Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 3 - Der Palast der verlorenen Traeume
Neuigkeit.
Ihr habt allen Grund, erschrocken auszusehen, ihr verdammten Narren, dachte er und durchquerte das Esszimmer mit langen Schritten, bis er den Tisch erreichte.
Mathu und Diala – die sich nach wie vor als Königin Kylia ausgab und vom Scheitel bis zur Sohle wie das unschuldige Mädchen aussah, das sie verkörperte – saßen da und genossen ihr Frühstück, als hätten sie nicht die geringsten Sorgen. Es war ein selten sonniger Morgen, und die offen stehenden Balkontüren ließen die frische Luft herein. Diala legte mit tröstlicher Geste ihre Hand auf Mathus, bevor sie aufblickte und Jaxyn ansah.
Es wurmte Jaxyn maßlos, dass sie weiter an dem Märchen festhielt, sie empfände etwas für diesen albernen Kinds-König, aber im Augenblick hatte er keine Zeit, sich damit zu befassen.
»Bist du sicher?«
»Nein, ich dachte nur, ihr beide könntet mal einen prickelnden Auftakt für den Tag gebrauchen«, sagte er und verdrehte ungehalten die Augen. »Selbstverständlich bin ich sicher.«
»Ihr hattet doch gesagt, er sei tot«, sagte Mathu. »Gezeiten, Jaxyn, wir haben ihm ein Staatsbegräbnis zuteilwerden lassen.«
»Offenbar war das ein wenig verfrüht. Anscheinend gehörte der verkohlte Leichnam, den wir für den Fürsten von Lebec hielten, doch jemand anderem.«
»Woher weißt du, dass er noch lebt?«, fragte Kylia.
»Weil er in einem heldenhaften Akt der Redlichkeit gegenüber unseren Nachbarn die verschollene Prinzessin Nyah nach Caelum zurückgebracht hat.«
Mathu starrte ihn an. Er sah ganz verwirrt aus. »Wie kann das sein …?«
Jaxyn lehnte sich gegen den Kamin und verschränkte die Arme. »Ich kenne keine Einzelheiten. Alles, was ich weiß, ist, dass Daly Bridgeman heute Morgen Nachricht aus Caelum erhalten hat. Darin heißt es, Prinzessin Nyah sei wohlauf und am Leben und vor einigen Tagen in Begleitung des ehemaligen Fürsten von Lebec nach Cycrane zurückgekehrt.«
»Dann hast du dein kleines Problem also geregelt?«, fragte Diala, eine ziemlich unverblümte Anspielung auf ihr letztes Gespräch, in dem es um seine Spione in Caelum gegangen war. Jaxyn zog es vor, die Frage zu überhören.
»Ach ja, und damit es nicht langweilig wird, hat unser nun-doch-nicht-verstorbener Fürst Königin Jilna um Asyl gebeten.«
Sogar Mathu begriff, was das bedeutete. »Aber das wagt sie nicht! Stellan ist wegen Hochverrats an der glaebischen Krone angeklagt. Er ist zumindest ein entflohener Häftling. Ihm Asyl zu gewähren kommt einer Kriegserklärung gleich.«
»Ich bin ziemlich sicher, dass Tryan das klar ist«, knurrte Diala und ließ für einen Augenblick ihre unschuldige Maske fallen.
»Tryan?«, fragte Mathu.
»Ich meinte Lord Tyrone«, sie überspielte ihren Ausrutscher mit einem kindlichen Lächeln. »Ständig bringe ich alle Namen durcheinander.«
»Wissen wir, wo Nyah sich die ganze Zeit aufgehalten hat?«, wandte sich der junge König stirnrunzelnd an Jaxyn. Seine grimmige Miene war ein gewisser Fortschritt. Anscheinend war er doch fähig, zumindest irgendetwas ernst zu nehmen.
»Laut der Geschichte, die Desean in Cycrane verbreitet, haben glaebische Agenten sie aus Caelum verschleppt. Er behauptet, er habe im Gefängnis ihren Aufenthaltsort herausgefunden. Dann sei er bei dem Brand ausgebrochen und zu ihr geeilt, um sie vor einem Schicksal, schlimmer als der Tod, zu bewahren und edelmütig nach Hause zu bringen. Er deutet ziemlich unmissverständlich an, dass sie die Gefangene von Declan Hawkes war, Majestät, woraus man logisch folgern wird, dass Ihr dahintersteckt. Schließlich war Hawkes Euer Erster Spion.«
Jetzt schob Mathu sein Frühstück beiseite, der Appetit war ihm wohl vergangen. »Aber ich habe doch überhaupt nichts von alledem gewusst!«
»Das ist den Caelanern ziemlich gleichgültig, fürchte ich.«
»Aber Mathu hat recht«, mischte sich Diala ein. »Man kann ihn doch nicht verantwortlich machen, wenn Hawkes auf eigene Faust gehandelt hat.«
»Er ist der König von Glaeba«, stellte Jaxyn erbarmungslos klar. »Er ist für alles verantwortlich, was in seinem Königreich geschieht, ob er davon weiß oder nicht.«
»Aber das sind doch alles Lügen!«, beklagte sich' Mathu. »Und da Hawkes tot ist und ihn also nicht widerlegen kann, denkt Stellan, er kommt damit durch.« Er stand auf und tigerte im Zimmer auf und ab. »Wie kann er mir das antun? Ich dachte, er wäre mein Freund.«
Jaxyn fragte sich, ob es Sinn hatte, diesen ignoranten, schwer gekränkten jungen König
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