Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
Declan einen Augenblick lang nachdenklich und wandte sich dann an die anderen beiden. »Ihr könnt nicht abstreiten, dass er uns zumindest in einem Punkt die Wahrheit sagt: Er ist jetzt einer von uns.«
Jaxyn selbst hatte schweigend das Ende von Declans Bericht abgewartet. Er hatte sich bisher auch nicht anmerken lassen, was er über die ganze Geschichte dachte. Mit verschränkten Armen lehnte er lässig am Schreibtisch, verzog keine Miene und rührte sich die ganze Zeit, während Declan sprach, nicht von der Stelle.
»Ich bezweifle keinen Augenblick, dass das alles wahr ist«, sagte er nach einer Weile und überraschte Declan damit, dass er sich auf Lynsis Seite schlug.
»Warum? Weil er früher dein Erster Spion war?«, fragte Diala und verdrehte die Augen.
»Nein«, antwortete Jaxyn geduldig. »Ich glaube ihm, weil Cayal ein Irrer ist. Die ganze Welt vernichten, nur um sein eigenes Herzeleid zu beenden – das ist ganz sein Stil, genau die kranke, selbstsüchtige und vollkommen hirnverbrannte Handlungsweise, die ihm ähnlich sieht.«
»Dann glaubst du wohl auch, dass Lukys in diese verdammte Ratte verliebt ist?«
Jaxyn lächelte schwach. »Tatsächlich fand ich es immer schon etwas verstörend, wie bezaubert er von diesem Vieh ist. Ich bin fast erleichtert zu hören, dass es einen guten Grund für ihre unnatürliche Verbindung gibt.«
»Also helft Ihr mir?«, fragte Declan. Er hätte nie gedacht, dass er einmal solche Worte an einen Unsterblichen wie Jaxyn Aranville richten würde.
»Nein«, erwiderte Jaxyn. »Euch werde ich nicht helfen. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie unbeschreiblich gleichgültig mir Euer Schicksal ist oder auch das Eurer vielen langweiligen sterblichen Freunde auf Amyrantha, Hawkes. Allerdings könnte ich durchaus gewillt sein, zu tun, was immer auch nötig ist, um diesem Verrückten Cayal einen Strich durch die Rechnung zu machen. Jemand muss ihn wohl davon abhalten, dem Rest von uns alles zu vermasseln, indem er eine wunderbare Welt zerstört, nur weil er es satt hat, in ihr zu leben.«
»Worauf läuft das hinaus?«, fragte Diala, die ungeduldig hinter dem Schreibtisch auf und ab lief. Sie schien weit mehr daran interessiert, den Kampf gegen Tryan und Elyssa wieder aufzunehmen, um den Thron von Glaeba zurückzuerobern. »Wenn Hawkes recht hat, sind ein halbes Dutzend Gezeitenfürsten angetreten, um Lukys den Spalt öffnen zu helfen. Wie wollt ihr zwei die denn aufhalten?«
»Wir könnten versuchen zu verhindern, dass sie den Kristall des Chaos in die Finger kriegen«, schlug Declan vor.
Jaxyn schüttelte den Kopf. »Ihr wisst nicht, wo er ist, und Ihr wisst nicht, wo die anderen sind oder wo sie hinwollen, um ihn zu suchen. Man könnte unschwer eine ganze menschliche Lebensspanne mit dem Versuch vergeuden, ihre Spur aufzunehmen. Ihr seid besser beraten, wenn Ihr dahin geht, wo sie auch hinmüssen, wenn sie ihn erst haben. Zumal Ihr ja wisst, wo das ist.«
»Du meinst diesen Eispalast in Jelidien?« Jetzt klang Lyna ausgesprochen entgeistert. Kopfschüttelnd sah sie Jaxyn an. »Denkst du wirklich im Ernst daran, bei so etwas mitzumachen? Selbst wenn dieser Narr hier recht hat, steht ihr beiden immer noch gegen eine dreifache Übermacht Gezeitenfürsten. Ihr kommt der Macht nicht einmal nahe, die die anderen vereinigt aufbieten können, ganz zu schweigen davon, dass sie ihre Kräfte noch mit diesem Kristall des Chaos verstärken könnten, von dem er erzählt hat.«
»Wir werden Hilfe brauchen«, sagte Declan und fragte sich, warum sein grandioser Plan in seinem Kopf so viel vernünftiger geklungen hatte. »Speziell die von Tryan und Brynden, und dazu am besten noch alle anderen Unsterblichen, die nicht mit Lukys verbündet sind. Wenn wir eine Chance wollen, sie aufzuhalten, müssen wir zusammenarbeiten.«
»Was für ein großartiger Plan!« Diala klatschte in die Hände wie ein vergnügtes Kind. »Weil wir ja so exzellent darin sind, uns zusammenzuraufen und gemeinsam zum Wohle der ganzen Menschheit zu handeln. Vielleicht können wir ja anschließend gleich noch gemeinsam eine Scheune bauen.«
Jaxyn ignorierte Dialas sarkastische Seitenhiebe und stieß sich mit entschlossener Miene vom Schreibtisch ab. »Na, dann mal los.«
Declan musterte ihn misstrauisch. »Ihr seid dabei?«
Jaxyn zuckte die Achseln. »Es ist vielleicht der einzige Weg, aus dieser ziemlich verfahrenen Lage noch etwas herauszuholen.«
»Etwas herauszuholen?«, fragte Diala. »Wovon redest du?«
Jaxyn fuhr
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