Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 2 - Die Goetter von Amyrantha
zu seiner guten Laune zurückgefunden, da das Thema Crasii nun vom Tisch war. »Es entspricht nicht unserer Art, die Probleme von Reisenden, denen wir begegnen, noch zu vergrößern, Mylady. Ihr bekommt für heute Nacht ein Bett und Abendessen, und wenn Ihr uns morgen verlasst, werdet Ihr mit Proviant und Ausrüstung versorgt. Das ist alles, was wir für Euch tun können.«
»Ich danke Euch.«
Der Mönch verbeugte sich und wandte sich zur Tür. Als er ging, nahm er das Licht mit und ließ Arkady allein im Dunkeln zurück. Sie fragte sich, was für ein Spiel Kinta mit ihr trieb.
Und nachdem sie den ganzen Weg umsonst zurückgelegt hatte, was sollte sie nun als Nächstes tun?
61
Die Dunkelheit war schon hereingebrochen, als Declan Hawkes endlich die Vorbereitungen abschloss, die nötig waren, um die aus Lebec eingetroffenen Feliden in der Palastkaserne unterzubringen. Sein Gespräch mit Jaxyn Aranville lag erst ein paar Tage zurück. Der neue Fürst von Lebec hatte keine Zeit verloren, Lord Torfall gegenüber seinen Standpunkt deutlich zu machen. Und den anderen Gezeitenfürsten war der Wink durchaus nicht entgangen.
Dass Jaxyn seine Crasii nach Herino verlegen ließ, war in mehr als einer Hinsicht eine Machtdemonstration. Abgesehen davon war es ein ermutigendes Zeichen. Es bedeutete nämlich, dass er auf Declans Rat gehört und entsprechend gehandelt hatte.
Gezeiten, sagte sich Declan, als er die Feliden auf den Grünanlagen des Palastes Aufstellung nehmen sah, und das nicht mal eine Woche, nachdem er vorgeschlagen hatte, sie nach Herino verlegen zu lassen, jetzt bin ich offiziell der Lakai eines verdammten Unsterblichen.
Es hatte einige Anstrengung gekostet, sicherzustellen, dass ihm die Aufgabe zufiel, sich um die Feliden zu kümmern. Daher legte er Wert darauf, persönlich zugegen zu sein, als die Crasii bei Sonnenuntergang eintrafen, und sich entsprechend darum zu kümmern, dass alles gesittet ablief und sie nicht in Rangeleien mit den Feliden der königlichen Garde verwickelt wurden. Die Quartiere der neuen Feliden waren sauber und hinlänglich komfortabel, aber trotz allem blieben es nach wie vor verschließbare Zellen, und für die Feliden aus Lebec, die an Stellan Deseans eher freizügige Dorfkultur gewöhnt waren, war das wahrscheinlich ein ziemlich kontroverser Punkt.
Sie benahmen sich jedoch sehr gut, und nachdem er ihnen auf dem Rasen eine Ansprache gehalten hatte (eine Zeremonie, die er mit Bedacht in voller Sicht der Gästezimmer im zweiten Stock abhielt), ihnen ihre Instruktionen erteilt und sie entlassen hatte, deutete er auf eine gut aussehende Crasii aus der vordersten Reihe. Sie war eine geschmeidige rötlich-hellbraune Felide mit einem so feinen kurzen Fell, dass es von Weitem wie sonnengebräunte menschliche Haut aussah.
Er winkte sie heran. »Du da! Die Hellbraune! Komm her!«
Die Crasii tat wie befohlen und baute sich in Habachtstellung vor ihm auf. »Herr?«
»Wenn du dich eingerichtet hast, lass dir von jemandem zeigen, wo mein Amtszimmer ist. Du wirst die Nacht mit mir verbringen.«
Die Felide starrte ihn schweigsam an, das unruhige Zucken ihres Schwanzes war der einzige Hinweis auf ihr Missfallen. Dann nahm sie ihr Bettzeug auf und begab sich zur Kaserne.
»Ich wusste ja gar nicht, dass Ihr an Felidenfleisch Gefallen findet, Meister Hawkes.«
Alarmiert fuhr Declan zusammen und drehte sich um. Diala - oder vielmehr Königin Kylia, wie er sich immer wieder einschärfen musste - stand hinter ihm auf der Terrasse. Sie hatte ein träges Lächeln aufgesetzt. Für jemanden, der vorgab, so jung und unschuldig zu sein, war ihr Gesichtsausdruck oft viel zu abgebrüht. Jetzt, da ihre Schwiegereltern tot waren, benahm sie sich immer weniger wie die leichtgläubige Siebzehnjährige, als die sie sich ausgab.
Der bedauernswerte Mathu war allerdings viel zu überwältigt von seiner plötzlichen Königswürde, um es zu bemerken.
»Verzeiht mir. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Ihr hier seid, Euer Majestät.«
»Entschuldigt Euch nicht, Meister Hawkes. Wie Ihr Euch amüsiert, wenn Ihr nicht im Dienst seid, geht mich nichts an. Obwohl sie wirklich ein hübsches Ding ist, die Kleine. Von Weitem beinahe menschlich. Wenn man vom Schwanz einmal absieht.« Die unsterbliche Hochstaplerin lächelte gehässig und fügte hinzu: »Weiß die vollendet tugendhafte Arkady eigentlich, dass ihr Lieblingsfreund aus der äußerst bescheidenen Kindheit gern mit jungen Kätzchen spielt?«
»Nun, das
Weitere Kostenlose Bücher