Caelum und bringt damit Syrolee in eine untergeordnete Funktion, was ganz außergewöhnlich ist.«
Ryda lächelte. »Und Cayal macht sich Sorgen, dass er alles schon erlebt hat.«
»Wisst Ihr das mit Bestimmtheit?«, fragte Declan.
»Warum sonst sollte er sterben wollen?«
Noch einmal schaltete sich Aleki ein, bevor ihre versteckten Feindseligkeiten sich zu einem ausgewachsenen Streit entwickeln konnten. »Wo wir gerade von Cayal sprechen. Wissen wir, wo er ist? Oder was er vorhat?«
»Er ist in Torlenien.«
Alle wandten sich Declan zu und starrten ihn an. Dies waren Neuigkeiten, die Stellan Desean in seinem Gepäck aus Ramahn mitgebracht hatte. Theoretisch war der Brief von Arkady und enthielt lediglich eine dem Anschein nach belanglose Beschreibung vom Leben im Serail. In Arkadys Nachricht war jedoch ein umfassender verschlüsselter Bericht von Tiji verborgen, in dem unter anderem stand, dass sie Cayal dort gesehen hatte.
»Was will er da?«
»Ich bin nicht sicher. Die Nachricht besagt, dass er sich mit Kinta getroffen hat, aber sie war wohl nicht allzu erfreut, ihn zu sehen.«
Lord Deryon sah äußerst besorgt aus. »Hat er etwa vor, Brynden die Herrschaft über Torlenien streitig zu machen?«
»Unwahrscheinlich«, sagte Markun. »Wenn er nach einem Weg sucht, zu sterben, wird er nicht darauf aus sein, sich als Machthaber einzusetzen. Und schon gar nicht in einem Land, wo traditionell ein Mann herrscht, der ihn mit einem Meteoriten zu zerschmettern versucht hat, als sie das letzte Mal
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