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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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umdrehte.
    »Ja?«
    »Ich suchte eigentlich Lady Alyssa.« Er benutzte absichtlich den sterblichen Namen, unter dem sie hier in Caelum auftrat, und nicht seine unsterbliche Form.
    »Sie ist nicht hier«, sagte Cayal, wandte sich ab und vertiefte sich wieder in die Karte.
    Er war jünger, als Stellan gedacht hatte – jedenfalls sah er jünger aus. Und er war tatsächlich so schön, wie es die Legenden behaupteten. Kein Wunder, dass sich Arkady zu ihm hingezogen gefühlt hatte. Und dass Nyah ihn »der Süße« nannte.
    »Erwartet Ihr sie bald zurück?«, fragte Stellan.
    Cayal blickte wieder hoch und starrte Stellan kurz an. Dann richtete er sich auf, wandte sich ihm zu und musterte ihn neugierig. »Ihr seid der Fürst, oder? Arkadys Gemahl?«
    Stellan nickte und trat ein. »Ja.«
    Der unsterbliche Prinz lächelte. »Ihr wisst doch, dass sie an Euch komplett verschwendet war, oder?«
    Nun, dachte Stellan bei sich, das erspart mir wohl weiteres Kopfzerbrechen über die Frage, was und wie viel Euch Arkady über mich und ihr Leben als meine Gemahlin erzählt hat. Er zuckte die Schultern. »Ja, mag sein.«
    »Man hat mir gesagt, dass sie draußen auf dem Eis war, als es brach«, sagte Cayal und beobachtete ihn genau. »Glaubt Ihr, dass sie tot ist?«
    »Ich hoffe nicht.«
    »Ihr scheint es ja ganz gut aufzunehmen.«
    »Ihr kennt mich kaum zehn Atemzüge lang«, gab Stellan zurück. »Woher wollt Ihr wissen, wie ich es aufnehme?«
    Cayal lächelte wieder. »Guter Einwand. Ich für meinen 1 eil glaube, dass sie noch lebt. Diese Frau hat ein solches Talent zum Überleben, das grenzt schon an Zauberei.«
    »Nun«, erwiderte Stellan gelassen, »damit kennt Ihr Euch wohl am besten aus.«
    Der unsterbliche Prinz sah ihn abwägend an. »Ihr wisst also über uns Bescheid. Das wirft ein ganz neues Licht auf den Handel, den Ihr mit Tryan eingegangen seid.«
    »Ich bin Pragmatiker, Mylord.«
    »Das ist mir schon klar geworden, als ich erfuhr, warum Ihr Arkady geehelicht habt.« Er lächelte trocken, dann schaute er wieder auf die Karte. Anscheinend hatte der unsterbliche Prinz Besseres zu tun, als um Arkady zu trauern. »Elyssa sagt, Ihr wart das Genie, das den Lageplan auf dem Tarot der Überlieferung entdeckt hat.«
    »Ich kann Euch versichern, dass das reiner Zufall war.«
    Cayal sah ihn von der Seite an. »Glaubt Ihr, dass die Karte echt ist?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Habt Ihr irgendeine Vorstellung, welchen Teil des Kontinents die Karte zeigt? Oder um welchen Kontinent es sich überhaupt handelt?«
    »Nein.«
    »Würdet Ihr es mir sagen, wenn Ihr es wüsstet?«
    »Wenn ich dächte, dass es zum Wohle Glaebas ist«, entgegnete Stellan aufrichtig, »würde ich Euch alles erzählen, was Ihr wissen wollt.«
    Cayal schien diese Freimütigkeit zu gefallen, doch seine Wertschätzung war von kurzer Dauer. Er wandte sich wieder der Karte zu und schüttelte unwirsch den Kopf. »Das hier ist Schwachsinn, wisst Ihr das? Sie sagte, sie habe eine Karte, die zeigt, wo der Kristall des Chaos verborgen ist. Die Gezeiten steigen, und die Karte erweist sich als nutzlos. Es gibt keine erkennbaren Landmarken, keinen Maßstab …«
    Und du hast dich dafür bereit erklärt, sie zu heiraten, dachte Stellan im Stillen, nicht ohne eine gewisse Häme angesichts von Cayals Ungemach.
    Ohne Vorwarnung packte Cayal die Karte, zerknüllte das Reispapier zu einer Kugel und warf sie erbittert quer durch den Raum. Als ihm bewusst wurde, dass Stellan noch dastand und zusah, zuckte er die Achseln. »Man sollte wohl besser keine Verträge schließen, wenn man in der Klemme steckt, Desean. Manchmal springt dabei einfach zu wenig heraus.«
    Der unsterbliche Prinz kehrte Stellan den Rücken und ging auf die hohen Glastüren zu, die hinaus zum Balkon führten. Er riss sie weit auf, sodass ein Schwall aus eisiger Luft und tanzenden Flocken eindrang, und blieb davor stehen, als wollte er den Schneesturm genießen, den er in den Raum gelassen hatte.
    Stellan wusste nicht recht, ob von ihm eine Antwort erwartet wurde. Er kam zu dem Schluss, dass es sicherer für ihn war, sich nicht weiter mit dem unsterblichen Prinzen einzulassen. Für den Fall, dass der Mann eine Art magischer Fähigkeit besaß, fehlenden Respekt – oder Mitleid – wahrzunehmen, verneigte er sich höflich. Dann verließ er den Raum und zog leise die Tür hinter sich zu.

35
     
    Im Morgengrauen streifte Declan rastlos durch die Straßen von Lebec. Er war in einen Kapuzenumhang gehüllt, den er vom

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