Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
ungeduldig zu ihr herum. »Wir haben die Oberhand verloren, Diala. Siehst du das nicht? Während wir hier noch plaudern, schachern sie längst um Glaeba. Die einzige Möglichkeit, Syrolee jetzt noch aufzuhalten, besteht darin, dass man ihr schnell etwas anderes zu tun gibt. Und die Lasst-uns-Brüder-werden-und-die-Welt-retten-Nummer des Ersten Spions hier ist doch ein Knaller.«
Declan war verblüfft. Irgendwie hatte Jaxyn es fertiggebracht, alles so zu drehen, dass es zu seinen Ränken passte. »Ihr wollt Tryan und Syrolee und den Rest für die Rettung der Welt rekrutieren, bloß um sie abzulenken, während Ihr ausheckt, wie Ihr ihnen Glaeba wieder abjagen könnt?«
Jaxyn lächelte ihm anerkennend zu. »Ihr habt es auf den Punkt gebracht, Hawkes. Aus Euch machen wir noch einen erstklassigen unsterblichen Tyrannen.« Bevor Declan etwas erwidern konnte, hatte sich Jaxyn Lyna zugewandt. »Du solltest diejenige sein, die nach Senestra geht.«
»Warum ich?«
»Weil du besser mit Ambria und Medwen klarkommst als sonst jemand in diesem Raum. Es wird an dir sein, sie zu überzeugen, dass sie zu uns stoßen müssen.«
Lyna schien nicht sonderlich begeistert von der Idee zu sein. »Wenn es Cayal nicht geschafft hat, sie auf seine Seite zu ziehen, wie kommst du darauf, dass ich mehr Glück habe?«
»Weil sie diesmal einen Grund haben. Wen kümmert es schon, wenn Cayal sterben will. Hingegen kümmert es alle, wenn wir keine Welt mehr haben, auf der wir leben können.« Er sah Declan an und schnitt eine Grimasse. »Ich bin ein wenig gekränkt, dass ich in Lukys’ schöner neuer Welt nicht erwünscht bin. Ich stelle mir vor, dass das Syrolee genauso wenig beglückt, wenn ich es ihr auf die richtige Art erkläre.«
»Meint Ihr, Ihr könnt sie auf unsere Seite ziehen?« Im Stillen fragte sich Declan, ob es sich so anfühlte, wenn man seine Seele verkaufte. Die Idee, Gestalten wie Jaxyn und die Kaiserin der fünf Reiche zur Mitarbeit an seinem Vorhaben aufzufordern, lief all seinen Grundsätzen zuwider. Aber was blieb ihm anderes übrig? Es gab nur diesen einen Weg, Cayal und Lukys aufzuhalten. Und nur selbstsüchtige Gründe konnten die anderen Gezeitenfürsten dazu bewegen, in dieser Sache etwas zu unternehmen. Wie Jaxyn soeben ganz unverblümt belegt hat.
Declan war immer noch voller Zweifel, ob er das Richtige tat. Vielleicht verschlimmere ich die Dinge gerade ins Maßlose. Vielleicht rette ich eine Welt, in der es sich nicht mehr zu leben lohnt.
Ist »besser als tot« wirklich eine Qualität?
»Vertraut mir, ich kann mit Syrolee umgehen«, sagte Jaxyn. »Und wenn es stimmt, dass Elyssa sich auf die Seite von Cayal geschlagen hat – was keine große Überraschung wäre, wie ich bemerken möchte –, dann bin ich ganz sicher, dass Tryan auch zu uns stößt. Er hasst Cayal schon aus Prinzip. Dass der seine Schwester umgarnt hat, wird nur dienlich sein, um ihn noch mehr in Rage zu bringen. So bleibt für Euch nur noch die Aufgabe, mit Brynden zu verhandeln, Erster Spion.«
Dieser Vorschlag traf Declan völlig überraschend. Er hatte angenommen, weil sie sich alle so gut kannten, würde es Diala übernehmen, den Fürsten der Vergeltung zu überzeugen.
»Warum ich? Ich kenne ihn gar nicht …« Und Worte können nicht beschreiben, was ich ihm dafür antun möchte, dass er Arkady in die Sklaverei verkauft hat. Letzteres behielt er für sich, da er sicher war, dass das Verlautbaren seiner Einstellung nicht weiterhelfen würde.
»Eben«, sagte Jaxyn und klopfte ihm auf die Schulter. »Ihr seid noch brandneu, habt keine Kratzer auf Eurer schimmernden Oberfläche und keine sündige Vorgeschichte, Hawkes. Brynden hat äußerst festgefahrene Ansichten über uns andere, und die sind nicht dazu angetan, uns Gehör bei ihm zu verschaffen. Ihr habt die weit größere Chance, diesen rigiden Moralspießer von Eurer Sache zu überzeugen, wenn keiner von uns in der Nähe ist, glaubt mir.«
Sogar Diala nickte bestätigend. »Er hat recht, wisst Ihr. Allerdings könntet Ihr trotzdem feststellen, dass er nicht willens ist zu helfen, selbst wenn er Euch anhört. Ich bezweifle, dass ihm die Vorstellung, Cayal könnte sterben, den Nachtschlaf raubt.«
Lyna lachte säuerlich auf, augenscheinlich dachte sie ähnlich. »Wie ich Brynden kenne, bildet er sich noch ein, Lukys köchelt an einer Apokalypse herum, um die Gezeiten zu reinigen oder Amyrantha von unreinen Sterblichen zu säubern oder etwas ähnlich Idiotisches.«
Jaxyn musterte ihn
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