Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
…
Ungeduldig stieß er den Gedanken beiseite. Sie war für ihn verloren, und das war für alle besser so.
Ohne jedes Gespür für Cayals düstere Gedanken grinste Pellys ihn sonnig an. »Die Flut kommt, Cayal. Ich kann es fühlen.«
»Ich weiß.«
»Es fühlt sich gut an.«
»Ich weiß.«
»Du weißt echt viel«, schloss Pellys mit einem verständigen Nicken. »Ich glaube, deshalb mag ich dich.«
Das Auftauchen von Lukys’ Villa am Horizont bewahrte Cayal vor einer Antwort.
Er zwang sein Kamel in einen leichten Galopp. Pellys hüpfte hinter ihm in seinem Sattel auf und ab. Vermutlich fragte er sich, was er jetzt umbringen konnte, wo Lukys' Frau und alle anderen Menschen, denen er begegnen könnte, ihm verwehrt waren.
»Herr Cayal«, begrüßte ihn Oritha, als sie den Hauptsaal der Villa betrat, und verbeugte sich ehrerbietig.
»Mylady«, erwiderte Cayal und erwies ihr eine Verbeugung von gleichem Respekt. »Dies ist Pellys. Er ist … ein entfernter Cousin Eures Gemahls. Ich brachte ihn her in der Hoffnung, Euer Gemahl sei von seiner Reise zurück?«
Oritha schüttelte den Kopf. »Ich fürchte nicht, Herr. Im Gegenteil, er hat eine Nachricht geschickt, um mich wissen zu lassen, dass er nicht vorhat, nach Hause zu kommen.«
»Er will nicht wiederkommen?« Das ergab keinen Sinn. Lukys hatte sich hier niedergelassen, und er war von Natur aus kein Nomade. »Wo wohnt er denn dann jetzt?«
»In Jelidien.« Sie lächelte euphorisch. »Er möchte, dass ich zu ihm komme.«
»Er lebt in Jelidien?«, wiederholte Cayal kopfschüttelnd.
Oritha nickte, aber noch ehe sie antworten konnte, packte Pellys Cayals Schulter und drehte ihn herum, um ihm ins Gesicht zu sehen. »Lukys ist gar nicht da?«, fragte er. »Aber du hast gesagt, er wäre da, Cayal. Du hast gesagt, er will mich sehen. Du sagtest, er wartet auf mich …«
»Und er wartet auch auf dich«, sagte Cayal rasch und versuchte ihn zu beruhigen. »Ich habe nur durcheinandergebracht, wo er sich aufhält. Ich habe den Ort verwechselt, das ist alles. Er ist nicht hier. Er ist nach Jelidien gegangen.«
»Was gibt es in Jelidien?«
Nichts ah Arger, war Cayal versucht zu antworten.
»Einen Palast von herausragender Schönheit«, erklärte Oritha Pellys und lächelte voller Vorfreude. »Ryda hat mir versichert, das Heim, das er für mich geschaffen hat, sei so schön, dass es unmöglich ist, es sich überhaupt vorzustellen, selbst Träume können ihm unmöglich gerecht werden.«
Cayal wandte sich Oritha zu. »Lukys plant also nicht, nach Torlenien zurückzukommen?«
»Soweit ich weiß, nicht.« Sie tätschelte beruhigend seinen Arm. »Ihr müsst nicht besorgt sein. Der Brief, den er mir sandte, und die Anweisungen, wie der neue Palast zu finden ist, erweitert die Einladung ausdrücklich auf Euch, Herr. Er erklärt zudem, dass Ihr alle Mitglieder Eurer Familie in unser neues Heim nach Jelidien mitbringen sollt, die, gewillt sind, Eure Unternehmung zu unterstützen, und zwar so schnell ihr könnt.« Sie drehte sich mit einem warmen Lächeln zu Pellys um. »Das schließt also auch Euch ein, Herr.«
Pellys rammte Cayal nicht zu sanft den Ellenbogen in die Rippen. »Sie hat mich Herr genannt.«
»Ich habe es gehört«, murmelte Cayal abwesend. Er versuchte dahinterzukommen, was Lukys vorhaben mochte. Er bezweifelte, das er nach Jelidien umgezogen war, weil er die Wüstenhitze satthatte. Und wenn er nur hingefahren war, um nach Kentravyon zu sehen, warum dann sich die Mühe machen, da unten ein Haus zu bauen?
»Erwähnt der Brief Eures Gemahls namentlich noch andere Mitglieder der … Familie?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Herr.«
»Ich will Essen«, sagte Pellys. »Ich verhungere.«
»Du denkst nur, dass du verhungerst, Pellys«, erklärte ihm Cayal und lächelte dann Oritha an, die Pellys ein wenig argwöhnisch musterte. »Aber eine kleine Erfrischung wäre tatsächlich nicht verkehrt.« Er war weder hungrig noch durstig, aber Essen und Trinken würden sowohl Pellys als auch Oritha beschäftigen, während Cayal dies alles durchdenken konnte.
Oritha verbeugte sich wieder. »Natürlich, Herr. Bitte macht es Euch bequem. Ich arrangiere ein Nachtmahl.«
»Ich mag sie«, verkündete Pellys und plumpste auf eine der Liegen im Hauptsaal, als Oritha sich zurückzog. Er streckte sich genüsslich und sah sich um. »Das ist ein schönes Haus. Und sie kocht für uns. Ich bin froh, dass du mir gesagt hast, ich soll sie nicht töten.«
»Ich habe dir gesagt, du
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