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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Ihr fiel sonst einfach kein Grund ein und keine andere Person auf ganz Amyrantha, die ihn hätte veranlassen können, sich auf ein so einschneidendes und folgenreiches Abenteuer einzulassen.
    Doch Arkady schien genauso bestürzt zu sein wie Tiji selbst. Wie sie Tiji erzählte, hatte sie gar nichts davon gewusst, bis Declan sie vom Baum der Gerechtigkeit gerettet hatte. Arkady wirkte aufrichtig, und Tiji wollte ihr gern glauben, aber für ihren Geschmack klang das alles einfach ein bisschen zu glatt.
    Allerdings hatten sie jetzt ganz andere Sorgen, und bald würde sogar die zutiefst erschütternde Neuigkeit, dass ausgerechnet Declan Hawkes sich – wenn auch unabsichtlich – die Ränke des Feindes zu eigen gemacht hatte, in den Hintergrund treten, denn es ging nur noch ums nackte Überleben.
    Arkadys Anwesenheit in dem Haus war ausgesprochen heikel. Die Dorfältesten wussten nichts über sie, nur dass sie es war, die das Gift löffelweise ausgeteilt hatte, an dem all die Unschuldigen gestorben waren – Opfer des Plans der senestrischen Ärztegilde, das Sumpffieber mitsamt seinen Überträgern auszumerzen. Azquil hatte mit den Ältesten gesprochen. Er hatte ihnen die Tragweite von Cydne Meduras Tod erläutert und erklärt, wie die Trinität die Feuchtgebiete vor den Folgen zu schützen gedachte. Aber sie waren nicht sonderlich interessiert an seinen Ausführungen, die sie für Ausflüchte hielten.
    Nach Auffassung der Dorfbewohner hatte Arkady sich der Gerechtigkeit entzogen. Und jetzt war sie wieder da, wohlauf und völlig unversehrt (was sie als prahlerische Zurschaustellung des Umstands empfanden, dass sie Günstling eines Gezeitenfürsten war). Und dazu wartete sie auch noch auf die Truppen, die wahrscheinlich in die Feuchtgebiete einmarschiert kommen würden, um Vergeltung zu üben für den Tod eines der ihren.
    »Meinst du, er kommt zurecht?«
    Tiji saß am Küchenfenster und starrte auf den Pfad, der am Haus entlang und dann in die Richtung führte, die Azquil eingeschlagen hatte, als er am Morgen das Haus verließ, um noch einmal mit den Ältesten zu sprechen. Es regnete. Es war nicht der leichte beständige Regen von Glaeba, sondern ein lauter, gewaltiger Platzregen mit Tropfen, die groß genug aussahen, um Eimer zu füllen. Wenigstens hielt der Regen hier in den Feuchtgebieten bei weitem nicht so lange an wie in der Gegend um die Großen Seen. Es schüttete eine Weile wie aus Kübeln, und eine Stunde später dampfte das Land im hellsten Sonnenschein. Tiji drehte sich um.
    »Warum fragt Ihr?«
    »Er ist schon eine ganze Weile weg. Und du bist praktisch kaum noch zu sehen.« Arkady schälte Gemüse und bereitete das Mittagessen vor. Ohne es selbst zu merken, hatte Tiji so regungslos dagesessen, dass ihre Haut die Farbe der rauen Holzwand annahm.
    »Die Ältesten sind nicht gerade erbaut«, sagte sie, während ihre Haut wieder ihren üblichen silbrigen Glanz annahm. »Solange kein Mitglied der Trinität ihnen persönlich verkündet, dass Euch kein Leid zugefügt werden darf, dürfte Azquil es schwer haben, sie davon zu überzeugen.«
    »Es tut mir leid. Ich hatte wirklich nicht die Absicht, so viel Ärger zu machen.«
    Tiji wunderte sich ein bisschen über die Entschuldigung. Die Fürstin von Lebec, an die sie sich erinnerte, hätte nie so ohne weiteres die Schuld auf sich genommen. Allerdings war die Fürstin von Lebec es auch gewohnt, Kleidung zu tragen. Die fast nackte Frau, die dort am Tisch stand und das Essen für sich und zwei Chamäleon-Crasii zubereitete, hatte wenig gemein mit der beherrschten und stets wie aus dem Ei gepellten Fürstin, die Tiji ausTorlenien kannte. Tiji fragte sich unwillkürlich, ob Arkady sich erboten hatte, das Kochen zu übernehmen, weil sie so ihre Hände beschäftigen und sich davon abhalten konnte, an dem juckenden nachgemachten Sklavenbrandmal zu kratzen.
    »Es ist nicht Eure Schuld«, erwiderte Tiji. »Ihr habt ja nicht gewusst, was Ihr tatet, oder was in diesem Tonikum war.«
    »Ich frage mich, ob Jojo es wusste.«
    »Wer ist Jojo?«
    »Die Felide, die wir bei uns hatten. Cydnes Leibwächterin.«
    »Ach, die Felide, die zur Delta-Siedlung ausgebüchst ist und dem Schwager alles brühwarm gesteckt hat, bevor Ambria und Medwen ihn sprechen konnten? Meine Antwort ist ein überwältigend klares, dröhnendes Ja.«
    »Sie ist eine Crasii, Tiji. Sie hatte vermutlich keine Wahl.«
    »Ich bin auch eine Crasii, und ich habe eine Wahl.«
    »Nein, du bist eine Ark«, sagte Arkady.

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