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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Zeit würde kommen, wo Declan in der Lage war, den Spielstand mit dem unsterblichen Prinzen auszugleichen. Aber nicht jetzt.
    Cayal dachte einen Augenblick nach, bevor er antwortete. »Fast auf halber Höhe, schätze ich. Ist nicht so leicht zu sagen. Die Kraft der Gezeiten nimmt beim Steigen der Flut exponentiell zu. Manchmal merken wir überhaupt erst, dass sie den Höchststand erreicht hat, wenn es längst passiert ist.«
    Das klang schlüssig, fand Declan. Jedenfalls erklärte es, warum die Gezeitenfürsten erst dann Kontinente spalten konnten, wenn die kosmische Flut auf dem Höhepunkt war.
    »Was hast du gerade mit mir gemacht? Wie hast du das gemacht?«
    »Ich habe die Luft von dir weggetrieben. Auf die gleiche Art, wie man Wasser bewegt – oder sonst irgendetwas. Das zu lernen dauert nicht lange. Allerdings wirst du etwa tausend Jahre brauchen, bis du es zu echter Raffinesse darin bringst.«
    »Zeig es mir.«
    Cayal nickte und stand auf. »Schließ die Augen.«
    »Warum?«
    »Weil es dann leichter ist, sich zu konzentrieren.«
    Declan war nicht gänzlich überzeugt, ob das wirklich notwendig war. In Cayals Gegenwart die Augen zu schließen war so ähnlich, wie ihm hilflos den Rücken zuzudrehen, und darauf würde sich Declan um keinen Preis der Welt einlassen. »Wenn ich jedes Mal die Augen schließen muss, um die Gezeiten einzusetzen, kann dann nicht jeder merken, was ich tue?«
    »Du kannst lernen, es mit offenen Augen zu tun, sobald du etwas Übung hast, aber im Augenblick möchte ich nicht, dass du abgelenkt wirst.«
    »Also gut«, räumte Declan ein. Er schloss die Augen.
    »Jetzt berühr die Gezeiten. Sachte.«
    Declan keuchte auf, als er um ein Haar in einem wirbelnden Strudel aus reiner Energie verschwand, so gewaltig und leuchtend, dass er für einen Atemzug völlig geblendet war. Dann packte ihn Cayal und riss ihn unsanft zurück in die Untiefen.
    »Au! Das hat wehgetan!«
    »Dann pass besser auf. Du bist zu unerfahren, um in den Gezeiten zu schwimmen. Und für diese Übung brauchst du das auch nicht. Alles, was du tun musst, ist, am Rand ein wenig zu paddeln. Jetzt versuch es noch mal. Und denk dran, ich sagte sachte.«
    Auch wenn er Cayal für seine herablassende Art gern einen Schlag zwischen die Augen verpasst hätte, stellte Declan fest, dass ihn die Lektion enorm faszinierte. Sein Leben lang hatte er nichts als Abscheu für diese unmenschlichen Wesen empfunden, die die Gezeiten zu lenken verstanden. Nichts hatte ihn auf die Möglichkeit vorbereitet, dass er eines Tages selbst über diese Fähigkeit verfügen könnte. Hin-und hergerissen zwischen blankem Staunen über die Gewalten, die er nun zu beeinflussen vermochte, und dem unausweichlichen Gefühl, dass er gerade jeden Grundsatz verriet, an den er je geglaubt hatte, fügte er sich Cayals Weisungen. Mit weiterhin geschlossenen Augen machte er im Geiste einen Schritt auf die Untiefen zu und ließ die Gezeiten behutsam am Rand seines Bewusstseins lecken. Er spürte Cayal neben sich in den Gezeiten, seine Gegenwart verursachte kleine Wellen, die sich endlos bis in weite Ferne erstreckten. Er wartete ab und versuchte, Cayals ruhige, gleichmäßige Atemzüge aufzugreifen. Als ihm das gelang, kamen die Gezeiten zur Ruhe, Stille breitete sich aus, nahezu völlige Reglosigkeit.
    »Jetzt denk an die Luft rings um das Fass, auf dem ich eben saß.«
    »Und was dann?«
    »Drück sie zusammen.«
    »Einfach nur so?«
    Er konnte nicht sehen, aber fühlen, wie Cayal lächelte. »Was hast du denn erwartet? Beschwörungsformeln in einer längst vergessenen Sprache? Oder etwas mit Lurchaugen und Hühnerherzen?«
    »Ich weiß nicht … vielleicht etwas Schwierigeres.«
    »Es ist nicht so leicht, wie es aussieht. Versuchs mal.«
    Declan tat, was Cayal gesagt hatte. Er stellte sich in Gedanken das Fass vor, dann malte er sich aus, wie er die Luft drum herum zusammendrückte … und dann machte er einen erschrockenen Satz rückwärts, als das Fass vor ihm zu Kleinholz explodierte.
    »Gezeiten!« Er starrte die Überreste des Fasses an. Die Eisenbänder waren bis zur Unkenntlichkeit verbogen, und es gab kein Stückchen Holz mehr, das größer war als sein kleiner Finger.
    »Jetzt lass die Gezeiten los.«
    Declan hatte gar nicht bemerkt, dass er die Gezeiten noch festhielt. Das Verlustgefühl, das er verspürte, als er seinen Zugriff löste und sie abfließen ließ, war beängstigend.
    »Was kann ich sonst noch alles tun?«, fragte er und hoffte, dass seine Miene

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