Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
an!«, fauchte sie, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Du bist nicht Declan Hawkes.«
Declan starrte sie hilflos an. Dann hob er die Arme und sah Arkady an, als hätte er gewusst, wie sie reagieren würde, wenn sie sich begegneten, und signalisierte nun der Fürstin: Hab ich es nicht gesagt? »Entschuldige, Tiji. Es tut mir leid.«
Entschuldige! Sie konnte es nicht fassen, dass er noch die Stirn hatte, sie um Entschuldigung zu bitten. Declan Hawkes, ihr Retter, ihr Held … stank nach Suzerain. Dies war der ultimative Verrat.
Er war zum Feind übergelaufen.
Entschuldige? Es brauchte etwas mehr als eine Entschuldigung, um das wieder in Ordnung zu bringen. Nie wieder würde es zwischen ihnen sein wie zuvor.
Tiji wandte sich ab und stürmte davon Richtung Außenposten. Sie konnte es nicht ertragen, Declan auch nur anzublicken. Azquil eilte ihr nach und packte sie am Arm, bevor sie drinnen verschwinden konnte.
»Tiji, warte …«
Sie machte sich heftig von ihm los. Die Welt verschwamm in Tränen. »Du hast mich vorhin gefragt, ob ich heute lieber gestorben wäre, Azquil, und ich habe nein gesagt. Das war gelogen. Ich wünschte, du hättest mich sterben lassen.« Sie drehte sich um und zeigte anklagend mit dem Finger auf Declan. »Dann müsste ich mich nicht mit ihm abgeben.«
Sie überließ Declan das Erklären und flüchtete. Aber nicht ins Haus, sondern ins umliegende Dickicht, wo die Kakophonie der Insektengesänge so viel lauter war, dass sie mit etwas Glück ihr Weinen übertönen würde.
34
Ambrias Küche war ein gemütlicher, schlichter Raum, denkbar weit entfernt von den prachtvollen Marmortempeln der Gezeitenfürstenlegenden. Arryl zündete weitere Lampen an und bedeutete ihnen, sich an den langen geschrubbten Holztisch zu setzen. Dann nahm sie Declan gegenüber Platz. Arkady wich gar nicht mehr von seiner Seite, seit er sie gefunden hatte, fast als hätte sie Angst, er könnte spurlos verschwinden, sobald sie ihn aus den Augen verlor. Der junge Chamälide hatte sich auf die Suche nach Tiji gemacht.
»Glaubt Ihr, Azquil schafft es, sie zu finden?«, fragte Arkady. Er nahm an, dass sie einfach Konversation machen wollte. Immerhin war es Azquil gewesen, der sie an diesen Baum gefesselt hatte. Sie war wahrscheinlich froh, nicht mit ihm an einem Tisch sitzen zu müssen.
Arryl nickte. »Er findet sie. Obwohl ich glaube, dass wir die beiden nicht so schnell wieder zu Gesicht bekommen. Sie können sehr emotionale kleine Geschöpfe sein, diese Chamäliden, und sie verzeihen nicht so leicht.« Sie sah Declan an. »Wie es eben aussah, hat sie wohl ziemlich viel zu verzeihen.«
»Bis vor wenigen Augenblicken habe ich Tiji zu meinen engsten Freunden gezählt«, sagte Declan. »Übrigens kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, was sie hierher verschlagen hat.«
»Ich glaube, sie ist mir gefolgt«, sagte Arkady.
Arryl schüttelte den Kopf. »Sie wurde von der Bergungstruppe hergebracht.«
»Von wem?«
»Eine Gruppe von eigens ausgebildeten Chamäliden«, erklärte die Unsterbliche, stand auf und stocherte im Ofen, um zu prüfen, ob das Feuer gut brannte. »Sie spüren Chamäleon-Crasii auf, die als Kinder entführt wurden. Sie haben die Kleine in Elvere auf der Straße aufgelesen, soweit ich weiß. Möchte vielleicht jemand Tee? Ich mache ohnehin eine Kanne.«
Nur Arkady gab zu verstehen, dass sie Tee wollte. Arryl wirtschaftete einen Augenblick am Ofen herum und setzte den Wasserkessel auf. Dann starrte sie Declan äußerst beklemmend an.
Er starrte zurück, sagte aber kein Wort.
Nach einem Weilchen richtete Arryl ihren Blick auf Arkady. »Und was ist mit dir? Was hat dich in die senestrischen Feuchtgebiete geführt?«
Sie zögerte kurz, bevor sie antwortete. »Das ist eine lange Geschichte.«
»Glaub mir, Liebes«, sagte Arryl. »Jeder hier kann etwas Zeit erübrigen.«
Arkady warf Declan einen raschen Blick zu und holte tief Luft. »Also gut. Das war so … Mein Gemahl war der Fürst von Lebec. Aus Gründen, die zu kompliziert sind, um jetzt darauf einzugehen, wurden wir nach Torlenien ins Exil geschickt. Leider hatte er einen Liebhaber, der sich dann als Euer Freund Jaxyn erwies. Ach ja, und das Mädchen, von dem wir annahmen, sie wäre seine Nichte, ist in Wahrheit Diala. Während wir weg waren, kamen der König und die Königin von Glaeba bei einem Unglück ums Leben, und mein Gemahl reiste in die Heimat zurück, um dem Begräbnis beizuwohnen. Kinta bot mir an, im
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