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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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kann.«
    »Zeit genug, dir für die wahllose Hinrichtung unschuldiger Passanten etwas technische Finesse beizubringen«, sagte Cayal zu Declan.
    »Wenn du meinst, dass es hilft.« Declan hatte nicht vor, sich von Cayal zu Dummheiten verleiten zu lassen. Und er versuchte ihn zu verleiten. Unentwegt. Das muss die grausame Wirkung von Langeweile im Endstadium sein.
    Cayal schmunzelte. »Ich wette, du warst ein hervorragender Erster Spion, oder?«
    »Der Beste«, gab Declan ohne Zögern zu.
    Cayal musterte ihn ausgiebig und schüttelte dann den Kopf. »Gezeiten, du wirst Lukys in den Wahnsinn treiben. Na, komm schon.«
    »Wohin?«
    »Nach draußen«, sagte Cayal. »Arryl wird bestimmt wütend auf uns, wenn wir anfangen, Gegenstände durch ihre Küche zu schleudern.«
    Die Unsterbliche sah von der Schüssel auf, die sie reinigte, und nickte beifällig. »Stellt nichts Törichtes an.«
    »Definiere töricht«, sagte Cayal.
    »Tötet niemanden. Und zerstört nichts. Und versenkt nichts.«
    »Du verstehst einfach nichts von Spaß, Arryl.« Cayal drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange und führte Declan durch den Flur nach hinten. Sie kamen an dem Lagerraum vorbei, wo Declan die erste Nacht hier mit Arkady verbracht hatte.
    Die Tür am Ende des Korridors führte auf einen Hof, wo der Schrott von mehreren Jahrhunderten der Besiedlung herumlag. Das meiste waren kaputte Möbelstücke, die darauf warteten, zu Feuerholz zerhackt zu werden, dazu ein paar undichte Fässer, mehrere kleine Boote, die schon sehr lange nicht mehr wassertüchtig waren, und verschiedene andere Trümmerteile, die Declan nicht ohne weiteres identifizieren konnte.
    »Wie lange ist es her?«, fragte Cayal und drehte sich zu Declan um.
    »Wie lange ist was her?«
    »Seit du unsterblich geworden bist.«
    »Ein paar Monate.«
    »Und Arkadys Heilung war das einzige Mal, dass du die Gezeiten benutzt hast?«
    »Soweit ich weiß.« Und dann, ohne genau zu wissen, warum er sich diesem Verrückten überhaupt anvertraute, fügte er hinzu: »Allerdings kann ich sie spüren. Die ganze Zeit.«
    Cayal nickte verständnisvoll und setzte sich auf ein hochkant stehendes Fass neben einem ans Haus gebauten Schuppen, der ein weitgehend seetüchtig aussehendes Boot beherbergte. »Das ist das Schlimmste an der kosmischen Ebbe. Solange Flut ist, spürst du sie die ganze Zeit und empfindest das als lästig, doch wenn es abebbt … Gezeiten … es ist, als würde dir ein Körperteil fehlen.«
    »Also … was hab ich zu tun?«
    »Lerne es genießen, solange du kannst.«
    »Ich hatte gehofft, du würdest mir etwas Greifbareres liefern.«
    Cayal nickte und berührte die Gezeiten. Er zog nicht stark, aber merklich genug, dass Declan spüren konnte, was er tat, als die ihn umspülenden Gezeiten auf die Kräfte ansprangen, die auf sie einwirkten. Beinahe im selben Augenblick merkte Declan, dass er Mühe mit dem Atmen hatte.
    »Gezeitenmagie ist elementar, eine Naturgewalt«, sagte Cayal, als Declan anfing, nach Luft zu schnappen. »Du kannst damit nicht bewirken, dass sich Gegenstände in Luft auflösen, und ebenso wenig kannst du aus dem Nichts einen Festschmaus herbeiblinzeln oder bewirken, dass sich jemand in dich verliebt.«
    Declan griff sich an den Hals und röchelte. Es war, als wäre die Luft um ihn herum nicht länger lebenserhaltend. Rein vernunftmäßig wusste er, dass er daran nicht sterben konnte, doch sein Körper reagierte mit derselben Panik, die jeden Sterblichen erfasste, der plötzlich nicht mehr zu atmen vermochte.
    »Du kannst jedoch die Sinne und die Elemente beeinflussen.« Obwohl Declan vor seinen Augen blau anlief, behielt Cayal seinen Vortragston bei, als wäre gar nichts los. »Du kannst es regnen lassen, du kannst etwas einfrieren, etwas erhitzen, Feuer entfachen, Feuer löschen, einen Sturm zur Ruhe bringen oder ein Unwetter hervorrufen …«
    Declan fiel auf die Knie und würgte vor Luftmangel.
    »Oder einen Mann ersticken, indem du die Luft aus seinen Lungen nimmst …«
    Bei diesen Worten verschwand der Druck auf seiner Brust, und Declan konnte wieder atmen. Rasch richtete er sich auf und warf Cayal einen finsteren Blick zu, was wenig Eindruck zu machen schien.
    Der unsterbliche Prinz lächelte. »Manchmal geht zeigen schneller als erklären.«
    »Wie hoch stehen die Gezeiten jetzt?« Declan kämpfte sich mühsam auf die Beine. Er hätte sich nur zu gern auf der Stelle revanchiert, aber da war wohl jeder Versuch zwecklos. Jedenfalls vorerst. Die

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