Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
Declans Bitterkeit. Er wusste nicht, was der Erste Spion gesehen oder getan hatte, seit er Maralyce’ Mine vor all den Monaten verlassen hatte, um sich auf die Suche nach Arkady zu machen. Aber ganz offensichtlich gefiel ihm nicht, was er geworden war.
»Oh ja. Cayal ist hier.«
»Wer ist Kentravyon?«
»Noch ein Gezeitenfürst. Interessanter Bursche. Neben dem wirkt Cayal richtig gesund und wohlerzogen.«
»Habt Ihr irgendwas von Jaxyn gehört? Oder von Diala?«
»Tja«, sagte Declan. »Ich bin ziemlich sicher, dass sie nicht tot sind.«
»Danach habe ich nicht gefragt, Declan.«
Der ehemalige Erste Spion schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln. »Die Wahrheit ist, ich habe absolut nichts von ihnen gehört. Und das werden wir wohl auch kaum. Nicht mal Chikita weiß, wo sie abgeblieben sind, dabei stand sie direkt neben ihnen, als das Eis brach.«
»Sie werden wohl gespürt haben, dass die anderen am Werk waren, richtig?« Stellan erinnerte sich, dass Tryan Bescheid gewusst hatte, weil er es in den Gezeiten spürte.
»Und da wussten sie auch, dass sie zahlenmäßig im Nachteil waren«, stimmte Declan zu. »Der Konsens ist anscheinend, dass Jaxyn und seine weiblichen Lakaien sich in dem Durcheinander davongestohlen haben. Sie werden sich wohl entweder zum Gegenangriff neu formieren oder sich ein anderes Reich zur Machtübernahme suchen -vorzugsweise auf der anderen Seite von Amyrantha. Ein ahnungsloses Land, das sich mit weniger Mühe erobern und halten lässt und wo nicht die Kaiserin der Fünf Reiche mit ihrer fidelen Bande nerviger Sprösslinge um die Ecke wohnt.«
Stellan starrte ihn besorgt an. »Ihr hört Euch an wie einer von denen, Declan.«
»Wie es aussieht, bin ich einer von denen«, sagte er und stellte das Glas auf dem Büfett ab. »Habt Ihr das Siegel?«
»Was?«
»Das königliche Siegel. Mathus Ring. Ohne den könnt Ihr den Thron von Glaeba nicht beanspruchen, wisst Ihr. Und wenn Ihr jetzt nicht bald in den Palast zurückkehrt, Eure künftige Majestät, wird er auch nicht mehr für Euch bereitstehen.«
»Ahm … natürlich … ja, das habe ich. Aber was meint Ihr denn damit?«
Declan warf die Arme hoch. »Gezeiten, Desean, wie kann man bloß so begriffsstutzig sein? Ihr habt Euch hier unten die ewige Dankbarkeit einer Unmenge von Crasii gesichert, die Euch ohne Zögern die Eingeweide aus dem Leib reißen werden, sofern es ein Unsterblicher befiehlt. Aber inzwischen sind Tryan und Elyssa oben im Palast zugange, und während wir hier noch schwätzen, verhandeln sie mit Cayal und Kentravyon. Die Sippschaft wird versuchen, sich auch noch den glaebischen Thron zu klemmen. Und damit könnten sie sogar durchkommen, jetzt, wo der König tot ist und der Großteil seiner Armee mit dem Gesicht nach unten im Oberen Oran treibt. Ich würde Euch raten, da rechtzeitig aufzutauchen, bevor der Handel perfekt ist.«
Hawkes’ Neuigkeit schien keinen Sinn zu ergeben. »Warum sollte irgendein anderer Gezeitenfürst einwilligen, Tryan und Elyssa zum Thron von Glaeba zu verhelfen?«
»Sie hat etwas, das sie wollen«, erklärte Hawkes. »Sie sind bereit, einiges für sie zu tun, wenn ihnen das ihre Kooperation sichert.«
»Dann ist der Thron verloren.«
»Vielleicht. Aber Ihr seid zurzeit der rechtmäßige Anwärter. Und falls Ihr wissen wollt, wie es ausgeht, solltet Ihr schnurstracks zum Palast gehen und Euch zu den Verhandlungen einladen, nicht wahr?«
»Natürlich«, sagte Stellan, als Declans Warnung sich ihm langsam erschloss. »Ich sollte dort sein. Hier ist wohl jetzt alles so weit unter Kontrolle …«
»Geht schon, Desean«, sagte Hawkes. »Ich kümmere mich hier unten um alles.«
»Aber Ihr seid ein Fremder. Niemand in Caelum wird Euch auch nur …« Stellan hielt inne, als ihm klar wurde, dass Declan Hawkes einen Vorteil hatte, der seine Nationalität überwog. »Ach … Ihr seid jetzt unsterblich. Die Crasii werden alles tun, was Ihr befehlt.«
»So sieht’s aus.«
»Und Ihr selbst seid nicht an den Kungeleien im Palast interessiert?«
»Nur insoweit, als ich finde, Ihr solltet dort sein, um die Interessen Glaebas zu vertreten.« Hawkes verschränkte die Arme vor der Brust und sah Stellan auf eine Art an, die ihn etwas aus der Fassung brachte. »Ihr seid jetzt ihr König, Desean. Ich bin nur ein ehemaliger Angestellter der Krone.«
Hawkes hatte recht. Es war Zeit, den nächsten Zug zu machen in diesem gefährlichen Spiel, auf das er sich damals eingelassen hatte, als er Prinzessin
Weitere Kostenlose Bücher