Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
überlege, geh ruhig mit, Kriechtier. War nett, dich kennenzulernen.«
Arkady seufzte leidend. »Hör auf damit, Cayal.« Sie wandte sich an Tiji. »Er hat wahrscheinlich recht, Tiji. Wir wissen nicht, wie Brynden auf dich reagiert. Vielleicht ist es für dich sicherer, im Hintergrund zu bleiben, bis ich mit ihm gesprochen habe.«
»Und wer beschützt Euch?«
»Ich habe einen Empfehlungsbrief von Kinta bei mir«, rief sie der kleinen Crasii ins Gedächtnis. »Sie hat mich hergeschickt, um mich vor Jaxyn in Sicherheit zu bringen. Also sollte ich auch sicher sein.«
»Und wenn nicht?«
»Dann können du und Cayal mich retten.«
»Falls wir uns bis dahin noch nicht gegenseitig umgebracht haben«, grummelte Tiji.
»Wenn du mich töten könntest, Gemang, hätte deine Existenz immerhin einen Sinn.«
Tiji überhörte die Bemerkung vornehm und konzentrierte sich auf Arkady. »Ich kann mich tarnen. Wenn ich erst drinnen bin, kann ich mich bewegen, wo ich will.«
»Aber dafür müsstest du erst einmal reinkommen«, sagte Arkady und schüttelte den Kopf. »Außerdem kannst du deine Tarnung nicht aufrechterhalten, wenn du dich bewegst, erinnerst du dich?« Arkady lächelte und klopfte der Crasii beruhigend auf die Schulter. »Mir passiert schon nichts, Tiji. Im Ernst. Ich gehe zur Abtei, bitte um ein Gespräch mit Brynden, gebe ihm Kintas Empfehlungsbrief. Ich erzähle ihm schlicht und einfach, dass Cayal ihn sprechen will, und dass meine Crasii-Dienerin auf mich wartet. Dann sorge ich dafür, dass ihr beide zur Abtei kommen könnt.«
Tiji schüttelte den Kopf. »So schlicht und einfach wird das nicht gehen, Mylady.«
»Natürlich geht das«, sagte Cayal. »Brynden ist ein total schlichter Typ, also ist alles, was ihn angeht, auch schlicht und einfach.«
Arkady blickte Cayal an. Er war wirklich keine große Hilfe. »Kein Wunder, dass Brynden dich nicht mag.«
»Das ist nicht der Grund, warum er mich nicht mag.«
»Nein, aber wenn du dich weiterhin so verhältst, könnte das durchaus der Grund werden, warum ich dich nicht mag.«
»Liebe und Hass liegen dicht beieinander, Arkady«, sagte er mit einem melancholisch-sehnsuchtsvollen Lächeln und brachte es irgendwie fertig, dass es wie eine Herausforderung klang.
»Was das betrifft, befinde ich mich momentan in beiden Lagern, Cayal, doch du bist nah dran, mich endgültig in die falsche Richtung zu schubsen.«
Cayal schwieg einige Augenblicke. Vielleicht ging er mit sich zu Rate, ob es klug war, mit ihr zu streiten. Dann zuckte er die Schultern, wandte sich ab und blickte in die Wüste. »Kommst du mit dem Kamel alleine klar?«
»Ich denke schon.«
»Dann bringen wir es doch endlich hinter uns«, sagte er. »Das Warten macht mich noch ganz krank.«
Es war keine große Überraschung, dass die Ankunft einer einzelnen Frau am Haupttor der Abtei einiges Aufsehen erregte. Arkady wurde eilig hineingeführt. Ein Akolyth riss ihr Kintas Empfehlungsbrief aus der Hand, und man brachte sie in einen Raum, der abseits des Hauptsaals lag und sie bedrückend an eine Arrestzelle erinnerte.
Zu ihrer Erleichterung bekam sie Wasser und getrocknete Früchte angeboten. Nachdem man sie gebeten hatte, verschleiert zu bleiben, teilte man ihr mit, dass der Abt in Kürze bei ihr sein würde.
Allerdings stellte sich heraus, dass in Kürze in der Abtei vom Weg der Gezeiten ein ziemlich dehnbarer Begriff war.
Tatsächlich war es fast dunkel, bevor sie wieder jemanden sah. Sie war nervös und verängstigt, und die lange Wartezeit hatte ihr reichlich Gelegenheit gegeben, sich auszumalen, was ihr alles zustoßen könnte. Ihr war richtiggehend schlecht vor Aufregung. Als die Tür sich endlich öffnete, sprang Arkady hastig auf. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und hob den Kopf, um dem Fürsten der Vergeltung ins Gesicht zu blicken. Doch sie musste feststellen, dass der Mann, der nun ihre Zelle betrat, bereits in fortgeschrittenem Alter war.
Er konnte auf keinen Fall der Gezeitenfürst sein. Cayal hatte berichtet, Brynden sei keine Dreißig gewesen, als er unsterblich gemacht wurde.
»In dem Brief, den Ihr bei Euch hattet, wird behauptet, dass Ihr die Fürstin von Lebec seid«, sagte der Mann in dem safrangelben Gewand ohne Einleitung. Er sprach ein recht passables Glaebisch und hielt die Kerze, die er dabeihatte, ein wenig höher, um sie besser in Augenschein nehmen zu können, als er sich ihr näherte.
Nicht, dass es da viel zu sehen gab, dachte Arkady, da sie immer noch den Schleier
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