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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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festgenietet. »Sieht ganz so aus«, stimmte Cayal zurückhaltend zu. Er war rastlos und unsicher, was er eigentlich wollte, aber er war ganz sicher, dass es nicht ein Gespräch über das Wetter mit einem zufällig Spätwache schiebenden Seemann war. Bevor der Steuermann ihn in weitere Gespräche verwickeln konnte, stand er auf und verzog sich unter Deck.
    Der Korridor unterm Achterdeck war eng und dunkel. Die Tür zu der Kajüte, die er mit Kentravyon teilte, befand sich am Ende des Ganges. Die einzigen beiden anderen Kabinen über der Wasserlinie lagen sich im Heck gegenüber. Die Kabine auf der rechten Seite gehörte Elyssa, die andere Arkady.
    Spontan klopfte er an Arkadys Tür in der Hoffnung, dass sie noch wach war. Und dass sie sich nicht durch die geschlossene Tür erkundigte, wer denn der nächtliche Besucher sei. In dem Fall würde er so laut antworten müssen, dass Elyssa auf dem Silbertablett serviert bekam, wie er mitten in der Nacht Einlass in Arkadys Kabine begehrte.
    Einen Augenblick später öffnete sich die Tür. Auch wenn sie nicht gefragt hatte, wer denn da so spät noch war, schien sie nicht sonderlich erbaut, ihn zu sehen. »Was ist?«
    »Kann ich reinkommen?«, fragte er leise, wobei er sich vorsichtig über die Schulter nach Elyssas Tür umsah.
    Arkady bemerkte seine Blickrichtung. Sie zögerte. Dann seufzte sie schließlich, gab die Tür frei und ließ ihn eintreten. Sie war noch angezogen, aber der Pelz, den Jaxyn ihr in Glaeba gegeben hatte, lag auf der engen Pritsche. Offenbar wollte sie ihn als zusätzliche Decke verwenden.
    »Es ist spät, Cayal, und ich brauche dringend etwas Schlaf«, sagte sie, als sie die Tür hinter ihm zudrückte und sich von innen dagegenlehnte. »Was willst du?«
    »Ich möchte reden.«
    »Dann rede mit deinem Kajütenkumpel.« Sie schob sich an ihm vorbei, ging an die kleine Waschgelegenheit neben der Koje und spritzte sich etwas Wasser aus der Waschschüssel ins Gesicht. Ihre Stimme klang seltsam. Aber das mochte daran liegen, dass sie fast schon geschlafen und er sie gestört hatte.
    »Kentravyon ist irre.«
    »Das behauptest du.« Sie trocknete ihr Gesicht mit einem kleinen Handtuch ab und sah ihn an. »Auf mich macht er einen ziemlich normalen Eindruck.«
    »Er hat mal eine ganze Stadt in Stevanien ausgelöscht. Nur weil ihm ein ungeschickter Farmer mit einem Karren über den Fuß gefahren war und sich geweigert hatte, ›Entschuldigung‹ zu sagen. Er tötete im Umkreis von zehn Meilen jeden Mann, jede Frau und jedes Kind. Dabei wirkte er auch ganz normal«, erklärte Cayal.
    Sie schüttelte entsetzt den Kopf. »Gezeiten, ihr seid alle wahnsinnig.«
    Cayal war sich nicht sicher, ob er dagegen etwas einwenden konnte. Er schaute sich in der Kajüte um. Neben der Tür erhellte eine kleine Kerze in einem Wandhalter spärlich den Raum. Er konnte nirgendwo den Kristall des Chaos entdecken, obwohl er hier in seiner unmittelbaren Nähe die Gezeiten so gut wie gar nicht mehr wahrnahm. Es kam Cayal vor, als wäre einer seiner Sinne gedämpft. Als hätte man ein Stück von ihm gefesselt und geknebelt in eine Ecke geworfen, bis das Lösegeld bezahlt wurde.
    »Wo ist er?«
    Arkady brauchte nicht nachzufragen, was er meinte. »In Sicherheit.«
    »Ich spüre ihn«, sagte er. »Oder genauer, ich spüre gar nichts, was auf dasselbe hinausläuft … Gezeiten, Arkady, hast du geweint?«
    Sie fuhr sich ungehalten mit dem Handballen über die Augen und schüttelte abwehrend den Kopf. »Nein.«
    »Lüg mich nicht an.«
    »Lass mich doch in Ruhe, dann muss ich das auch nicht.«
    Er griff nach ihren Schultern, damit sie ihn ansah. In der kleinen Kajüte konnte sie nirgendwohin ausweichen, aber sie drehte den Kopf weg, damit er ihre Tränen und ihre verquollenen Augen nicht sehen konnte.
    »Was hast du denn?«, fragte er sanft.
    Arkady vergaß ihre verweinten Augen und warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. »Das ist ein Witz, ja?«
    Er lächelte. »Lass mich die Frage anders stellen. Was – abgesehen von den Schwierigkeiten, in die du geraten bist, seit ich in dein Leben getreten bin – bringt dich so sehr zum Weinen?«
    Sie versuchte ihn abzuschütteln. »Du arroganter Mistkerl. Wieso gehst du so selbstverständlich davon aus, dass mein Kummer irgendetwas mit dir zu tun hat?«
    Cayal hatte sich darüber bisher keinerlei Gedanken gemacht, aber sie hatte recht. Natürlich war er davon ausgegangen, dass ihre Tränen etwas mit ihm zu tun hatten. »Du meinst, ich bin nicht

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