Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
ist nicht gerade etwas Rühmenswertes, Euer Majestät«, sagte er und senkte den Blick.
Diala lächelte noch breiter. »Darauf wette ich.« Sie zog ihr Schultertuch etwas enger um sich und streckte die Hand für einen Handkuss aus. »Nun, seid schön vorsichtig, Meister Hawkes. Lord Aranville spricht in den höchsten Tönen von Euch, aber Ihr seid für niemanden mehr von großem Nutzen, wenn Ihr Euch beim Spielen mit Kätzchen in Stücke reißen lasst, oder?«
Declan küsste die dargebotene Hand mit einer höfischen Verbeugung und wartete, bis die Königin die Terrasse wieder verlassen hatte. Er lächelte, als ihm durch den Kopf ging, dass es vermutlich der größte Glücksfall des Tages war, auf diese Weise von Diala ertappt zu werden.
Mehrere Stunden später, als er gerade seine letzten Befehle für die genaue Zusammenstellung der caelischen Gastgeschenke nebst Anweisungen, wo und wie sie zu beschaffen waren, notiert hatte, klopfte es zaghaft an der Tür. Das musste ohne Zweifel die Felide sein, die er zu sich bestellt hatte. Er sah sich um. Alles war fertig vorbereitet. Die Vorhänge waren zugezogen, ein Schlafplatz in der Ecke hergerichtet, ein Weinschlauch und etwas kaltes Fleisch und Brot standen auf einer Platte auf dem Tisch.
Declan versiegelte die Befehle mit dem Siegel des Ersten Spions und steckte die gefalteten Papiere in seine Weste, um sie später weiterzureichen. Dann erhob er sich und ging zur Tür. Er entriegelte sie, warf einen flüchtigen Blick in den Flur und trat dann beiseite, um die Felide einzulassen.
Sie trat in die Amtsstube und wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann wandte sie sich zu ihm um. Sobald er sie ansah, hob die Crasii einen Arm, fuhr ihre Krallen aus und zog ihm die Tatze quer über eine Wange.
»Gezeiten!«, schrie er auf und hielt sich das blutende Gesicht. »Wofür war das denn?«
»Es soll doch glaubwürdig aussehen, oder?«
»Du hättest mich vorwarnen können!«
»Dann wärst du nur ausgewichen«, sagte sie achselzuckend und sah sich um. »Ist dies wirklich dein Amtszimmer?«
Declan taumelte gegen die Tür und nickte. Der Schmerz war zu heftig, um zu antworten. Gezeiten, kann ein Felidenkratzer brennen.
»Habs mir größer vorgestellt.«
»Tut mir leid ... dich zu ... enttäuschen.«
Die Felide strolchte umher und untersuchte die Sachen im Raum. »Aleki lässt übrigens schön grüßen.«
Declans Augen tränten vor Schmerz. Er langte nach seinem Taschentuch, tupfte sich das blutende Gesicht ab und stieß sich von der Tür ab. »Hat er dir gleichzeitig aufgetragen, mich für immer zu entstellen, oder wie?«
Sie warf ihm über die Schulter einen Blick zu und zeigte nicht das kleinste Bisschen Reue oder Mitgefühl. »Benimm dich nicht wie ein Baby, Declan. Es ist doch nur ein Kratzer.«
»Ein Kratzer? Du hast mich wahrscheinlich für den Rest meines Lebens gezeichnet, Chikita. Gezeiten, tut das weh!«
»Das hört bald auf. Ist das Essen da drüben für mich?«
Er nickte und ließ sich in den Stuhl vor seinem Schreibtisch sinken. »Uns sind die frisch geschlachteten Schneebären leider gerade ausgegangen.«
Sie grinste und bediente sich mit dem geschnittenen Fleisch von der Platte. »Du hast davon gehört?«
»Jeder in ganz Glaeba kennt die Geschichte von der Felide aus Lebec, die einen jelidischen Schneebären erlegt hat. Wie hast du das eigentlich angestellt?«
»Rattengift.«
»Rattengift?« Declan schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich habe gehört, dass du ihn mit einem einzigen Hieb gegen die Halsschlagader fertiggemacht hast.« Er zuckte zusammen, als er das Taschentuch etwas kräftiger gegen die Wange drückte und hoffte, dass der Druck die Blutung stoppen würde. »Armer Kerl. Ich weiß genau, wie er sich gefühlt haben muss.«
»Nun, stimmt schon, das mit der Halsschlagader, genauso hab ich es tatsächlich gemacht«, pflichtete sie ihm mit vollem Mund bei. »Allerdings verhindert Rattengift die Blutgerinnung, und ich hatte meine Krallen vorher in Rattengift getaucht, weißt du, und als ...«
»Als du ihn dann erst mal aufgeschlitzt hattest, bestand nicht die Gefahr, dass er aufhörte zu bluten«, beendete Declan ihren Satz. »Dennoch etwas riskant. Und auch unnötig. Ich habe Aleki gesagt, dass wir dich einfach bei einer Versteigerung hätten verkaufen und dafür sorgen können, dass jemand aus Lebec anwesend ist.«
Sie schüttelte den Kopf. »Dann wäre ich dem Suzerain niemals aufgefallen. So war es wesentlich
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