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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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namenlosen Crasii, die sie da gefunden hatte. Sie zu begraben war um diese Jahreszeit unmöglich, und sie war zu durchweicht, um verbrannt zu werden, selbst wenn Arkady ein Feuer entfacht und damit die Entdeckung von Boots’ Schlupfwinkel riskiert hätte – was nicht infrage kam.
    Außerdem würden bis zum Morgen noch viel mehr tote Feliden an den Ufern der Großen Seen angespült werden.
    Sollten sie dort nur liegen bleiben. Wenigstens lange genug, um den Unsterblichen vor Augen zu fuhren, was sie angerichtet hatten.

28
     
    Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann war alles verschwunden – Jaxyns ganzes gewaltiges Heer. Jaxyn und seine endlosen Reihen Feliden, die bereit gewesen waren, widerspruchslos in den Tod zu marschieren. Starr vor Schreck schaute Stellan auf den See. Ein unheimliches Schweigen legte sich über die Stadt, nur von gelegentlichen Hilfeschreien ertrinkender Feliden durchbrochen.
    »Gezeiten … was ist passiert?«, hauchte Stellan ehrfürchtig.
    Ehe Tryan ihm antworten konnte, brandete plötzlich Jubel auf. Die Überlebenden der caelischen Armee – vorwiegend Menschen – hatten sich am Pier zusammengefunden. Sie standen in Scharen um das Hafenbecken, verblüfft über die Wendung der Dinge und glücklich, noch am Leben zu sein. Doch bald wich der Jubel den kläglichen Schreien ertrinkender Crasii und der Erkenntnis, dass jede lebende Seele, die auf dem Eis gewesen war, entweder schon tot war oder jämmerlich zu ersaufen drohte, wenn sie nicht das rettende Ufer erreichten, bevor das eisige Wasser ihnen die Kraft und den Willen dazu raubte.
    »Wir müssen schnell Rettungstrupps aufstellen.« Stellan gab sich einen Ruck.
    »Wozu?«, fragte Tryan desinteressiert. Er wirkte geistesabwesend, etwas schien an ihm zu nagen, und es waren nicht die Todesschreie der Feliden, die direkt vor seiner Nase zu Tausenden ertranken. »Das sind doch bloß Crasii.«
    Stellan konnte nicht glauben, dass ihre wundersame Rettung Tryan nichts bedeutete. Da das Bersten der Eisdecke Caelum vermutlich ganz knapp vor dem sicheren Untergang bewahrt hatte, hätte er eine andere Reaktion erwartet als Tryans geistesabwesende Gereiztheit. Es schien, als sei er mit seinen Gedanken ganz woanders. Aber selbst wenn das Sterben der Crasii den Gezeitenfürsten nichts bedeutete, waren da noch andere Seelen auf dem Eis gewesen – menschliche Seelen. Wenigstens für sie, dachte Stellan, müsste Tryan doch so etwas wie Mitgefühl aufbringen.
    »Aber Hoheit, Jaxyns Parlamentär sagte, dass meine Gemahlin dort draußen sei.«
    »Er sagte auch, man werde sie hinrichten, wenn wir uns nicht ergeben. Und wir haben uns nicht ergeben. Ihr könnt also getrost davon ausgehen, dass sie seit Stunden tot ist.«
    Tryans Folgerung war herzlos, aber unwiderlegbar. Stellan hätte ihn am liebsten angebrüllt, aber er wusste, dass das sinnlos war. Zudem würde Tryan kaum etwas davon mitbekommen, solange um sie herum überall Todes- und Schmerzensschreie die Luft zerrissen. »Ihr könnt sie doch nicht einfach alle sterben lassen, Mylord.«
    »Doch«, sagte Tryan. »Das kann ich.«
    »Aber stehen nicht alle Crasii, die Ihr rettet, selbst die aus Glaeba, unter Eurem Kommando, wenn Ihr ihnen befehlt, Euch zu folgen?«
    Das ließ den Unsterblichen stutzen. Tryan überlegte kurz, sah Stellan ungeduldig an und wies dann mit großer Geste auf das Chaos unter ihnen. »Gezeiten, wenn Ihr unbedingt ein Held sein müsst, Desean, dann geht meinetwegen los und rettet jede verdammte Felide, die Ihr finden könnt. Ich bin dann im Palast. Falls Ihr meine Schwester seht, sagt ihr das.«
    Mit diesen Worten wandte er sich zur Treppe und nahm die Stufen paarweise, bis er unten auf der Straße stand. Er schnappte sich die Zügel des Pferdes, das ein eifriger Canide schon für ihn bereithielt, schwang sich in den Sattel und war davongaloppiert, ehe Stellan auch nur Luft holen konnte.
    Was dann folgte, war der längste Tag in Stellans Leben.
    Er hatte gar nicht die Absicht gehabt, sich persönlich um die Rettungsaktion zu kümmern, es war nur sonst niemand da. Wie Tryan hatten auch Rance und Krydence das Schlachtfeld geräumt, sobald sie merkten, dass die Schlacht, wenn auch nicht gewonnen, so doch fürs Erste vorbei war. Somit blieb nur eine klaffende Lücke, wo die Befehlsgewalt gewesen war. Das Heer von Crasii, die unter dem Zwang standen, aufs Wort und blind zu gehorchen, war führungslos.
    Sie standen nicht unter dem Zwang, Stellan aufs Wort zu gehorchen, aber er kam

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