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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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schnell dahinter, dass es beinahe ebenso wirkungsvoll war, einen Befehl im Namen der Unsterblichen auszusprechen. Traumatisiert wie sie waren, führten sie Anweisung auf Anweisung aus. Er stellte Arbeitsbrigaden auf und delegierte die Bergung der Leichen, die Einquartierung der Gefangenen und die Unterbringung und Behandlung der Verwundeten in ein paar leeren Lagerhallen im Hafen, die er kurzerhand im Namen der Königin beschlagnahmte.
    Auch von den Menschen zogen die wenigsten seine Befehle in Zweifel. Irgendjemand musste schließlich die Führung übernehmen, und selbst die caelischen Berufsoffiziere waren froh, dass sie nicht dafür verantwortlich waren, Ordnung in dieses Durcheinander zu bringen.
    Also schuftete Stellan bis spät in die Nacht. Er sorgte dafür, dass alle Überlebenden geborgen und in Quartiere gebracht wurden. Die Toten ließ er zu Haufen aufschichten für eine spätere Beerdigung oder Feuerbestattung. Zwischendurch überprüfte er die glaebischen Gefallenen nach vertrauten Gesichtern, von denen es leider viel zu viele gab.
    Doch von Arkady keine Spur. Vielleicht hatte Tryan recht gehabt, was ihr Schicksal betraf. Es war durchaus möglich, dass sie schon früher am Tage getötet worden war. Vielleicht war ihre Leiche in die Tiefe gezogen worden, als das Eis brach. Stellan wusste es nicht, würde es vielleicht auch nie erfahren. Aber gegen Mitternacht erhielt er eine Nachricht, die ihn zwang, die Sorge um das Schicksal seiner Gemahlin hintanzustellen, da sie alles andere überschattete – eine Nachricht mit wesentlich größeren direkten und indirekten Folgen sowohl für Glaeba als auch für Caelum.
    Kurz nach Mitternacht stöberte ihn ein zutiefst erschöpfter Bote in einem der provisorischen Lazarette auf, wo er Überlebende befragte. Er unterbrach Stellan und setzte ihn davon in Kenntnis, dass die Leiche von König Mathu von Glaeba ans Ufer getrieben worden war.
    Zu Stellans Überraschung und trotz des Chaos ringsum hatten die Crasii tatsächlich die Geistesgegenwart gehabt, Mathus Leiche von den unzähligen anderen leblosen Körpern zu trennen. Sie hatten den jungen Mann im Salon des Bordells am Hafen aufgebahrt, das Tryan noch bis vor Kurzem als Kommandozentrale gedient hatte. Ein kleines Feuer flackerte im Kamin des Empfangssalons und milderte die Kälte ein wenig. Die Wände, mit einem kitschigen Blumenmuster bemalt, das wohl an die eleganten Tapeten der vornehmen Häuser von Cycrane erinnern sollte, machten den schauderhaften Eindruck der Lokalität nur noch schlimmer. Es wirkte geradezu respektlos, einen toten König hier aufzubahren. Die Möbel waren beiseite gerückt worden, um Platz für eine aufgebockte Tischplatte zu schaffen, auf die man den jungen Mann gelegt hatte. Noch in der triefnassen schweren Winterkleidung, die ihn nach dem Sturz ins Wasser erbarmungslos in die Tiefe gezogen haben musste, ähnelte die schlaffe Leiche in nichts mehr dem Jungen, den Stellan so oft aus Etablissements wie diesem hier herausgeholt hatte. Vom Wasser aufgedunsen, bleich und runzlig wie ein Greis, war Mathu kaum noch als menschliches Wesen zu erkennen, geschweige denn als der hübsche, gesunde, ansehnliche junge Mann, der er gewesen war, als er diese Reise antrat.
    Stellan schickte alle Anwesenden aus dem kitschig verzierten, von Kerzen erhellten Raum. Lange starrte er auf die Leiche seines Großneffen und fragte sich, ob es an seiner Erschöpfung lag oder noch von seinem Zorn herrührte, dass er nichts als Erleichterung über Mathus Tod empfand. Es war wohl eher Letzteres. Immerhin hatte dieser leicht verführbare junge Mann durch seine blinde Ignoranz Glaeba in die Knie gezwungen.
    Und ich hätte um ein Haar dasselbe getan, gestand er sich stumm ein. Stellan war es gewesen, der sowohl Jaxyn als auch Diala in die Vorzimmer der Macht eingeführt hatte. Er hatte Mathu Kylia vorgestellt -oder vielmehr Diala, wie sie unter den Unsterblichen hieß.
    Aber der Krieg, die Invasion – das war alles Mathus Schuld, wenn auch nicht mit Vorsatz. Er war ihr König. Sein Veto hätte es fertiggebracht, die Intrigen der Unsterblichen zu vereiteln – von der Idee, seinen eigenen Großcousin bewusst fälschlich des Mordes zu bezichtigen, bis zum Einmarsch seiner Armee in einem Land, mit dem Glaeba Jahrhunderte friedlicher Koexistenz genossen hatte.
    »Gezeiten, Mat«, sagte er leise und rückte etwas näher. »Es hätte nicht so enden sollen.«
    Die Arme des Königs waren über der Brust gekreuzt, der königliehe

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