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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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er vor, die Stadt zu umgehen und sich seinen Weg durch das Vorgebirge zu bahnen, bis er im Norden der Stadt herauskam. Dann wollte er zurück zum Seeufer reiten, wo die Ruinen liegen mussten. Doch dieser Plan zeigte nur allzu deutlich, dass er immer noch dachte wie ein Glaebaner. Cycrane war in die Raupenberge hineingebaut. Man konnte nicht einfach um die Stadt herumreiten, schon gar nicht zu dieser Jahreszeit, wenn selbst die zugänglichsten Pässe vom Schnee blockiert waren. Sogar bei mildestem Wetter wurde der gesamte caelische Handelsverkehr über den See abgewickelt. Wenn er in den Norden wollte, musste Warlock entweder durch die Stadt oder über das Eis – und Letzteres erledigte sich, als bei Sonnenuntergang die Eisdecke barst.
    Warlock hatte keine Zweifel, wer dafür verantwortlich war. Cayal, Kentravyon, Elyssa und vielleicht sogar Declan Hawkes mussten das gewesen sein. Sie hatten sich miteinander verschworen und gemeinsam mehr Gezeitenmacht mobilisiert, als jeder einzelne Unsterbliche aufbringen konnte.
    Und damit den Krieg schlagartig beendet.
    Aber die Zahl der Todesopfer war entsetzlich. Auch wenn die meisten Toten Feliden waren, für die Warlock instinktiv zwiespältige Gefühle hegte – nein, nicht einmal sie hatten es verdient, so vorwarnungslos dahingerafft zu werden. Und die Unsterblichen hätten die Glaebaner warnen können, dass sie das Eis zum Bersten bringen würden.
    Angesichts einer solchen Koalition von Gezeitenfürsten hätte Jaxyn womöglich sogar einen Rückzieher gemacht, wenn man ihm die Chance zum Rückzug gegeben hätte.
    Aber Unsterbliche dachten nicht so. Das Leben von Sterblichen war ihnen egal.
    Doch unbeabsichtigt hatten die Gezeitenfürsten Warlock einen riesigen Gefallen getan. Jetzt, wo der See wieder frei war, sollte es ihm doch gelingen, ein Boot aufzutreiben, die Ruinen zu finden, seine Familie zu holen und sie heim nach Glaeba zu bringen, ohne das Ende des Winters abwarten zu müssen. Als er das erkannte, änderte Warlock seine Pläne und beschloss, doch den riskanten Weg durch die Stadt zu nehmen.
    In dem allgemeinen Durcheinander nach dem Ende der Schlacht achtete niemand auf den großen Caniden in der Tunika mit dem Palastwappen. Am südlichen Stadtrand stieg War lock ab, überließ sein Pferd sich selbst und machte sich auf den Weg in Richtung Hafen. Jetzt, wo er die Katastrophe, die das plötzliche Wegbrechen der Eisdecke angerichtet hatte, mit eigenen Augen aus der Nähe sah, wurde ihm ganz elend davon.
    Irgendwer hatte Bergungstrupps organisiert, die immer noch bei Fackellicht arbeiteten. Dabei war Mitternacht längst vorüber, als es Warlock sicher genug erschien, sich den Kais zu nähern, um sich nach einem Boot umzusehen, das er stehlen konnte.
    Aber es gab keine Boote. Alles, was schwimmen konnte, war für die Bergungsmaßnahmen beschlagnahmt worden. Eine Weile stand er da und sah zu, wie sie all die Leichen ans Ufer schleppten. So spät in der Nacht waren nur noch Leichen zu finden. Jeder, der das Aufbrechen der Eisdecke überlebt hatte, hatte sich entweder schnell genug aufs trockene Land retten können oder es irgendwie geschafft, sich bis zu seiner Rettung an etwas Schwimmendes wie einen hölzernen Schild zu klammern. Inzwischen aber war jeder, der im Wasser geblieben war, schon lange an Unterkühlung gestorben.
    »Du da!«
    Warlock drehte sich um und fragte sich, ob der gebellte Befehl ihm galt. »Meint Ihr mich?«
    Der Mann, der ihn angehalten hatte, war ein Mensch mit den Rangabzeichen und Farben eines Hauptmanns der caelischen Palastwache. »Nicht nur dastehen und glotzen, Töle«, schnarrte der Offizier. »Runterkommen, anpacken.«
    Er zeigte auf einen Anlegesteg, wo eine mit Leichen schwerbeladene Barkasse vertäut war. Warlock hatte keine Lust zu helfen, aber vielleicht war das eine gute Entschuldigung dafür, nahe am Wasser zu bleiben. Wenn man ihn hier wegschickte, würde er nie ein Boot auftreiben.
    »Ich … äh …«
    Sein Zögern machte den Offizier argwöhnisch. Der Mann trat etwas näher, und nun bemerkte er Warlocks Tunika. Er warf die Arme hoch. »Gezeiten, Töle, sag doch gleich, dass du im Palast arbeitest. Was tappst du auch wie ein verirrter Welpe hier am Kai herum?«
    »Ich … habe Depeschen zu überbringen«, sagte Warlock und griff auf die Ausrede zurück, die er den ganzen Abend über benutzt hatte, um unbehelligt durch die Stadt zu kommen. »Ich kann den Kommandoposten nicht finden.«
    »Mir nach«, sagte der Hauptmann und kehrte

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