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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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hoch und lehnte sich auf seinen Brustkorb. Das dünne, über ihre Brüste geknüpfte Tuch, das Arryl ihr in Wasserscheid gegeben hatte, war während der Nacht verrutscht. Er verbarg nicht mehr viel und trug nichts dazu bei, das Gefühl ihres Körpers an seinem zu dämpfen. Ihr Gesicht ganz nah, sah sie ihm in die Augen. »Ich bin nicht mehr dieselbe wie damals, als ich Glaeba verließ, Declan. Du würdest nicht glauben, was ich alles getan habe, um zu überleben.«
    Es war eine amüsante Erkenntnis: Seit seiner Abreise aus Glaeba hatte er sich Tag für Tag den Kopf zerbrochen, wie Arkady reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass er unsterblich war, und nun, da er sie endlich gefunden hatte, machte sie sich hauptsächlich Sorgen, was er von ihr dachte. »Das ist mir egal, Arkady. Wenn wir anfangen, gegenseitig über uns zu richten, stehen wir beide nicht allzu gut da.«
    »Verzeihst du mir?«
    Er küsste sie auf die Stirn und drückte sie aufmunternd. »Es gibt nichts zu verzeihen. Du hast getan, was tu tun musstest, um am Leben zu bleiben. Mehr kann man von niemandem verlangen.«
    »Entspringt diese neu entdeckte Hochherzigkeit deiner Unsterblichkeit oder dem Umstand, dass ich halb nackt auf dir liege?«
    »Oh, dann hast du also bemerkt, dass du halb nackt bist, was?«
    Sie lächelte ihn an. »Weißt du, als ich sterbend an diesen verdammten Baum in Wasserscheid gefesselt war, hatte ich nur noch den Wunsch, einen einzigen Menschen zu sehen.«
    »Und dann kam bloß ich. Tut mir leid.«
    Arkadys Lächeln verschwand. »Mach dich nicht lustig. Ich versuche dir etwas Wichtiges zu sagen. Wenn du meine Erleuchtung herunterspielen willst, lasse ich dich nicht daran teilhaben.«
    »Entschuldige«, sagte er. »Bitte teile deine Erleuchtung unbedingt mit mir.«
    »Also, ich dachte an Cayal.«
    Oh ja, genau das wollte ich jetzt hören …
    »Ich musste an ihn und Gabriella denken und wie tragisch es ist, dass er nie mit der großen Liebe seines Lebens zusammen sein konnte, nicht mal für kurze Zeit.«
    »Hat sie ihn nicht beim ersten Anzeichen von Widrigkeiten fallen lassen wie eine heiße Kartoffel und dann seinen Bruder geheiratet, als seine Schwester ihn ins Exil schickte? Klingt für mich, als hätte er froh sein sollen, sie loszuwerden.«
    »Aber genau darum geht es doch. Glaubst du, er wäre heute so bedrückt oder so versessen auf Selbstmord, wenn er die Liebe gefunden hätte – und sei es nur für ein einziges Mal –, statt sie unwiederbringlich zu verlieren?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte er und sah sie besorgt an. Sie hatte es offenbar ernst gemeint, als sie sagte, sie wäre nicht mehr dieselbe, die sie in Glaeba gewesen war. Die alte Arkady hätte sich über die Vorstellung, dass ein Mann über Jahrtausende einer verlorenen Liebe hinterherschmachtete, höchstens lustig gemacht. Er fragte sich, was sie so aufgewühlt hatte – die kürzlich erfahrene Todesnähe oder die Monate in der Sklaverei. »Ehrlich gesagt, Arkady, kann ich kaum in Worte fassen, wie wenig es mich schert, ob der Unsterbliche Prinz nach achttausend Jahren immer noch ein gebrochenes Herz hat oder nicht.«
    »Ich weiß. Das ist auch nicht der Grund, warum ich es dir erzählt habe. Es hat mich bloß dazu gebracht, mal über das Leben an sich nachzudenken, verstehst du? Und über ein paar grundsätzliche Entscheidungen, die ich getroffen habe. Was ich getan habe und was ich heute tun würde, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte. Ich will nicht enden wie Cayal.«
    Er musterte sie neugierig im schwachen Licht der Morgendämmerung, das durch die Ritzen der Wände fiel. Die wachsende Intimität dieses Gesprächs war ihm ein wenig unbehaglich. »Mal sehen, ob ich das richtig verstehe. Da haben wir also dich, wie du an einem Baum mit spitzen Dornen gefesselt aus einer Unzahl von Wunden langsam verblutest, fiebernd vor Sonnenbrand und Flüssigkeitsentzug, während dich fleischfressende Ameisen bei lebendigem Leibe vertilgen, und da beschließt du plötzlich, dass du nicht Selbstmord begehen willst. Das ist dein gutes Recht. Vermutlich wäre ich anders damit umgegangen …«
    Sie schlug ihm verärgert gegen den Brustkorb. »Hör auf damit.«
    »Tut mir leid.«
    »Nein, tut es nicht. Du machst dich über mich lustig.«
    »Du hast recht. Es tut mir nicht leid. Ich mache mich über dich lustig. Ich verspreche, dich nicht mehr zu unterbrechen.«
    Sie lümmelte sich neben ihn und verschränkte mürrisch die Arme. »Ich wollte dir erzählen, wie leid es mir

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