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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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den Kais den Rücken zu. Als er bemerkte, dass Warlock ihm nicht folgte, blieb er stehen. »Hier geht’s lang. Komm schon.«
    Warlock konnte es sich nicht leisten, die angebotene Hilfe abzulehnen, ohne sich verdächtig zu machen. Also folgte er dem Hauptmann die Kais entlang bis zur Hauptstraße, die am Seeufer entlangführte. Der Offizier sagte nichts auf dem Weg, sein Atem gefror in der kalten Nachtluft, aber ein paarmal blieb er unvermittelt stehen und brüllte anderen Männern oder Crasii Befehle zu, die sich offenbar nicht genug ins Zeug legten. Überall um sie herum plagten sich frierende, erschöpfte Männer und Crasii damit ab, die Toten zu entsetzlich großen Haufen aufzuschichten. Dort warteten sie dann auf den stetigen Strom von Karren, um fortgebracht zu werden. Wohin wohl? Warlock wusste es nicht. Zu einem Massengrab vielleicht, irgendwo am Stadtrand? Oder vielleicht würde man sie einfach in irgendeine Schlucht werfen, mit Felsbrocken bedecken und vergessen, so wie man es vor vielen Jahrhunderten mit den Leichen am Fuß der Totenklippe getan hatte.
    Kann man so viele Tote vergessen?
    Schließlich erreichten sie ein Gebäude, das auf Warlock eher den Eindruck eines Bordells als eines militärischen Hauptquartiers machte. Dabei wurde dem Caniden schlagartig bewusst, dass er jetzt ein Problem hatte. Das Gebäude hatte an der Vorderseite einen großen Balkon und darunter eine Holzveranda, und noch ehe Warlock sie betreten hatte, konnte er Suzerain im Haus riechen.
    »Er bringt Depeschen aus dem Palast«, informierte der Hauptmann den Wachtposten. Die Felide nickte und öffnete ihm die Tür, und Warlock blieb nichts anderes übrig, als einzutreten.
    Die Tür schloss sich hinter ihm, und er fand sich in einem kalten, schmalen, stockfinsteren Vorraum wieder. Irgendein Unsterblicher befand sich ganz in seiner Nähe – Warlock konnte seine faulige Ausdünstung nur zu deutlich riechen –, aber sonst war offenbar niemand hier. Welcher Unsterbliche es nun war, war nicht von Belang. Denn er würde seine Anwesenheit mit Sicherheit Elyssa melden. Inzwischen wusste sie schon, dass er ein Ark war, weil er sich aus dem Staub gemacht hatte. Wenn er nicht ganz schnell machte, dass er aus diesem Gebäude herauskam, war er in jedem Fall ein toter Hund, und das Einzige, was noch offen blieb, war das Wo, Wann und Wie.
    Warlock starrte den dunklen Gang hinunter. Vielleicht gab es irgendwo noch eine Hintertür, durch die er entkommen konnte, bevor der Suzerain überhaupt bemerkte, dass er hier war. Er beschloss, sich nach einem anderen Ausgang umzusehen, sonst gab es ohnehin nichts, was er tun konnte. Doch noch ehe er zwei Schritte in Richtung Freiheit getan hatte, öffnete sich die Tür rechts von ihm, der Suzerain trat in die Halle hinaus und stieß so hart mit ihm zusammen, dass er zurückprallte. Sobald er sein Gleichgewicht wiedergewann, ließ sich Warlock hastig auf die Knie fallen.
    »Ich bin untröstlich, Mylord«, stieß er hervor. Den Kopf gesenkt, die Hände auf dem Boden, kauerte er in der unterwürfigsten Pose, die er kannte. »Ich atme nur, um Euch zu dienen.«
    Er rechnete mit einem Tritt an den Kopf oder einer ähnlichen Strafmaßnahme, aber nichts geschah. Nach einem Augenblick sah Warlock auf und wagte einen vorsichtigen Blick auf den Unsterblichen, mit dem er da kollidiert war.
    »Du atmest nur, um mir zu dienen, was?«, bemerkte Declan Hawkes. »Ist mir ja ganz neu.«
    Warlocks Herz rutschte langsam aus seinem Hals in die Brust zurück, wo es hingehörte. Aber trotz seiner Erleichterung darüber, dass dieser Unsterbliche jemand war, den er kannte, wusste er noch nicht, wie er Hawkes’ Bemerkung aufnehmen sollte. Er verstand ja nicht mal, wie es sein konnte, dass Hawkes unsterblich war. Und erst recht nicht, warum er, nachdem er sein ganzes Leben der Aufgabe gewidmet hatte, die Welt von den Gezeitenfürsten zu befreien, einer von ihnen geworden war. Immer noch auf den Knien in der dunklen, eiskalten Halle, musterte Warlock den ehemaligen Ersten Spion mit Vorsicht. »Ihr seid einer von ihnen.«
    »Das bekomme ich in letzter Zeit öfters zu hören. Steh auf.«
    Vorsichtig stand Warlock auf und ließ Hawkes nicht aus den Augen. Der Erste Spion trat von der Tür zurück und gab Warlock ein Zeichen einzutreten. Da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, trat Warlock durch die Tür in einen Raum, der verdächtig wie der Empfangsraum eines ausgesprochen schäbigen Bordells aussah – nur um im Licht einiger

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