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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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dass er wirklich allein stand.
    »Ich nehme an, wenn es hart auf hart kommt, stehst du jetzt außerhalb meiner Befehlsgewalt«, sagte sie. »Du musst also deinen eigenen Weg finden, Declan, und selber entscheiden, mit welcher Vorgehensweise du auf lange Sicht am besten leben kannst. Denn was das betrifft, wirst du ja nun keine Alternative mehr haben.«

34
     
    »Wir haben den Krieg gewonnen!«
    Stellan sah auf und bedachte die kleine Prinzessin mit einem Stirnrunzeln, als sie ohne Klopfen sein Gemach betrat und auf sein Bett zumarschierte. Er war dabei, die wenigen Kleidungsstücke, die er noch besaß, in eine Tasche zu packen, die er sich von einer Zofe der Königin geliehen hatte.
    Es war immer wieder seltsam, Nyah nach all der Zeit, die sie als Junge verkleidet mit Maralyce in den Bergen verbracht hatten, wieder in Kleid und Schürzenband zu sehen. In dem vergeblichen Versuch, sie mehr wie eine Prinzessin aussehen zu lassen als wie eine Gassengöre, hatten ihre Zofen sie heute Morgen ganz in Rosa gekleidet. Auch im Haar trug sie rosa Schleifchen. Sie hielten zwei Rattenschwänzchen fest, die gerade lang genug waren, um horizontal vom Kopf abzustehen, was ein wenig lächerlich aussah.
    Stellan ließ nicht erkennen, dass er so über sie dachte, aber anscheinend wusste sie es doch, denn im Gehen riss sie sich ungeduldig die Schleifchen aus dem Haar und stopfte sie in die Manschette ihres Ärmels. Draußen schneite es. Stellan verspürte wenig Vorfreude auf die Fahrt über den mit Eisschollen bedeckten See mitten in einem Unwetter, auch wenn das endlich die Heimreise bedeutete.
    »Da draußen auf dem Eis sind gestern Tausende von Crasii ums Leben gekommen, Nyah. Ich würde das nicht gerade einen Sieg nennen.«
    »Aber der König von Glaeba ist tot. Jetzt bist du König. Du solltest dich freuen.«
    »Rein theoretisch bin ich König«, stimmte Stellan zu und setzte sich neben die halb gepackte Tasche auf sein Bett, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. »Aber wir wollen erst mal abwarten, was das Volk von Glaeba dazu sagt.«
    »Lord Tyrone hat Mama gesagt, dass er eine Abmachung mit dir hat. Und dass du König von Glaeba wirst, weil du zugesagt hast, dass Glaeba Caelum als Führungsmacht anerkennt.«
    »Die Bedingungen sind mir wohl bewusst, Nyah«, sagte Stellan und seufzte schwer, als er an die Zugeständnisse dachte, die ihm Tryan und Syrolee auferlegt hatten. Wenn Nyah schon Bescheid wusste, hatte es ja nicht lange gedauert, bis der Inhalt der neuen Vereinbarung im Palast die Runde gemacht hatte. »Ich war nämlich bei den Verhandlungen dabei, weißt du?«
    Das Verhandlungen zu nennen war allerdings irreführend. Stellan hatte lediglich zugehört, während die Unsterblichen ihm darlegten, wie es laufen würde. Für einen eigenen Beitrag des neuen glaebischen Königs hatte es da weder Bedarf noch Gelegenheit gegeben.
    »Warum hast du ihren Forderungen zugestimmt, wenn dir die Bedingungen nicht gefallen?«
    »Weil schon genug Leute gestorben sind, Nyah, und die Alternative wäre ziemlich unerfreulich gewesen.«
    »Aber ehrenhafter wäre es gewesen –«
    »Leben zu retten«, schnitt er ihr das Wort ab. »Ich glaube nicht, dass das Volk von Glaeba mir zujubelt, wenn ich für einen obskuren Ehrenkodex ihr Leben opfere.«
    Nachdem er diese weise Erkenntnis weitergegeben hatte, erhob er sich und wandte sich wieder seiner Reisetasche zu. Tryan hielt eine Barkasse bereit, und sie hatten vor, in einer Stunde abzureisen. So unglaublich es schien, er würde noch am selben Tag zu Hause sein. Er würde als König heimkehren in das Land, das er erst vor wenigen Monaten als Flüchtling bei Nacht und Nebel verlassen hatte – was es noch absurder machte, dass er seine wenigen Habseligkeiten in einer geborgten Tasche verstaute. Stellan hätte wohl auch einen Crasii für sich packen lassen können, doch in diesem Palast voller Unsterblicher empfand er ihre Gegenwart inzwischen als beklemmend. Sie gaben ihm das Gefühl, dass er ein ziemlicher Narr gewesen war, je zu glauben, sie seien ihm zu Gehorsam verpflichtet.
    »Ich glaube aber kaum, dass sie die Alternative zu deinem obskuren Ehrenkodex zu schätzen wissen, wenn es hart auf hart kommt«, bemerkte das kleine Mädchen mit einem für ihr Alter ungewöhnlichen Verständnis. »Ein Reich an eine andere Macht abzutreten ist doch so was wie, na, du weißt schon … Landesverrat?«
    »Nicht wenn du gerade den Krieg verloren hast, keine Truppen mehr übrig sind und die Alternative ist, dass

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