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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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selbstgefälligen Zwölfjährigen zuzugeben, dass er fast so neugierig wie sie darauf war, was die Unsterblichen im Schilde führten. »Nun ja … vielleicht.«
    »Cayal weiß es bestimmt.«
    Sein Herz setzte einen Schlag aus. »Du hältst dich strikt von den anderen Unsterblichen fern, Nyah. Haben wir uns verstanden?«
    »Und wieso?«
    Stellan funkelte sie an. »Junge Frau, du wirst noch umgebracht werden, wenn du darauf bestehst, dich in Dinge einzumischen, die dich nichts angehen!«
    »Du könntest aber rausfinden, was los ist«, schlug sie mit einem durchtriebenen Grinsen vor. »Ich meine, sie brauchen dich schließlich. Du bist der neue König von Glaeba.«
    Es war schon irritierend, von einem Kind so offen manipuliert zu werden. »Du solltest dich wieder deinen Lektionen zuwenden, Hoheit, und es endlich dabei bewenden lassen.«
    Doch so einfach ließ sich Nyah nicht abwimmeln. »Meine Lektionen sind ausgesetzt. Schließlich haben wir Krieg.«
    »Der Krieg ist vorbei«, teilte Stellan ihr mit. »Bestimmt wird die Aussetzung der Lektionen jeden Augenblick aufgehoben. Also lass mich jetzt in Ruhe fertig packen.«
    Bei seinem harschen Ton machte Nyah ein langes Gesicht. Sie starrte ihn an, doch da er unnachgiebig schien, wandte sie sich mit hängenden Schultern zur Tür. Als sie sie öffnete, war niemand mehr draußen. Die kleine Prinzessin lugte links und rechts den Korridor entlang, dann wandte sie sich wieder zu Stellan um. Sie sah ihn an mit einem Blick, der viel zu abgeklärt und müde für ihr jugendliches Alter war. »Ich dachte, wir wären Freunde, Stellan.«
    »Wir sind Freunde, Nyah«, versicherte er ihr. »Und eben darum will ich nicht zulassen, dass du wegen etwas umgebracht wirst, was dich schlicht nichts angeht.«
    »Alles, was auf diesem Kontinent geschieht, geht mich etwas an«, sagte sie würdevoll und reckte sich wie eine junge Herrscherin. »Ich werde eines Tages Königin von Caelum sein.«
    »Dann ist es deine Pflicht, dafür zu sorgen, dass du lange genug lebst, um deinem Volk zu helfen, Nyah«, schärfte er ihr ein. »Und mich lässt du meinem helfen, wie ich es für richtig halte.«
    Nyah dachte kurz darüber nach und nickte schließlich. »Dann also viel Glück, Stellan«, sagte sie, und es klang niederschmetternd endgültig. »Da ich jetzt zu meinen Lektionen zurückkehre, werde ich dich wohl nicht mehr sehen, bevor du abreist. Ich hoffe, wir sehen uns eines Tages wieder, wenn du König bist und ich Königin und wir für unser Volk so entscheiden können, wie es richtig ist, und nicht, wie es die Unsterblichen verlangen.«
    Ehe er antworten konnte, war sie aus der Tür geschlüpft und schloss sie leise hinter sich. Stellan blieb allein mit dem ominösen Gefühl, dass ihn soeben die gewitzteste Führerin ihres Volkes verlassen hatte, der er je begegnen würde.
    Mit gepackter Tasche und noch etwas Zeit tigerte Stellan in seinem Gemach hin und her und wartete ungeduldig auf die Abreise. Der Streit zwischen Elyssa und Tryan, von dem er nur Fetzen mitbekommen hatte, ließ ihm keine Ruhe, ebenso wenig Nyahs Andeutung, dass die unsterblichen Neuankömmlinge sicherlich wüssten, worum es dabei ging.
    Wieder und wieder sagte er sich, dass ihn das alles gar nichts anging. Schließlich stieß er einen Fluch aus, schulterte seine Tasche, stapfte aus dem Zimmer und machte sich auf die Suche nach Elyssa.
    Sie war nicht in ihrem Gemach, aber Cayal war dort. Er stand über die kostbare Landkarte gebeugt, die Elyssa so mühselig von der Rückseite der am Fuß der Totenklippe gefundenen alten Tarotkarten kopiert hatte.
    Stellan blieb auf der Schwelle stehen und zögerte. Obwohl dieser Unsterbliche einst monatelang als Gefangener in Stellans Kerker gesessen hatte, war dies seine erste Begegnung mit dem unsterblichen Prinzen. Dies war der Mann, für den Arkady sich gegen den Willen des Königs aufgelehnt hatte. Der Häftling, dem zuliebe sie Urkundenfälschung und Verrat beging. Alles, um ihn vor der Folter zu bewahren und vor dem Mann zu schützen, den sie – darauf hätte Stellan damals sein Fürstentum verwettet – eigentlich zu lieben schien: Declan Hawkes. Stellan war nie ganz klar geworden, ob Arkady Cayal liebte oder einfach bloß eine Schwäche für ihn hatte. Vielleicht war sie von ihm fasziniert, vielleicht hatte er irgendeinen mystischen Gezeitenspruch über sie verhängt, damit sie ihm half. Wie auch immer, jedenfalls fühlte sich Stellan seltsam unbehaglich, als Cayal aufsah und sich zur Tür

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