Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
gern aus. Als sie jetzt den Tisch entlang sah, fing Alkasa ihren Blick auf, eine ihrer Gefährtinnen auf der Reise von Torlenien hierher. Grinsend packte sie mit beiden Händen ihre großen, bemalten Brüste – dies war schließlich eine Hochzeit, und sie waren alle mit ineinander übergehenden blauen und grünen Mustern beschmiert worden, um die Vereinigung der beiden großen Häuser zu verbildlichen –, zeigte damit auf Arkady und winkte mit ihren Nippeln. Dann sagte sie etwas zu den Frauen um sich, das Arkady nicht verstand, und prompt taten sie es ihr alle gleich.
»Deine sind besser.«
Sie begriff, dass der Mann, der ihre Reste verspeist hatte, wieder mit ihr sprach.
»Entschuldigung?«
»Du hast schönere Titten als Alkasa.«
»Wie höflich von Ihnen, das zu bemerken«, antwortete sie auf Glaebisch, sicher, dass er sie nicht verstehen konnte.
»Obwohl, du würdest öfter flachgelegt, wenn du ein bisschen draller wärst. Männer stoßen nicht gern in einen Sack Knochen. Isst du das Brot noch?«
»Sei mein Gast«, sagte Arkady und reichte ihm die Kruste ihres Brotes. Im Stillen entschied sie, dass Hungern genau der richtige Weg war, wenn Gewichtszunahme sie für diese Leute begehrenswerter machte.
»Ich bin Geriko«, erklärte der Mann und lächelte sie an. »Wie ist dein Name?«
»Kady.«
»Du sprichst nicht so gut. Bist du dumm oder so?«
Sie musste unwillkürlich lächeln. »Ich lerne noch deine Sprache sprechen.«
»Ich wusste doch, das du eine Fremde bist«, sagte er. Jetzt, wo er wusste, dass sie nicht dumm, sondern lediglich fremd war, hörte er auf zu schreien, um sich verständlich zu machen. In Wahrheit konnte sie das meiste von dem, was er sagte, ganz gut verstehen. Sie tat sich allerdings ziemlich schwer damit, Senestrisch zu sprechen.
»Wirklich? Was hat mich verraten?« Abgesehen von meiner Hautfarbe, meiner Augenfarbe, der Sprachbarriere …
»Du bist zu groß. Und du bist zu knochig. Und du gehst, als ob du stolz darauf wärst. Und dein Brandzeichen ist noch frisch.«
Und das ist dir aufgefallen, weil du meine Brüste lange genug hemmungslos angestarrt hast, um das Alter meines Brandzeichens zu ermitteln und sie für schöner als Alkasas zu befinden. »Du bist sehr …« Sie wollte aufmerksam sagen, kannte aber das senestrische Wort nicht. »Du siehst gut.«
Er lächelte, in völligem Missverstehen geschmeichelt. »Findest du?«
Oh, Gezeiten … »Du siehst Sachen gut«, und mit der schwachen Hoffnung, seine Gedanken von ihrem Busen abzulenken, fügte sie hinzu: »Wo arbeitest du?«
»In Doktor Cydnes Krankenhaus. Ich halte den Crasii-Abschaum unter Kontrolle.«
» Crasii -Abschaum?«
Er nickte. »Die werden alle knurrig und bissig, wenn sie krank sind. Ich bin da, um dafür zu sorgen, dass sie sich benehmen.«
Arkady blickte den Saal hinunter zu den Tischen, die noch weiter von der Hochzeitsgesellschaft entfernt waren als der ihre. Da saßen die Crasii. Sie hatte sich geirrt, die makordi waren nicht die Niedrigsten der Niedrigen. Die Crasii, die celumdi, rangierten in Senestras kompliziertem Kastensystem noch tiefer als partieweise gekaufte Menschensklaven.
»Da werde ich auch arbeiten.« Arkady hoffte zumindest, dies gesagt zu haben. Nach allem, was sie wusste, konnte sie auch »Das Tischbein hat drei Augen« gesagt haben. Senestrisch war keine leicht zu meisternde Sprache.
Geriko strahlte. »Dann arbeiten wir zusammen. Willst du auch in meine Koje?«
Ganz offensichtlich waren Takt, Feingefühl oder verbale Verführungskünste Fähigkeiten, die in der Sklavenkaste als unnötig betrachtet wurden. »Ahm, nein …«
»Du hast einen anderen Gefährten?«
»Nein.«
Er nickte verstehend. »Ah! Du bist also die wii-ah des Herrn.«
»Die was?« Arkady war das Wort nicht bekannt.
»Seine wii-ah«, wiederholte Geriko. »Das bedeutet … sein … Spielzeug … was zum Spielen.« Er grinste breit und beugte sich ein wenig näher. »Wir hörten, der junge Herr verbrachte die ganze Reise aus Torlenien in seiner Kajüte mit einer fremden Sklavin. Eine Menge Leute haben Geld an dieser Fahrt verloren.«
»Ich dachte, die Unternehmung war sehr erfolgreich.«
»Oh, kaufmännisch war es sicher eine gewinnträchtige Fahrt«, stimmte Geriko zu. »Leute haben Geld verloren, weil sie gewettet haben, dass Cydne sich mit einem Seemann in seiner Kajüte einschließt, das habe ich gemeint.«
Armer Cydne, dachte Arkady, erneut ein wenig befremdet davon, dass sie den Mann bemitleidete, dem
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