Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 4 - Der Kristall des Chaos
gegen seine Sticheleien aufzubegehren. Er kannte sie jedenfalls gut genug, um zu begreifen, dass sie sich auf Arkady bezog.
»Na, nun werde ich immerhin sofort wissen, ob die Übertragung erfolgreich war«, sagte er.
»Wieso?«
»Wenn sie wieder mit mir spricht, bist du diejenige, die ihren Körper bewohnt.«
Elyssa grinste. »Ja, ich hab schon bemerkt, dass deine kostbare kleine Eisfürstin zurzeit reichlich unterkühlt mit dir umspringt. Warum, Cayal? Hast du ihr das Herz gebrochen?«
»Ach, weißt du, ehrlich gesagt kann ich dir diese Frage nicht beantworten. Ich weiß nicht, was ich ihr getan habe. Selbst als sie es mir erklärt hat, habe ich es nicht verstanden. Sie ist eine komplizierte Frau, diese Arkady.«
»Ich halte sie für eine arrogante, hochnäsige kleine Schlampe«, informierte Elyssa ihn freudig. »Und wenn es nicht so wäre, dass ich sie noch brauche, hätte ich sie, gleich nachdem wir Glaeba verlassen haben, über Bord geworfen und den Gezeiten überlassen. Ich bin immer noch nicht ganz überzeugt, ob wir das nicht noch machen sollten. Es wird ja wohl eine andere menschliche Frau geben, die ich nehmen kann. Eine, die weniger Arger macht.«
»Wir brauchen sie doch, um den Kristall zu transportieren«, wandte Cayal ein, etwas beunruhigt, dass Elyssa so offenherzig ihre mörderischen Gedanken vortrug.
»Nicht mehr«, sagte sie. »Wir sind auf direktem Wege nach Jelidien …«
»Und auf die Gnade der Elemente angewiesen, weil wir keine Gezeitenmagie haben«, erinnerte Cayal sie. »Was ist, wenn wir in einen Sturm geraten? Wenn das Schiff in Gefahr ist, brauchen wir jemanden, der den Kristall festhält.«
»Das kann jeder aus der Mannschaft auch.«
»Falls wir in einen Sturm geraten, der schlimm genug ist, das Schiff zu gefährden«, erwiderte Cayal, »möchte ich die Mannschaft lieber damit beschäftigt sehen, uns über Wasser zu halten. Danke vielmals.«
Sie lachte. »Warum? Wir können nicht ertrinken, Dummerchen.«
»Das nicht, aber ginge der verfluchte Kristall über Bord, würde er wie ein Stein versinken. Weil, na ja … er ist nun mal ein Stein.« Er lächelte sie an und beschloss, dass es Zeit war, sie davon abzubringen, Arkady töten zu wollen. »Nebenbei, du willst doch einen schönen Körper bekommen? Selbst du musst zugeben: Sehr viel Schönere als der unserer königlich-glaebischen Fürstin sind kaum zu kriegen.«
Elyssa schmollte einen Moment, dann drückte sie seinen Arm und lächelte ihm verschwörerisch zu. »Sie ist in Wahrheit gar keine Fürstin, weißt du. In Wirklichkeit ist sie in den Slums aufgewachsen. Die Tochter eines einfachen Arztes. Ganz gewöhnliche Herkunft.«
»So gesehen war deine Mutter eine Hure.« Cayal musste plötzlich lachen. Ihm war gerade klar geworden, warum Elyssa ihn unbedingt um jeden Preis heiraten wollte, obwohl er ihr glaubhaft versichert hatte, dass er bei erstbester Gelegenheit aus dem Leben scheiden und sie als Witwe zurücklassen würde. »Gezeiten, deshalb das ganze Spektakel. Du möchtest durch mich deine königliche Legitimation erhalten.«
»Sei nicht albern.«
»Gib’s ruhig zu«, sagte er und löste ihren Arm von seinem, um sich umdrehen und ihr direkt in die Augen sehen zu können. »Du möchtest eine echte Prinzessin sein, und ich bin der einzige Prinz, dem du eine Hochzeit aufzwingen kannst. Du willst mich heiraten, um den hübschen Titel einzustreichen. Gezeiten, Elyssa, Kordana ist Geschichte, und das seit achttausend Jahren! Was denkst du bloß, was mein Titel noch wert ist? Deine Mutter nennt sich schon ein paar Tausend Jahre länger Kaiserin über die fünf Reiche. Sollte dir dieser Titel nicht eigentlich reichen?«
»Das Schlüsselwort dabei lautet: nennt sich Kaiserin«, fauchte Elyssa missmutig. »Gezeiten, wie ich es hasse, wenn du auf meine Kosten Witze machst.«
Er schüttelte belustigt den Kopf. »Wenn dir das so wichtig ist, warum dann nicht einen sterblichen Prinzen suchen, der dich heiratet und dir seine Krone aufsetzt?«
»Ich bin nicht hübsch genug. Ich war immer nur das Mauerblümchen.« Ihr Tonfall klang noch wehleidiger als ihre Worte.
»Du bist eine unsterbliche Gezeitenfürstin, Elyssa. Wenn die kosmische Flut ihren Höchststand erreicht, kannst du alles haben, was du willst.«
Elyssa schüttelte den Kopf. »Gezeitenmagie kann nicht dafür sorgen, dass dich jemand begehrt, Cayal. Das weißt du besser als irgendwer sonst. Und ich muss dir auch nicht sagen, wie das mit Syrolee läuft. Auf dem Stuhl
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