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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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als damit irgendwie klarzukommen.
    »Wasserscheid also, na dann«, sagte sie und versuchte möglichst zuversichtlich zu klingen. Ein Teil von ihr wollte am liebsten das Weite suchen, während ein anderer Teil danach lechzte, Verbindung mit ihrer Art aufzunehmen, selbst wenn das bedeutete, im Schatten dieser angeblich gutmütigen Unsterblichen zu leben.

18
     
    »Ob er sich freut, uns zu sehen?«
    Cayal sah Pellys an. Der ältere Mann plapperte seit Stunden vor sich hin, aber Cayal hatte dem, was er sagte, wenig oder gar keine Aufmerksamkeit geschenkt. Die Reitkamele, die sie gemietet hatten, zeigten Kraft, Ausdauer und bemerkenswert gute Manieren, wofür Cayal außerordentlich dankbar war. Er traute es Pellys glatt zu, von dem Vieh zu springen und ihm das Genick zu brechen, wenn es Arger machte. »Wer?«
    »Lukys«, sagte Pellys. »Glaubst du, er freut sich, uns zu sehen?«
    »Er wird entzückt sein bis in den Kern seiner Seele, da bin ich sicher.«
    Pellys grinste und nahm wie immer alles wörtlich, denn er hatte keinen Begriff von Ironie oder Sarkasmus. »Ich kann es gar nicht erwarten, Coron zu sehen. Glaubst du, er erinnert sich an mich? Ich erinnere mich an ihn. An manches erinnere ich mich nicht, aber an Coron erinnere ich mich.«
    Cayal antwortete nicht. Er war nicht sicher, was Pellys tun würde, wenn er erfuhr, dass Lukys’ zahme Ratte Coron tot war – besonders angesichts der Tatsache, dass sie bekanntlich eine unsterbliche Ratte war. Es war schwer zu sagen, ob Pellys überhaupt die Konsequenzen dieser Neuigkeit erfasste, und zurzeit war er gerade kooperativ. Cayal wollte nichts tun, was ihn beunruhigen konnte. »Er hat wieder eine Frau, weißt du. Du wirst dich von deiner besten Seite zeigen müssen.«
    »Woher hat Lukys eine Frau?« Pellys klang aufrichtig verärgert, als ob er selbst immerzu eine Frau suchte und einfach den Laden nicht fand, wo man ihm eine verkaufen würde.
    »Ich glaube, diese hat er aus Ramahn.«
    »Ich hätte gern eine Ehefrau. Glaubst du, er könnte für mich auch eine finden?«
    »Hattest du nicht schon eine Ehefrau?« Cayal fragte sich, ob Pellys sich immer noch an Syrolee erinnerte.
    Pellys dachte einen Augenblick nach. »Ich glaube ja. Ich erinnere mich, dass ich eine Hure in Elvere gefragt habe, ob sie meine Frau werden will. Aber sie sagte nein, da musste ich sie umbringen.«
    Seine emotionslose Zusammenfassung konnte einem eine Gänsehaut verursachen, sogar Cayal, der an Pellys' befremdlichen Bezug zur Welt gewöhnt war.
    »Das war aber nicht sehr nett«, sagte er und blinzelte in die sinkende Sonne. Sie ritten westwärts, das letzte Stück der Strecke zu Lukys’ torlenischer Villa. »Und ich bin ganz sicher, dass Lukys seine Frau noch eine Weile behalten will, also nicht töten – auch dann nicht, wenn sie etwas sagt, was dir nicht passt. In Ordnung?«
    »In Ordnung.«
    »Versprich es mir.«
    »Ich verspreche, ich werde … wie war ihr Name?«
    »Oritha .«
    »Ich verspreche, ich werde Oritha nicht töten. Jedenfalls nicht, bis Lukys sagt, ich darf.«
    »Ich bin sicher, er wird gerührt sein von deiner Rücksichtnahme, Pellys. Und da wir gerade dabei sind, auch nicht jemand anders töten, ohne vorher zu fragen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es Dreck macht und wir anderen es irgendwie erklären müssen.«
    »Aber wir sind Gezeitenfürsten. Wir müssen niemandem irgend; was erklären.«
    Und ich möchte zu gern den bösartigen Idioten in die Finger kriegen, der dir diese Attitüde in dein empfängliches, leeres, frisch nachgewachsenes Hirn gepflanzt hat.
    »Aber die Flut ist noch nicht da, Pellys. Und es wird noch etwas länger dauern. Wir werden noch eine Weile vorsichtig sein müssen.«
    Pellys grinste von Ohr zu Ohr, was ihn ausgesprochen jung aussehen ließ – fast so jung, wie es seinem emotionalen und geistigen Alter entsprach. Das nämlich war nicht weiter fortgeschritten als bei einem kleinen Kind, seit sein Kopf nachgewachsen war, nachdem Cayal ihn enthauptet hatte. Wenn er sich jetzt so diesen gefährlichen, unbefangenen Schwachkopf ansah, war er zum ersten Mal ganz froh darüber, dass sein eigenes Unterfangen – sich köpfen zu lassen, um die Erinnerungen seines endlosen Lebens auszulöschen – gescheitert war.
    Wäre an jenem Tag vor etwa einem Jahr, als in Lebec sein Todesurteil vollstreckt wurde, der Scharfrichter da gewesen, so wäre er jetzt nicht besser als Pellys – ignorant, unschuldig, einfältig und gefährlich.
    Und ich hätte Arkady nie getroffen

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