Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
erwiderte Declan und trat einen Schritt zurück, als Aleki die Zügel aufnahm. »Es sind nur die meisten Leute, die das alles nicht kümmert. Aber da sind immer auch Leute wie wir – Leute, die sich einmischen. Wir mögen wenige an der Zahl sein, aber einem bösen Despoten mit Sehnsucht nach einer harmonischen Welt voll gefügiger Untertanen zum Beherrschen können wir schrecklich viel Ärger machen.«
Aleki schürzte nachdenklich die Lippen. »Also kommen sie lieber durch die legalen Kanäle und überzeugen jeden von ihrer Rechtmäßigkeit? Wollt Ihr darauf hinaus?«
Declan nickte. »Man hat vielleicht vorübergehend ein bisschen mehr Unbequemlichkeiten, aber auf lange Sicht macht es viel weniger Arbeit. Und am Ende gibt es so auch weniger von diesen vertrackten Geheimbünden, die sich kompromisslos dem Sturz des Tyrannen verschrieben haben.«
Aleki musste grinsen. Er beugte sich herab und bot Declan die Hand. »Seid vorsichtig, mein Freund.«
»Das werde ich«, versprach Declan. »Torlenien ist ein fremdes und barbarisches Land.«
»Ich dachte mehr an die Straße zwischen hier und Weißwasser. Ein einsamer Reiter ist eine Versuchung für jeden hungrigen Räuber. Und ich bin ein viel beschäftigter Mann. Ich habe nicht die Zeit, weiteren Beerdigungen von Euch beizuwohnen, wisst Ihr?«
»Sorgt Euch nicht, Aleki«, sagte Declan. »Ihr werdet nicht noch einmal zu meiner Beerdigung müssen, ich verspreche es.« Das war so viel Wahrheit, wie Declan gerade noch aussprechen konnte.
Natürlich wusste Aleki davon nichts. »Wenn Ihr nach Torlenien kommt, nehmt Verbindung mit Ryda Tarek auf«, schlug er vor. »Wenn an dieser Artefaktgeschichte irgendetwas dran ist, bin ich sicher, er weiß davon. Darüber hinaus kann er den Rest der Bruderschaft über eure Fortschritte auf dem Laufenden halten.«
»Gute Idee, ich werde ihn sicher aufspüren.« Declan machte dieses Versprechen ohne die geringste Absicht, es zu halten. Er mochte Ryda Tarek nicht. Mit Sicherheit würde er nicht riskieren, dass der Mann etwas von seinem fürchterlichen Geheimnis erfuhr.
»Und wenn Ihr Arkady findet, versichert ihr meine Zuneigung.«
»Das mache ich.«
Aleki zog den Kopf seines Wallachs in Richtung des Tores und trieb ihn an. Declan sah ihn davonreiten und war unsagbar erleichtert über den guten Verlauf dieses Treffens. Aleki hatte offenbar keine Veränderungen an ihm bemerkt. Er hatte kein bisschen Verdacht gezeigt.
Aber warum sollte er auch? In welchem wilden Alptraum würde man sich vorstellen, dass eins der vertrauenswürdigsten und hochrangigsten Mitglieder der Organisation, die sich der Vernichtung der Unsterblichen verschrieben hat, selbst so einer wird?
Es gab keine Antwort auf diese Frage, und Declan blieb auch keine Zeit, eine zu suchen. Kaum war Aleki weggeritten, da betrat eine andere Person den Stall. Es war ein Canide, ein Crasii-Sklave in einer maßgeschneiderten Tunika, was vermutlich hieß, dass er der Leibdiener eines reichen Mannes war. Der Crasii führte zwei Pferde, eines davon prächtig genug, um einem Edelmann zu gehören, das andere ein ziemlich gewöhnliches Vieh und wahrscheinlich sein eigenes Reittier. Dies war tatsächlich der erste Crasii, dem Declan begegnete seit der Nacht, in der er verwandelt und unsterblich wurde.
Noch bevor er auch nur ein Wort zu ihm sagen konnte, weiteten sich die Augen des Caniden erschrocken. Er ließ das Zaumzeug der Pferde los und fiel vor Declan auf die Knie.
»Ich atme nur, um Euch zu dienen, Herr.«
Gezeiten, dachte Declan angewidert. Jeder Crasii, den ich von nun an treffe, wird sich benehmen, als wäre ich ein verdammter Gezeitenfürst.
Worauf eine leise, dunkle Stimme in seinem Kopf erwiderte: Weil du einer bist.
TEIL II
Eine einzelne Welle mag sich zurückziehen, doch die Flut rückt unerbittlich vor.
- Thomas Babington Macaulay (1800-1859)
15
Arkady war auf Cydne Meduras Hochzeit eingeladen, zusammen mit allen anderen Sklaven, Menschen und Crasii, die zu den Clans der Meduras und Parduras gehörten. Ganz Port Traeker, eine Stadt von der Größe Herinos, war zu den Festlichkeiten auf den Beinen und trug das Blau des Hauses Medura oder das Flaschengrün des Hauses Pardura.
Cydnes Vater hatte sogar noch Sklaven von seinem Landsitz mitgebracht. Unter keinen Umständen sollte die Pardura-Familie unter dem missverständlichen Eindruck leiden müssen, sie besäßen von irgendetwas mehr als die Meduras.
Der Palast, der Olegras Familie gehörte, war von
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