Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
Gnaden. Traurigerweise tun das die meisten von uns auch.«
»Aber du bist einer dieser Arks, von denen Declan gesprochen hat, ja? Einer der wenigen Crasii, die den Befehlen eines Unsterblichen widerstehen können?«
Warlock nickte. Er hatte nicht erwartet, den Fürsten so vertraut vom Ersten Spion reden zu hören. »Ich wurde von Meister Hawkes nach Herino geschickt, um Jaxyn Aranville zu dienen, wofür die Bruderschaft mir und meiner Familie Schutz und Zuflucht versprochen hat.«
»Wie kommt es, dass du jetzt Lady Alyssa dienst?«
»Lord Aranville hat mich hierhergeschickt, um für ihn zu spionieren.«
»Und als sein gedungener Attentäter zu handeln, wenn sich die Gelegenheit bietet?«, folgerte Desean. »Ein ziemlich optimistisches Vorhaben, wenn man bedenkt, dass seine Befehle mühelos von einem anderen Unsterblichen außer Kraft gesetzt werden können.«
»Ich glaube, er hoffte, dass niemand seine Befehle widerruft.«
Desean runzelte die Stirn. »Das klingt ganz nach Jaxyn – arrogant bis zur Grenze der Dummheit. Was hast du jetzt vor?«
»Meine Familie am Leben erhalten, bis ich sie von hier fortbringen kann. Und dafür brauche ich Eure Hilfe, Euer Gnaden.«
Der Fürst wiegte den Kopf. »Meine Macht ist begrenzt. Ich bin kaum in der Lage, mir selbst zu helfen. Wie hast du dir meine Hilfe denn vorgestellt?«
»Meine Gefährtin ist hier in Cycrane, zusammen mit meinen Kindern. Ich möchte, dass Ihr mir dabei helft, sie zurück nach Glaeba in Sicherheit zu bringen.«
»Wie stellst du dir vor, soll ich das bewerkstelligen?«
»Ich habe keine Ahnung, Euer Gnaden, aber das ist mein Preis, damit ich Eure Verstrickung mit der Bruderschaft nicht an meine Herrin verrate.«
Desean musterte ihn nachdenklich. »Ich könnte die Wachen rufen und dich – und deine Familie – auf der Stelle wegen Spionagetätigkeiten für Jaxyn Aranville exekutieren lassen. Was macht dich so sicher, dass ich das nicht tue?«
Warlock sah ihm ruhig in die Augen und täuschte Vertrauen und eine Zuversicht vor, die er überhaupt nicht empfand. »Jaxyn weiß nicht, ob Elyssa seine Befehle widerrufen hat. Ich bin also in der Lage, Lord Aranville mit jeder Information zu füttern, die Ihr wollt, Euer Gnaden. Euer Krieg um die Herrschaft von Glaeba ist erheblich leichter zu gewinnen, wenn die Nachrichten und Informationen Eurer Feinde fehlerhaft sind.«
Desean stand auf, rieb sich nachdenklich das Kinn und begann im Raum auf und ab zu gehen. Er hatte sich den Bart abrasiert, den er bei seiner Ankunft in Caelum getragen hatte, aber sein Haar war an den Spitzen noch blond, während an der Kopfhaut sein dunkles Haar nachgewachsen war. Nach einer Weile wandte er sich Warlock zu und sah ihn nachdenklich an. »Was würde passieren, wenn du Lady Alyssa gestehst, dass du Jaxyns Spion warst?«
»Sie würde mich töten lassen«, sagte Warlock ohne Zögern. »Und anschließend meine Gefährtin und meine Kinder foltern und töten. Nein, höchstwahrscheinlich in umgekehrter Reihenfolge, damit ich noch zusehen kann.«
»Bist du dir da so sicher?«
»Ja.«
»Aber glauben denn die Unsterblichen nicht, dass alle Crasii gezwungen sind, ihren Befehlen zu gehorchen? Du könntest erklären, dass du keine Wahl hattest.«
»Ihr versteht die Natur dieses Zwangs nicht, Euer Gnaden. Schon der Umstand, dass ich ein Geständnis ablege, ließe darauf schließen, dass ich durchaus eine Wahl hatte.«
»Ich nehme an, ich könnte dich bloßstellen …«
Gezeiten, ich wusste doch, dass dies ein Fehler ist. Bevor er es unterdrücken konnte, entfuhr seiner Kehle ein tiefes Knurren.
Der Fürst wandte sich ihm zu, doch seltsamerweise lächelte er. »Ich habe es nicht so gemeint, wie es geklungen hat, Warlock. Was ich meine, ist Folgendes: Wenn du nicht gestehen kannst, dass du Befehl hattest, für Jaxyn zu spionieren, weil das die Unsterblichen darauf bringen würde, dass du sehr wohl einen freien Willen besitzt, dann wäre deine Bloßstellung durch einen Dritten ideal – zu genau dem Zweck, den du selbst vorgeschlagen hast, nämlich Jaxyn mit Fehlinformationen über die Vorgänge hier in Caelum zu füttern. Denn wir müssen die Unsterblichen hier davon überzeugen, dass du ihnen als Spion von Nutzen sein könntest.«
»Ja …«, stimmte Warlock argwöhnisch zu, nicht sicher, worauf der Fürst hinauswollte.
»Was, wenn ich es wäre, der dich erkennt? Ich könnte die Unsterblichen hier auf deine Dienste für Lord Aranville hinweisen. Darüber hinaus könnte ich
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